Temposünder auf der Spur

Oberhaching · Raser ausbremsen

Oberhaching · Ganz schön schnell sind die Autofahrer in Oberhaching unterwegs. Das ergaben die Radarkontrollen der Polizei, aber vor allem auch die von der Gemeinde durchgeführten Geschwindigkeitsmessungen. Mit Hilfe des gemeindeeigenen Zählgerätes Impaktor hat die Verwaltung in den letzten Jahren immer wieder das Verkehrsaufkommen und die gefahrenen Geschwindigkeiten in der Gemeinde überprüft.

Bisher gab es aber bei den Messungen durch die Gemeinde keine Konsequenzen für die Temposünder. Vor allen in den auf Tempo 30 reduzierten Straßen wird oft viel zu schnell gefahren. So hielten sich zum Beispiel in der Franz-Josef-Strauß-Straße nur 15 Prozent der Autofahrer an die vorgeschriebene Geschwindigkeit. 25 Prozent fuhren zwischen 35 und 40 Stundenkilometer, 60 Prozent fuhren sogar noch schneller. Auch in der Kybergstraße scheinen die Autofahrer nicht viel von der Begrenzung auf 30 Stundenkilometer zu halten. Hier fuhren 92 Prozent der Fahrzeuge schneller als erlaubt, mehrfach wurden sogar bis zu 74 Stundenkilometer gemessen. Dem soll die Gemeinde nun nach dem Willen der SPD einen Riegel vorschieben. Die SPD-Fraktion stellte bei der letzten Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses den Antrag zur Einführung einer Geschwindigkeitsüberwachung im Gemeindebereich bei der auch Knöllchen vergeben werden.

Eine solche Überwachung könnte zum Beispiel durch den Zweckverband Kommunale Verkehrssicherheit Oberland durchgeführt werden, so der Antrag der SPD. Die Kosten dafür hängen von der Art der Vereinbarung zwischen Gemeinde und Zweckverband ab. Die Gemeinde könnte für 1,35 Euro pro Einwohner Mitglied im Zweckverband werden. Dazu kommen für die Verkehrsüberwachung noch zusätzlich 95 Euro pro Stunde plus 8 Euro pro erwischten Temposünder. Bei der von Bürgermeister Stefan Schelle favorisierten Lösung würde die Gemeinde eine Zweckvereinbarung mit dem Zweckverband abschließen. Dann würde die Einsatzstunde zwar 135 Euro plus 9 Euro pro Blitzerfoto kosten, bei dieser Lösung könnte die Gemeinde aber nach zwei oder drei Jahren auch wieder aus dem Vertrag aussteigen. Die Geldstrafen für Verwarnungen würden bei beiden Varianten in die Gemeindekasse fließen, Bußgelder dagegen dem Freistaat Bayern zustehen. Trotzdem können sich einige der Ausschussmitglieder nicht recht mit dem Gedanken an eine Verkehrsüberwachung anfreunden – wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen: Marcus Franklin (Freie Bürger) setzt lieber auf den erzieherischen Effekt von Geschwindigkeits-Anzeigetafeln. Michael Thaller (CSU) stört der Gedanke, dass die Gemeinde damit eine eigentlich hoheitliche Aufgabe des Freistaates finanzieren würde und Willibald Schneider (BVO) findet man solle damit zufrieden sein, dass die Leute nur noch um die 40 Stundenkilometer fahren. Vor der Geschwindigkeitsbegrenzung seien sie schließlich in den gleichen Straßen 70 Stundenkilometer gefahren. Vorerst haben die Raser in Oberhaching jedenfalls noch eine Gnadenfrist, denn eine Entscheidung ist bei der Sitzung noch nicht gefallen.

Auf Wunsch von Marcus Franklin wird die Gemeindeverwaltung in den nächsten Wochen den erzieherischen Wert der Geschwindigkeits-Anzeiger prüfen. Dazu wird, an ausgewählten Stellen, zirka 100 Meter nach der Anzeigetafel die gefahrene Geschwindigkeit noch einmal mit dem Gerät Impaktor erfasst und aufgezeichnet. Die Ergebnisse werden dann bei der nächsten Sitzung besprochen. Bei der Sitzung im Dezember hofft Stefan Schelle, kann dann eine »weise und für alle Bürger verträgliche Lösung« gefunden werden.

aba

Artikel vom 29.10.2008
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