OBI kommt nach Taufkirchen

Taufkirchen · Diskussionsbedarf

Taufkirchen · Noch einmal hitzig diskutiert wurde die Neuansiedlung von OBI auf Taufkirchner Gebiet. Denn wegen einer redaktionellen Berechtigung im Beschluss kam die Standortdebatte noch einmal auf die Tagesordnung des Gemeinderats. Dort wurde das Projekt mit einer Mehrheit von 14:10 Stimmen abgesegnet – unter heftigem Einspruch von ILT und Grünen.

Die Umwelt müsse besonders an dieser Stelle geschützt werden, appellierte Susanne Schöber (ILT): »Wir nehmen den Wald als Klimaschutz weg. Stattdessen versiegeln wir die Fläche und eine Menge neuer Verkehr kommt auf – und damit CO2-Emissionen und Feinstaub.« Zudem sei das Waldstück als besonders schützenswert erachtet und zum »Bannwald« ernannt worden. Hier kämen Arten vor, die an anderen Orten in Bayern nur selten existierten. Zwar haben sich die Investoren dazu verpflichtet, die gerodete Fläche im Verhältnis 1 zu 1,3 zu ersetzen.

Doch bis ein neuer Wald angelegt sei, dauert es lang – in der Zwischenzeit fehle den Tieren der Lebensraum: »Aufforstung nützt da nichts«, meint Schöber. Nicht zuletzt sei auch der ökologische Zusammenhang im so genannten »Parallelogramm« an der B471 wichtig. Die Bebauung würde diesen Zusammenhang vernichten. Im Übrigen sei auf der Ausgleichsfläche für den Bau von IKEA »so gut wie nichts gekommen«, erinnerte Schöber. »Es bestehen Bedenken«, betonte auch Schöbers Parteifreund Karl Heinz Hansen (ILT) und zitierte die Stellungnahmen der Landeshauptstadt sowie der benachbarten Gemeinden Höhenkirchen, Sauerlach, Ottobrunn und Unterhaching. Die Ansiedlung des Bau- und Gartenmarktes sei mit der städtebaulichen Entwicklung nicht vereinbar.

Die Verkehrsführung im Bereich um den Baumarkt sei problematisch und müsse – im Falle eines Baus – verbessert werden, forderte Hansen. Bedenken äußerte er auch aus wirtschaftlicher Sicht: »Heimisches Gewerbe hat es jetzt schon schwer. Wenn wir das zulassen, dann wird es noch schwieriger«, sagte Hansen. In Hinblick auf den befürchteten »Leerstand« warnte er: »Wir höhlen die Ortsmitte aus«. »Es ist klar, dass ein 80- bis 90-jähriger Wald nicht aus dem Hut gezaubert werden kann«, räumte Gerold Lang ein. Der Diplombiologe hat für das Landschaftsarchitektur-Büro Schober eine »spezielle artenschutzrechtliche Prüfung« (SAP) erstellt. Demnach könnte es insbesondere bei Schwarzspecht, Habicht, Baumfalke, Neuntöter zum »Verlust einzelner Brutpaare« kommen – was aber »keine ökologische Katastrophe« sei: »Dadurch wird die lokale Population nicht gefährdet oder nachhaltig beeinträchtigt«, lautet Langs Einschätzung. Das Projekt sei ohnehin nicht mehr aufzuhalten, argumentieren die Befürworter: »Ein Großteil der Fläche ist Brunnthaler Gebiet – da haben wir sowieso keinen Einfluss«, unterstrich die zweite Bürgermeisterin, Angelika Steidle (CSU).

Von den 15845 Quadratmetern Wald, die gerodet werden sollen, liegt mit 490 Quadratmetern ein knappes Drittel auf Taufkirchner Grund. Während Gemeinderat Fritz Dengler (ILT) vor einem »Ikea-Domino-Effekt« warnte, zog Bürgermeister Jörg Pötke (ILT) aus der Ansiedlung des Möbelhauses einen anderen Schluss: »Da haben wir gelernt, wie wichtig es ist, sich verhandlungsbereit zu zeigen. Nur so kann man konstruktive Gespräche mit den Investoren führen, um das Beste für die Bürger herauszuholen«, fasst der Gemeindechef zusammen. Zum Beispiel soll dieses Mal eine Buslinie verlängert werden – möglichst schon ab Dezember.

Carola Gruber

Artikel vom 15.10.2008
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