Behindertengerechter Umbau des Bahnhofs Oberschleißheim wird verschoben

Oberschleißheim · Jetzt ist die Bahn am Zug

Rollstuhlfahrer haben in Oberschleißheim keine Chance allein auf den Bahnsteig zu gelangen. Der Umbau wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Foto: sh

Rollstuhlfahrer haben in Oberschleißheim keine Chance allein auf den Bahnsteig zu gelangen. Der Umbau wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Foto: sh

Oberschleißheim · »Deutschland erleben – preiswert reisen!« Mit diesem Satz lockt die Deutsche Bahn Reiselustige auf die Schienen. Deutschlandweit mag das auch wunderbar funktionieren, aber in Oberschleißheim leider nicht. Denn einige Oberschleißheimer Bürger können den Bahnsteig gar nicht erreichen, da dieser nur über mehrere steile Treppen zugänglich ist.

Die Deutsche Bahn hatte bereits für Ende 2008 den Beginn von Umbauarbeiten zugesagt, damit auch Mütter mit Kinderwägen, Senioren mit Rollatoren und Gehbehinderte barrierefrei auf den Bahnsteig gelangen können. Obwohl der Bauantrag im Gemeinderat schnellstmöglich behandelt wurde, um den Baubeginn nicht zu verzögern, wurde dieser völlig unerwartet von der Deutschen Bahn auf einen unbestimmten Termin, eventuell noch im Jahr 2009, verschoben.

Bereits vor zwei Wochen initiierte der VdK des Ortes eine Demonstration am Bahngelände, um den Forderungsdruck nach einem barrierefreien Zugang zum Bahnsteig zu erhöhen. Gerade in Oberschleißheim gibt es viele Behinderten- und Senioreneinrichtungen, die auf die Bahn angewiesen sind. Diese Menschen haben keine Chance, ohne einen oder sogar mehrere Begleiter den Bahnsteig zu erreichen. Der Leiter des Seniorenparks Oberschleißheim, Hans Schraufnagel, musste erleben, wie Senioren sich am Handlauf der Betontreppen hinunterhangelten und dabei schwer gestürzt sind.

»Zum einen ist für unsere Senioren die Treppenbenutzung lebensgefährlich, zum anderen müssen die Leute sich erst nach einem hilfsbereiten Mitmenschen umsehen, der dann den Rollator die Treppen in die Gleisunterführung hinunter und zum Bahnsteig wieder hinaufträgt«, sorgt sich Schraufnagel. Dabei geht es nicht nur um Gehhilfen oder Rollstühle. Bereits ein schweres Gepäckstück erschwert so manchem Reisenden die S-Bahnfahrt, was eigentlich nicht im Sinne der Deutschen Bahn sein kann.

Heiko Hamann als Verantwortlicher für die Bahnstation Oberschleißheim suchte am Tag vor der Demonstration noch den Kontakt mit Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler und der VdK-Vorsitzenden Brigitte Scholle. Er bot einen Gesprächstermin an. Im Gegenzug dafür sollte die Demo abgesagt werden. Das kam für Brigitte Scholle nicht in Frage. »Seit der Demonstration habe ich das Gefühl, Oberschleißheims Bürger sind näher zusammengerückt. Ich werde weitermachen, bis es keine Möglichkeit mehr gibt«, meinte sie kämpferisch.

Seitdem herrscht Funkstille. Weder beim VdK, noch im Rathaus sei bis jetzt eine Reaktion der Bahn eingegangen. Gegenüber der Münchener Nordrundschau äußerte sich Hamann nicht zu diesen Vorfällen und verwies an die Pressestelle der Deutschen Bahn. Von dort kam die Auskunft, dass ein Planfeststellungsverfahren zum behindertengerechten Ausbau des Bahnhofes laufe und etwa ab Ende 2009 ein Bescheid ergehen sollte. Von einer Zusage des Baubeginns Ende 2008 wurde Abstand genommen.

Der VdK plant nun mit Unterstützung des Rathauses und aller Behinderten- und Senioreneinrichtungen weitere Aktionen, um der Ernsthaftigkeit des Anliegens Nachdruck zu verleihen.

Siglinde Haaf

Artikel vom 11.11.2008
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