Mehrgenerationenhaus lässt Menschen reden

Vaterstetten · Renaissance des »Erzählsalon«

Iris Sedran (li.) und Bärbel Körner (re.) leiten als »Salonièren« den Erzähl-Salon.  Foto: pt

Iris Sedran (li.) und Bärbel Körner (re.) leiten als »Salonièren« den Erzähl-Salon. Foto: pt

Vaterstetten · Menschen haben Lebenserfahrungen und Erlebnisse. Doch wer nimmt sich heute noch Zeit den Geschichten zuzuhören?

Mit der finanziellen Unterstützung des Bundesfamilienministeriums zur Ausbildung zweier Salonièren hat das Mehrgenerationenhaus seit kurzem einen Erzähl-Salon eingerichtet, um diese Lücke zu füllen.

Das Erzählen, das Weitergeben von Wissen und Erfahrungen, von Erlebtem, ist eine der ältesten und unmittelbarsten Kommunikationsarten. Erzählen heißt »zu Wort kommen«, und das bedeutet: den eigenen Standpunkt formulieren und mitteilen, aber auch von anderen gehört und anerkannt zu werden. In unserer schnelllebigen hektischen Zeit gibt es wenig Raum zum Erzählen, vom gegenseitigen gleichberechtigten Austausch. Der Erzählsalon bietet diesen Rahmen.

Ursprünglich wurden die Erzähl-Salons im 18. Jahrhundert initiiert und behandelten vorwiegend literarische Themen. Der Erzähl-Salon heute hat eine andere Note. Zunächst wird gemeinsam Kaffee getrunken und geplaudert. Dann sitzt man im Kreis zusammen und jeder kommt zu Wort, jeder erzählt. Es sind keine Fabeln, keine Märchen, sondern ganz persönlich erlebte Geschichten zu einem vorgegebenen Thema. »Wir achten darauf, dass die Regeln eingehalten werden«, erklärt Salonière Iris Sedran. Als Personal Coach und psychologische Beraterin hat sie gelernt, behutsam auch schüchterne Menschen zu unterstützen und zum Reden zu bringen. Beim Geschichtenerzählen geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern darum, subjektiv Erlebtes weiterzugeben. »Niemand kommentiert die Geschichten«, so Bärbel Körner, die zweite Salonière, die von Beruf Sozialpädagogin ist. Die Regeln sind wenige und einfach, aber konsequent: Reihum werden zu einem bestimmten vorgegebenen Thema persönliche Erfahrungen geschildert. Jeder hat die gleiche Zeit, etwa fünf bis zehn Minuten, je nachdem wie lange vorab vereinbart wurde. Die Geschichten werden nicht bewertet, nicht diskutiert oder kommentiert. Allenfalls können zum Schluss Nachfragen gestellt werden.

Weil das jeweilige Thema im Voraus bekannt ist, können sich alle Teilnehmer darauf vorbereiten. Deshalb müssen sich die Teilnehmer vorab anmelden. Während des Salons trägt jeder seine Geschichte vor.

So werden in etwa eineinhalb Stunden bis zu zehn authentische Geschichten erzählt. Es entfaltet sich ein beeindruckendes Spektrum an Lebenserfahrungen und Lebensweisheiten. Indem man die Geschichten der anderen hört, relativiert sich die eigene.

Nachdem beim ersten Mal das Thema »Mein erstes selbst verdientes Taschengeld« Gegenstand des Treffens war, heißt es am Donnerstag, 12. Februar, um 15.00 Uhr »Ein Mensch der mich prägte« und »Der schönste Ort meiner Kindheit«.

Anmeldungen im Mehrgenerationenhaus, Tel. 0 81 06 / 89 22 50.

pt

Artikel vom 04.02.2009
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