Kindergarten wegen Einsturzgefährdung geschlossen

Vaterstetten · Pfusch am Bau

Die »Mäuse- und Bärengruppen« wurden von der Freiwilligen Feuerwehr für zwei Tage aufgenommen, bevor sie ins JUZ ziehen konnten. Foto: Tränkel

Die »Mäuse- und Bärengruppen« wurden von der Freiwilligen Feuerwehr für zwei Tage aufgenommen, bevor sie ins JUZ ziehen konnten. Foto: Tränkel

Vaterstetten · Die Türen zum Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt an der Carl-Orff-Straße sind seit vergangener Woche verschlossen. Der Grund: In Teilen der Dachkonstruktion wurden feuchte Stellen festgestellt, die die Statik des Gebäudes gefährden könnten. Auf Anraten eines Sachverständigen hat die Gemeindeverwaltung den Kindergarten geschlossen.

Es begann mit einer Routinebegehung der gemeindlichen Bauamtsmitarbeiter im Januar. »Man stellte fest, dass etwas nicht in Ordnung war«, schildert Leiterin Edith Fuchs den Sachverhalt. Auf dem nördlichen Flachdach waren nasse Stellen zu sehen. Eine Firma sollte die undichten Stellen genauer untersuchen. Die Reparatur musste jedoch auf Mai verlegt werden, weil es unentwegt regnete.

Anfang März fegte ein Sturm ein Teil des Daches weg. Danach stellte Fuchs auch erstmals Feuchtigkeit im Gebäude fest, so dass die Erzieherin allmorgendlich zum Föhn griff, um die feuchte Wand zwischen Toilette und Gruppenraum zu trocknen. Ein von der Gemeinde beauftragter Gutachter kam Ende Juli. Allerdings erhielt man das Ergebnis erst Ende August. »Laut Gutachten befindet sich Feuchtigkeit unter dem Dach«, so Fuchs. Handlungsbedarf sah man jedoch noch nicht, da auch der Gutachter zu diesem Zeitpunkt noch keine kritische Feuchtigkeitsbelastung sah.

Da ursächlich Baumängel dafür verantwortlich sein konnten, beschloss die Gemeindeverwaltung rechtliche Schritte gegen die Allgäuer Baufirma zu unternehmen. Die renommierte Firma ist für etliche öffentliche Bauten in der Region verantwortlich, unter anderem das Jugendzentrum in Zorneding, Kindertagesstätten in Haar, Krailling und Moosinning, sowie das Dach der Vaterstettener TSV-Halle und ein Kindergarten in Eching, wo das Dach weggeflogen war.

Im Oktober veranlasste Bürgermeister Robert Niedergesäß eine weitere Untersuchung mit einem Sachverständigen, der die Statik des Gebäudes überprüfen solle. Der örtliche Gutachter sei zu dem alarmierenden Ergebnis gekommen, dass die Spanplatten komplett durchnässt und teilweise gebrochen seien. Verursacht habe dies eine nicht vorschriftsmäßige Verlegung der Dampfsperre. So war Feuchtigkeit in die Wärmedämmung und dann in die Holzkonstruktion gedrungen. Zwar könnte nicht das ganze Dach einstürzen wie in der Eislaufhalle in Bad Reichenhall, »einige Platten könnten jedoch in den Kindergarten fallen«, so Fuchs. Die Statik sei nicht mehr gewährleistet. Der Sachverständige empfahl die Räumung des Kindergartens bis Anfang der Woche.

So lange wollten die Verantwortlichen jedoch nicht warten. »Ich dachte, ich hätte in meinen dreißig Jahren als Erzieherin schon alles erlebt«, schüttelte Edith Fuchs den Kopf. Als Leiterin des Kindergartens stand sie dann vergangene Woche quasi über Nacht vor der Mammutaufgabe, für ihre 100 Kinder ein neues Quartier zu finden. Eltern, Gemeindeverwaltung und die Einrichtungen im Ort suchten nach Lösungsmöglichkeiten und spuckten tatkräftig in die Hände, als es zum Einpacken von Umzugskartons ging: Schon am Donnerstag war eine Gruppe im AWO-Kindergarten am Jugendzentrum untergebracht, eine zweite Gruppe fand Herberge im Ruheraum der Einrichtung »Haus für Kinder«, die »Mäuse- und Bärengruppen« wurden von der Freiwilligen Feuerwehr für zwei Tage aufgenommen.

Auf unbestimmte Zeit: In dieser Zeit wurde das Jugendzentrum so hergerichtet, dass die zwei Gruppen am Montag dieser Woche dorthin umziehen konnten. »Ich habe keine Ahnung, wann wir wieder in unseren Kindergarten zurückgehen können«, sagt Edith Fuchs. »Aber es ist dennoch eine gute Erfahrung, dass alle zusammenhelfen«.

P. Tränkel

Artikel vom 22.10.2008
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