Albrecht Ackerland über die jungen Alten

München - „Da schau her“

Ein besonderer Geburtstag steht an, vielleicht haben Sie es zufällig mitbekommen. Die halbe Welt feiert dieses historische Jubiläum. Jedes Jahr aufs Neue. Ein schöner Brauch, eigentlich ein religiöser, der längst Allgemeingut ist.

Manche mag das aufregen; das Geburtsfest des Heilands sei längst zu einem gottlosen Kommerzspektakel verkommen, sagen sie. Dabei sollten sie froh sein, wenn sich so viele Menschen auf ihren Glauben beziehen. Weihnachten ist längst ein weltliches Fest, ein schönes, zu selten wird menschliche Nähe und Wärme gepflegt, wie in diesen Tagen. Alles geheuchelt? Mag sein, aber wenigstens tun die Menschen so, als interessierten sie sich für den anderen. Ist ja auch schon was.

Sich für andere interessieren – das hält jung, meint der älteste Mann in Bayern. Man darf es ihm glauben, er ist der lebende Beweis dafür. 105 Jahre ist Rudolf Heiß alt. Mit seiner Meinung ist er quasi das Gegenteil eines „alten Deppen“. Und er zeigt, dass das Alter eben keine Nummer auf dem Papier ist, sondern einzig und allein im Kopf stattfindet. Schon klar: Das Alter sieht man. Dabei sind die schönsten Menschen oft jene, die ihr Alter – die Nummer auf dem Papier – mit Würde zeigen. Ohne Straffung, ohne Lifting. Ich habe Menschen getroffen, die waren noch keine Vierzig, und haben sich schon über „die Jungen“ aufgeregt, und darüber, dass sie nicht genug respektiert würden ob ihrer Reife. Man sieht es ihnen an: Viel schlimmer als das Grau auf dem Kopf ist das Grau im Gesicht. Umgekehrt gibt es nicht wenige sehr Alte, denen das zeitlos Junge, das Interesse am Anderen, aus den Augen blitzt. Das darf man dann getrost „Schönheit“ nennen, es verdient größtmöglichen Respekt.

Respekt: eine Grundtugend. Wenn sich aber jemand aufführt wie der sprichwörtliche „alte Depp“, dann braucht er sich nicht wundern, ein bisserl weniger von dem Respekt zu bekommen. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Jungen, die jeden älteren Menschen für verbohrt und rückschrittlich halten. Er braucht sich nicht wundern, wenn er also nur Erfahrungen macht, die ihn bestätigen. Die viel und oft beschworene „selbsterfüllende Prophezeiung“ kommt hier zum Einsatz.

Ich wünsche Ihnen ein schönes, entspanntes, offenes Fest! Eines das jung hält!

Artikel vom 19.12.2008
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