Polizeireiterstaffel in Riem: Sicherheit auf Großereignissen garantiert

Riem · »Einfach a guada Schandi«

»Das größte Polizeipferd der Welt«: Leonhard Pruski (li.) und Richard Sporrer von der Polizeireiterstaffel bei ihrem schwarzen Riesen Quand. 	Foto: ak

»Das größte Polizeipferd der Welt«: Leonhard Pruski (li.) und Richard Sporrer von der Polizeireiterstaffel bei ihrem schwarzen Riesen Quand. Foto: ak

Riem · Sie heißen Luxor, Ulan, Quand und Faust. Sie sind topfit und nervenstark – einfach gute Polizisten. Ihre Haupteinsatzgebiete sind der Englische Garten, die Münchner Fußballstadien und das Oktoberfest. Im idyllischen Riem haben sie ihr Zuhause, zusammen mit 30 weiteren Pferden der Polizeireiterstaffel München.

Seit 1973 sorgen die berittene Ordnungshüter von dem oberbayerischen Hufeisenhof aus für »subjektive Sicherheit«. »Egal bei welchem Einsatz – das Pferd ist immer Sympathieträger und sorgt dafür, dass sich die Menschen sicher fühlen«, sagt Richard Sporrer. Aber auch ganz praktische Gründe führt der Inspektionsleiter der Reiterstaffel für die Notwendigkeit seiner Einheit an. Gerade bei Großereignissen wie Fußballspielen habe man vom Rücken eines Pferdes einfach einen besseren Überblick, könne mögliche Unruheherde entsprechend früher erkennen und deeskalierend wirken.

»Außerdem ersetzt ein Polizeipferd etwa zehn Fußbeamte«, weiß Leonhard Pruski. Der Polizeihauptkommissar ist für die Ausbildung, Ausrüstung und Einteilung von Pferd und Reiter zuständig. Das Leben des kleinen, drahtigen Niederbayers dreht sich ausschließlich um seine vierbeinigen Schandis. Seit 27 Jahren ist der Pferdenarr bei der Reiterstaffel.

»Und zu Hause habe ich noch sechs eigene Pferde«, erzählt Pruski. Ihm glaubt man daher sofort, wenn er mit ruhiger Stimme sagt: »Das ist kein normaler Job, sondern eine Herzenssache«. Mit Herz, aber auch mit Verstand arbeiten die berittenen Polizisten täglich mit ihren Pferden, um sie auf die Einsätze vorzubereiten. »Denn Pferde sind Angsthasen«, erklärt Pruski. Als Fluchttier sei es ein Urtrieb des Pferdes bei lauten Geräuschen oder schnellen Bewegungen davonzulaufen. Daher müsse man sie Stück für Stück an die stressigen Situationen gewöhnen. Mit Fangesängen aus der Lautsprecheranlage, Feuerwerkskörpern und bewegten Hindernissen werden Pferd und Reiter auf Großeinsätze vorbereitet.

Die Reiter werden nach Lehrbuch in der klassischen Reitweise ausgebildet. »Denn der Reiter muss die Rolle des Leittiers übernehmen. Ist er unsicher, hat das Pferd kein Vertrauen zu ihm und geht in kritischen Situationen durch«, erklärt der Hauptkommissar. Nur so könnten reiterliche Höchstleistungen wie beim jährlichen Einzug der Wiesnwirte oder dem Trachtenumzug garantiert werden. Denn Fahnenträger, Kapellen und Goaßlschnalzer »empfindet jedes Pferd als Angriff«. Nur wenn Pferd und Reiter »ein eingespieltes Team sind, funktioniert’s«, erklärt Pruski. Deshalb hat auch jeder Polizist ein ihm fest zugeteiltes Pferd.

»Mein Liebling ist Quand – von seinem Rücken hat man die beste Aussicht«, witzelt Sporrer. Kein Wunder: mit einer Schulterhöhe von 1,92 Metern ist der schwarze Wallach ein echter Riese und nach Meinung Sporrers auch das größte Polizeipferd der Welt. Wesentlich handlicher präsentiert sich Staffelmaskottchen Tipsi. Das Zwerg-Pony lebt seit 20 Jahren auf dem Hof und bekommt dort als misshandeltes und von den Behörden beschlagnahmtes Zirkuspferd sein Gnadenbrot.

Bis die vierbeinigen Schandis in Rente gehen können, wird es wohl noch einige Jahre dauern. Schließlich ist jedes Polizeipferd durchschnittlich 15 Jahre im Einsatz. Sporrer: »Das schafft bei uns kein BMW!«

Andrea Koller

Artikel vom 11.11.2008
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