Pfarrerin Bia Ritter wurde in der Jesajakirche in ihr Amt eingeführt

Fasangarten · Balance zwischen Arbeit und Privatem

Ein Empfang nach ihrer Einführung in der Jesajakirche, wie ihn sich die neue Pfarrerin Bia Ritter (2. v. l.) wohl nicht besser wünschen könnte: Es wurde gefeiert, gelacht und bis in die frühen Abendstunden sogar getanzt. Foto: K. Ossoinig

Ein Empfang nach ihrer Einführung in der Jesajakirche, wie ihn sich die neue Pfarrerin Bia Ritter (2. v. l.) wohl nicht besser wünschen könnte: Es wurde gefeiert, gelacht und bis in die frühen Abendstunden sogar getanzt. Foto: K. Ossoinig

Fasangarten · Die evangelische Pfarrerin Bia Ritter ist wieder gesund. Ein Burn-out-Syndrom hatte ihr im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht – Stress, große Verantwortung und zu viel Arbeit, die sie sich aufgebürdet hatte, hatten ihr in ihrer vorangegangenen Pfarrstelle in Gräfelfing schwer zugesetzt.

Nun freut sie sich darauf, in der Jesajakirche in Fasangarten endlich wieder an der Kanzel stehen zu können. Am Sonntagnachmittag fand der Gottesdienst zu ihrer Einführung statt, ihrer Krankheit zufolge mit rund einem halben Jahr Verspätung. »Nicht die Fülle der Aufgaben, aber die Verantwortung« in Gräfelfing hat Ritters schwere Krise ausgelöst. Auf dem ehemaligen Posten war sie zuständig für etwa 2500 Gemeindemitglieder der insgesamt 4500, und sie hat sich zusätzlich um zwei Kindergärten in eigener Trägerschaft und neun zu unterhaltende Gebäude gekümmert. Nun sucht Ritter eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben mit nur einer halben Pfarrstelle in Fasangarten. Die sie »mit ganzem Herzen ausfüllen will«. Und bei der sie sich ihrem »Kerngeschäft«, der seelsorgerischen Tätigkeit, dem Umgang mit den Menschen und den Gottesdiensten widmen möchte. Oberstes privates Gebot dabei: Sie will sich auch um sich selbst kümmern und mehr Zeit mit ihrem Mann verbringen. Ihre Arbeit hat ihr gefehlt, während sie im Krankenstand war.

Sie freut sich auf die Tätigkeit in der Jesajakirche. Denn schon das Gotteshaus selbst gefällt ihr sehr gut. Außerdem die »Art, wie die Gemeinde beieinander ist«. Sie selbst sei dort mittendrin, nicht wie auf einem Thron. Ritter findet es schön, dass viele junge Familien zu ihrer neuen Gemeinde gehören, da gerade die Kinder sehr aufnahmebereit für »Gottes Wort und Herrlichkeit «seien. Voll des Lobes ist Ritter auch über den Kirchenvorstand der Jesajakirche, der ihr, als sie bereits in Fasangarten wohnte, aber noch krank geschrieben war, den Rücken frei gehalten hat. »Alle hatten Verständnis und das fand ich unglaublich«. Mit diesem Spielraum hat sie sich freier um ihre Genesung kümmern können. Ritter hat festgestellt, dass es kluge Menschen gebe, die die Grenzen des Machbaren spüren und es honorieren würden, wenn man dazu steht.

Die Pfarrerin sieht mittlerweile in ihrem »totalen Niedergang« vor allem auch eine »Chance für die Seelsorge«, da sie eine Krise am eigenen Leib verspürt hat. In der neuen Pfarrgemeinde reizt es sie, neue Schwerpunkte und Konzepte zu entwickeln. Dabei ist die Pfarrerin sich sicher, »dass es nicht nur für mich, sondern für alle Engagierten an der Jesajakirche eine Lernaufgabe sein wird, wie sich die Arbeit künftig mit einer halben Pfarrstelle organisieren lässt«. Sie hofft, mehr Zeit, etwa um Segnungsgottesdienste auszuarbeiten, zu haben. Die neuen Aufgaben sind für sie »reizvoll, aber auch eine ernste Herausforderung«. Ritter freut sich, wenn sie mit »Pastorin« angesprochen wird. Denn das sei der gängige Ausdruck für eine Geistliche in Norddeutschland, wo sie aufgewachsen ist und zunächst in einer kleinen Gemeinde bei Osnabrück tätig war. Inzwischen ist sie aber seit 25 Jahren im Dienst der bayrischen Landeskirche und war in verschiedenen Gemeinden tätig. »Deshalb höre ich genauso auf ›Pfarrerin«. In Gräfelfing war Ritter mit ihrer Familie in den vergangenen 13 Jahren. Ihr Mann Manuel ist seit zwei Jahren in Vollzeit als theologischer Referent im Landeskirchenamt tätig. Ritter möchte durch die halbe Stelle auch wieder etwas mehr Zeit für ihre Familie finden, mit ihrem Mann zusammen sein und ihre Söhne Kilian (24), Anselm (22) und Josias (19) unterstützen, die alle kurz davor stehen, das elterliche Heim zu verlassen.

Ihre Hobbys sollen künftig auch nicht zu kurz kommen: Kontakt zu Freunden und ihren sieben Patenkindern halten, Einladungen organisieren, Feste feiern wie sie fallen, Tagebuch und Briefe schreiben, Gartenarbeit und, als ehemalige Turniertänzerin, sich wieder zur Musik bewegen. »Kontraste sind mir lieb, sowohl im Beruf als auch privat«, sagt Bia Ritter. Und muss nun bereits wieder aufpassen, wie sie sagt, dass ihre hohe Motivation, die ihre neue Stelle für sie mit sich bringe, sie nicht gleich verleite, sich vor Freude zu überschlagen.

K. Ossoinig

Artikel vom 21.01.2009
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