Orientalisch: Wertvolle Osterrieder-Krippe in St. Ursula

Schwabing · Wie im Heiligen Land gesehen

Ein Kamelreiter auf dem Weg zur Krippe: Die etwa

Ein Kamelreiter auf dem Weg zur Krippe: Die etwa

Schwabing · Die Kamele sind naturgetreu wie selten, die Gesichter der Menschen weisen orientalische Züge auf. Auch die Gewänder der Personen orientieren sich an dem, was Sebastian Osterrieder 1910 im Heiligen Land gesehen hat: Der Münchner Bildhauer reiste extra in den Orient, um Krippenfiguren zu schaffen, die authentisch sind.

Und so sind höchst seltene Krippen entstanden, die heute noch in wenigen Pfarreien zu sehen sind, im Vatikan – oder mitten in München, in der Sankt Ursula-Kirche in Schwabing.

Die Gemeinde am Kaiserplatz besitzt seit 1924 eine große Krippe von Sebastian Osterrieder mit insgesamt 43 Figuren. Diese werden im Advent und in der Weihnachtszeit in wechselnden Szenen gezeigt (die Krippe befindet sich im Querschiff der Kirche, sie ist geöffnet täglich von 8 bis 19 Uhr).

Die Osterrieder-Krippe wird seit dem 1. Advent gezeigt, die Szenen wechseln wöchentlich im Advent. Seit dem 24. Dezember ist die Geburt mit der Anbetung der Hirten zu sehen, ab dem 6. Januar dann die Anbetung der Könige mit den drei Kamelen – und zwar bis 31. Januar. Sebastian Osterrieder, geboren 1864 im bayerischen Abensberg, gestorben 1932 in München, arbeitete nach seinem Studium an der Münchner Akademie in seinen Ateliers in der Maxvorstadt und in Schwabing. Neben großen Aufträgen für Denkmäler widmete sich der Bildhauer der Erneuerung der Krippendarstellungen, die um 1900 etwas aus der Mode gekommen waren.

Schon als Kind in Abensberg besserte er durchs Schnitzen von Krippenfiguren sein Taschengeld auf. Als Künstler schuf er geschnitzte und in Gips gegossene Krippenfiguren im orientalischen Stil. Er verkaufte sie an Pfarreien und Privatpersonen, eine Krippe besitzt der Vatikan. Sein Spitzname: »Krippen-Wastl«. Zum besseren Studium der Orientalen (Beduinen) und Kamele reiste Osterrieder 1910 mit einer kirchlichen Delegation ins Heilige Land. Das sieht man seinen Figuren, besonders den Kamelen an.

Nina Gockerell, Kuratorin am Bayerischen Nationalmuseum, nennt Osterrieder den »letzten bedeutenden Krippenkünstler im süddeutschen Raum« – auch das Nationalmuseum im Lehel besitzt eine Osterrieder-Krippe.

Ab Lichtmess (2. Februar) ist dann in der Ursulakirche wieder die Jahreskrippe zu besichtigen, beginnend mit der »Darbringung des Jesuskindes im Tempel« und dann weiteren Szenen, das ganze Jahr hindurch – allerdings dann mit beweglichen Glieder-Figuren und nicht mehr mit den Osterrieder-Figuren. Umbau unterm Jahr ist etwa alle 4 Wochen.

Artikel vom 22.12.2008
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