Widerstand der Kleingärtner in Riem sicher

Protest gegen Fußballstadion

Riem · In der letzten Zeit wurde immer wieder behauptet, der Standort Riem sei deshalb für die Planungen eines Fußballstadions interessant, weil dort keine Einwände von Bürgern zu erwarten und deshalb ein solches Projekt am ehesten durchsetzbar sei.

Dem widerspricht vehement der Vorstand der Kleingartenanlage Riem e. V:, der in der letzten Woche getagt hat.

Der Vorstand vertritt annähernd 100 Kleingartenbesitzer, denen Grundstücke zwischen 300 und 600 m2 gehören, im Grundbuch eingetragen und direkte Nachbarn des Schörghubergrundstücks sind. Die Vorstandsmitglieder beschlossen einstimmig, den Mitgliedern in der am 5. April stattfindenden Versammlung zu empfehlen, sich den Klageweg offenzuhalten und außerdem dem Bezirksausschuss Trudering-Riem oder angrenzenden Gemeinden wie Feldkirchen, die gegen die Stadionpläne ins Feld ziehen, bei allen Aktionen solidarisch anzuschließen und zu unterstützen.

„Es darf sich der Fehler bei der Messeplanung nicht wiederholen, dass zuerst ein Bauvorhaben gegen alle berechtigten Einwände in Bezug auf Verkehrserschließung und Verkehrsanbindung durchgesetzt wird und erst später, wenn sich diese vorher angeprangerten Mängel negativ auf die betroffenen Bürger und Stadtteile bemerkbar machen, im Wege der Flickschusterei nur teilweise abgeholfen werden kann“, so fanden die Mitglieder. Die Messe München und die einhergehende Wohn- und Gewerbebebauung reicht aus, schon jetzt Horrorgefühle bei den Kleingärtnern zu wecken, ob sie überhaupt noch in ihre Gärten kommen. „Wenn größere Messen sind, ist es schon jetzt schwierig, über die Paul-Henri-Spaak-Straße in die Kleingartenanlage ein- und wieder auszufahren. Wie wird es dann erst, wenn die von Innenminister Beckstein genannten Fahrzeugzahlen von 65.000 bis 70.000 Autos pro Veranstaltung bis zum Jahre 2010 Wirklichkeit werden?“ geben die Kleingärtner zu bedenken.

„Die Zufahrtsstraßen zur Messe und Messestadt sind schon jetzt bei Veranstaltungen voll, wie würde dies erst bei einem Fußballstadion mit Eventbereich?“ Darum ist Widerstand bei den Kleingärtnern angezeigt und nicht nur als leere Drohung zu verstehen. Die Kleingärtner wollen ihr Eigentum und ihre lebensnotwendigen Erholungseinrichtungen schützen und haben einen Anspruch darauf, dass die verantwortlichen Entscheidungsträger dies anerkennen. „Riem ist kein Standort für ein Multifunktionsstadion!“ lautet der Appell.

Enttäuscht zeigte sich der Vorstand auch darüber, dass auf die im Dezember 2000 verfassten Schreiben des Vorsitzenden an Bayerns Wirtschaftminister Otto Wiesheu und den Bahnchef der Direktion München wegen der falschen Überlegungen für einen S-Bahn-Messeanschluss über das vorhandene Gütergleis, keine Antwort, nicht einmal eine Zwischennachricht, eingegangen ist. Das zeigte, so der Vorsitzender Georg Prinz, wie Verantwortliche von Politik und Bahn mit den berechtigten Bürgerinteressen umgehen, nämlich einfach ignorieren. Aber dann sich darüber wundern, wenn diese Bürger nichts mehr von Politik und Mitwirkung wissen wollen und entweder nicht mehr zu demokratischen Wahlen gehen, oder gar Extreme wählen, die ihnen vorgaukeln, ihre berechtigten Interessen radikal zu vertreten.“

Seit 10 Jahren im Amt ist der jetzt tätige Vorstand, der sich am 5. April in der Mitgliederversammlung zur Wiederwahl stellen wird. Außerdem wurde beschlossen, schon jetzt mit den Vorbereitungen für eine entsprechende Veranstaltung zum 50-jährigen Bestehen der Anlage und des Kleingartenvereins im Jahre 2004, zu beginnen. Sorgen bereitet dem Vorstand auch der Zustand der vereinseigenen Wasserleitungen, die ebenfalls seit 47 Jahren ihren Dienst leisten. Nun sei damit zu rechnen, dass diese bald durchgerostet sind, deshalb erneuert und finanzielle Rücklagen gebildet werden müssen.

Artikel vom 28.02.2001
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