Festwoche in der Pfarrgemeinde Christi Himmelfahrt

Waldtrudering · Aufbruch mit 75

Die Kirche Christi Himmelfahrt wurde am 12. November 1933 geweiht: Ein Stich von 1930 (re. o.), die Kirche 1950 (re. u.) und heute (li.)  Foto: Privat

Die Kirche Christi Himmelfahrt wurde am 12. November 1933 geweiht: Ein Stich von 1930 (re. o.), die Kirche 1950 (re. u.) und heute (li.) Foto: Privat

Waldtrudering · Vieles war 1933 anders. Die Waldschulstraße hieß noch Spitzwegstraße und die Wasserburger Landstraße war ein schmaler Kiesweg mit viel Gebüsch rechts und links. Und dahinter Wald, viel Wald.

Sieht man vom Ausflugslokal »Phantasie« ab – ein Straßenname erinnert noch daran – so war die Gegend vermutlich den meisten Münchnern unbekannt. Selbst die Kirchenzeitung nahm von der Grundsteinlegung, ja nicht einmal von der Kirchenweihe Notiz. Trotzdem ließ es sich Kardinal Michael von Faulhaber nicht nehmen, am 12. November 1933 das »Heiligtum im Wald«, die heutige katholische Kirche Christi Himmelfahrt, zu weihen. Anlässlich dieses Jubiläums findet vom 8. bis 12. November eine Festwoche statt.

Der Pionier

Otto Lederer, Kaplan in St. Peter und Paul/Trudering, hatte seit 1930 den Kirchenbau gegen mancherlei Widerstände vorangetrieben. Nach Gottesdiensten in einer Notkirche auf dem Gelände der heutigen Turnerschule entschloss man sich schließlich zu einem Kirchenbau. Es war für viele Jahre die letzte genehmigte Kirche in München. Umso stolzer waren die Waldtruderinger auf ihr Gotteshaus. Was tat’s, wenn noch so manches fehlte – das Altargemälde wurde nicht rechtzeitig fertig, die Glocken erst 1934 geweiht und ein Harmonium ersetzte noch für geraume Zeit die Orgel.

Der Kirchenbau war nur eine der Herausforderungen für den jungen Seelsorger Otto Lederer. Mit der nationalsozialistischen Diktatur stand er von Anfang an auf Kriegsfuß. Einmal fanden Kurat Lederer und Mesner Beibl das Hauptportal der Kirche fest verschlossen. In der Nacht hatte man die Tür fest zugeschraubt und die Schrauben waren nicht die kürzesten. Trotzdem wuchs die Gemeinde in dieser Zeit zusammen. Auch die Kirche überstand die häufigen Luftangriffe auf die nahegelegene Bahnstrecke fast unbeschadet.

Zeiten des Umbruchs

Die Zahl der Katholiken war schon während des Krieges auf etwa 5.000 angestiegen und für Pfarrer Lederer und seine Kapläne stellte sich die Frage nach einem Netzwerk innerhalb der Pfarrei. 1949 fand eine große Volksmission zur Intensivierung des Glaubens statt. Das Wohnviertelapostolat und ein Pfarrausschuss – Vorläufer des heutigen Pfarrgemeinderates – wurden ins Leben gerufen. Ab 1964 stand ein erstes Pfarrheim für die Jugendgruppen, aber auch für Feste und andere Veranstaltungen zur Verfügung. Neue Wege wurden in der Seelsorge und Sozialarbeit gegangen: Bußgottesdienste und Glaubensseminare wurden durchgeführt, ein Krankenpflegeverein und die Gemütliche Runde gegründet.

Das II. Vatikanische Konzil und die daraus resultierenden Reformen führten zur Umgestaltung des Altarraumes mit Ambo und Volksaltar. Viele bedauern bis heute die Reduzierung des Altarbildes. Zu den Lebenshöhepunkten des inzwischen zum Prälaten ernannten Otto Lederer gehörte 1975 die Eröffnung eines pfarrlichen Kindergartens mit 150 Plätzen.

Als der Vater der Gemeinde nach 44 Jahren Tätigkeit in Waldtrudering am 17. Mai 1977 starb, hinterließ er ein gut bestelltes Haus. Der bisherige Kaplan Andreas Schauer führte seine Arbeit fort und setzte vor allem in Einzelgesprächen und in der Einbeziehung der Laien seine Akzente. Eine Nachbarschaftshilfe wurde gegründet und statt der bisherigen Kapläne übernahmen nun hauptamtliche Laien Verantwortung in einem Leitungsteam. Viel Geduld und Nerven kostete ihn der Neubau des Pfarrbüros und des Pfarr-heims, das schließlich 1992 eingeweiht werden konnte. Seit Oktober 1993 ist Theo Seidl der nunmehr dritte Pfarrer von »Christi Himmelfahrt«. In seine Amtszeit fallen die neue Orgel und die Sanierung des Kindergartens. Zu seinen schönsten Erfahrungen aber zählt er die Früchte aus den Jahresthemen, die es seit nunmehr zwölf Jahren gibt. Dazu gehören vor allem die »Exerzitien im Alltag«, die alljährlich über die Pfarreigrenzen hinaus angenommen werden, und die Überlegungen im Vorfeld der Familien-Gottesdienste und bei der Suche nach neuen Gottesdienstformen. Nicht überall geht die Gemeinde voll mit, aber manches braucht eben seine Zeit.

Eine lebendige Gemeinde

Dabei kann sich Pfarrer Seidl auf seine hauptamtlichen Mitarbeiter ebenso verlassen wie auf die Jugendlichen und die rund 400 Ehrenamtlichen, die sich in Sachausschüssen und Projektgruppen einbringen. Nur so sind Veranstaltungen möglich, wie das Pfarrfest an Christi Himmelfahrt und der Weih-nachtsbasar. Aber auch die kleinen Dinge sind für Pfarrer Seidl wichtig: das Gebet der werktäglichen Gottesdienstgemeinde und der verborgene Einsatz der Caritassammlerinnen. Insgesamt geht durch die Sozialprojekte der Blick weit über den für die Waldtruderinger Kirche typischen Dachreiter hinaus. In der Kinderkrebsstation von Kiew ist »Christi Himmelfahrt« ebenso ein Begriff wie für die Straßenkinder in Bukarest und die Menschen in Mayo Darle in Kamerun. Die Aktionen reichen von Lebensmittelpäckchen am Martinsfest über das Dreikönigssingen der Ministranten bis hin zu finanziellen Hilfen aus der monatlichen Altpapiersammlung der Pfadfinder und dem »Eine Welt«-Laden. Beeindruckt hielt Regionalbischof Siebler bei seiner Visitation im April 2008 fest: »Die Pfarrgemeinde Christi Himmelfahrt ist auf einem sehr guten Weg. Hier zeigt sich in erfreulicher Weise, wie eine gute Pfarrseelsorge in der heutigen Zeit aussehen kann und soll.«

Das Jubiläum

Bereits seit Anfang des Jahres feiern die Waldtruderinger Katholiken das Jubiläum ihrer Kirche. Eine gut besuchte Ausstellung über die Geschichte der Pfarrei und die eindrucksvolle Pilgerfahrt der Jugendlichen nach Israel gehörten ebenso dazu wie ein Projekt zur Unterstützung der Kirche in China und ein Jubiläums-Konzert.

Ein besonderes Erlebnis wurde das Mittagessen mit den 75-jährigen Pfarrangehörigen, die also mit der Kirche in diesem Jahr Geburtstag haben. Mit einer Festwoche rund um den 75. Weihetag schließt das Jubiläumsjahr ab. Und wenn nach dem Fest der Alltag wieder einzieht, wird sicher etwas von dem Aufbruch zu spüren sein, den auch Abraham und Sarah mit 75 Jahren wagten. Denn es geht nicht nur um Rückschau, sondern um die Gestaltung der Zukunft.

Pfarrer Theo Seidl

Programm der Festwoche 8. bis 12.11.

Samstag, 8. November, 18.00 Uhr. Ein ökumenischer Gottesdienst wird die Festwoche eröffnen. Im Mittelpunkt steht dabei die Erinnerung an die gemeinsame Wurzel aller Christen in der Taufe. Der Posaunenchor der Friedenskirche wird zusammen mit Jugendlichen beider Gemeinden den Gottesdienst gestalten. 19.30 Uhr. Festakt im Pfarrsaal. Neben Ansprachen, u.a. von Stadtrat Dr. Georg Kronawitter, wird Pfarrer Seidl drei verdienten Mitgliedern der Gemeinde die Patronatsikone als Dankeszeichen überreichen. Bei einem Imbiss gibt es Gelegenheit zu Gespräch und Tanz. Das Symphonische Orchester der Pfarrei und die Pfadfinder-Band RUDE sorgen für Musik.

Mittwoch, 12. November, 9.30 Uhr. Am 75. Weihetag wird Kardinal Wetter 57 Jugendlichen das Sakrament der Firmung spenden. Musikalisch wird die Firmung vom Jugendchor »cantores l’ascensione« geprägt.

Sonntag, 16. November. Mit einem großen Festgottesdienst geht das Festjahr zuende. Neben Pfarrer Schauer haben viele ehemalige Kapläne, Pastoralreferenten und Mitarbeiter ihr Kommen angekündigt. Bei dem Gottesdienst, der im Hinblick auf das anschließende Fest der Begegnung bereits um 9.30 Uhr beginnt, wird erstmalig der neue von Michael Veit gestaltete Festvorhang zu sehen sein.

Artikel vom 29.10.2008
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