Stadt prüft Bebauung an Hochäckerstraße – Bezirksausschuss empört

Perlach · Größtes Baugebiet nach Messestadt

Perlach · Nur durch Zufall hat der Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach von einem riesigen Bauvorhaben erfahren, das auf dem Areal zwischen Hochäckerstraße, Autobahn Salzburg A8, Peralohstraße sowie Unterhachinger- und Ottobrunner Straße ausgeführt werden soll.

Dass eine Maßnahme mit einer solchen Tragweite – erste Überlegungen gehen von 100.000 Quadratmetern Wohnfläche aus – zunächst ohne Wissen des BA´s eingeleitet werde, sorgte bei der jüngsten Sitzung für reichlich Erstaunen und Unmut.

Nach Aufgabe der Gärtnerei, die künftig ihre Waren von woanders beziehen, und nur noch eine Verpackungsanlage auf einem kleinen Bereich unterhalten will, wird ein rund 18 Hektar großes Gelände frei. Die Bayerische Bau und Immobilien Gruppe (BBIKG) beabsichtigt, das insgesamt 21 Hektar umfassende Areal im Einvernehmen mit den Grundeigentümern – dazu zählen neben der Gärtnerei im wesentlichen die Landeshauptstadt München und die Kirche – zu entwickeln.

Vorgesehen sei ein Mix aus Geschosswohnungen mit bis zu fünf Stockwerken und Einfamilienhäusern, plus Dienstleistungseinrichtungen, Büros, Gastronomie und Einzelhandel. Die Verkehrserschließung solle ausschließlich über die Hochäckerstraße erfolgen.

BA überrumpelt

»Das wäre aktuell das größte Wohnungsbauvorhaben im Münchner Osten nach der Messestadt«, berichtete Markus Blume (CSU) seinen erstaunten BA-Kollegen. Er hatte durch die Bitte des Planungsreferates an die evangelische Kirchengemeinde um Stellungnahme Wind von der Angelegenheit bekommen. Wegen der erforderlichen Änderung des Flächennutzungsplanes müssen laut Baugesetz die Träger öffentlicher Belange um Stellungnahme gebeten werden. Für Blume ist es ein Skandal, dass die Stadt, »egal ob bewusst oder versehentlich« den BA nicht von Anfang an mit einbezogen hat. »Während etwa Post, Telekom und Kirchen schon um Stellungnahmen gebeten werden, hat der BA noch nicht einmal Kenntnis davon, dass hier etwas geplant ist«. Das sei nicht nur rechtswidrig, er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, so Blume, »dass hier Planungen bewusst schnell und in verkürztem Verfahren durchgedrückt werden sollen«.

Für die Bebauung sei die Änderung des Flächennutzungsplans von Landwirtschafts- und Grünflächen in Wohngebiete erforderlich. Dabei sei kritisch zu prüfen, inwieweit der hier verlaufende überregionale Grünzug erhalten werden könne, so Blume.

Über die gravierenden Auswirkungen auf die Verkehrssituation macht sich sein Parteikollege Wolfgang Thalmeir Gedanken, schließlich liege das Gebiet im unmittelbaren Bereich der Südanbindung Perlach. Das alleine sei schon ein Grund, den BA frühzeitig einzubinden. Grundsätzlich sei die Schaffung von Wohnraum ja zu begrüßen, so Blume. Abzulehnen sei aber ein »Durchpeitschen« der Bebauung, ohne sich zuvor über die notwendigen verkehrlichen Voraussetzungen im Klaren zu sein und darüber, was an schulischer und sozialer Infrastruktur zu schaffen ist. Die BA-Vorsitzende Marina Achhammer versprach der Sache nachzugehen, damit der BA schleunigst über den genauen Sachstand informiert werde.

Derzeit gehe es lediglich um die Prüfung, ob eine Bebauung des Geländes überhaupt in Frage komme, winkt Planungsreferatssprecher Thorsten Vogel ab. Geprüft werde in erster Linie, ob sich für die Kompostieranlage, die sich auf dem Areal befindet, ein anderer geeigneter Standort finden lässt. Sie müsse verlagert werden, weil von ihr Immissionen ausgingen, die einen Abstand von 300 bis 500 Metern zur Wohnbebauung erforderten. Aus diesem Grund sei es ausnahmsweise zu dieser vorgezogenen Anhörung gekommen. Die Stellungnahmen dienten zunächst der Vorabklärung, ob überhaupt ein Bebauungsplanverfahren in die Wege geleitet werde. Danach werde der BA voll in die Planungen eingebunden.

Inge Stocker

Artikel vom 10.12.2008
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