Acht Münchner Schulen beteiligen sich an KommMIT

München - Besser integrieren

Gelebte Integration auf dem Pausenhof: Anja Dietrich, Leiterin der Deutschlerngruppe an der Grundschule an der Führichstraße, notiert Erstklässler für den Pausendienst. 	Foto: sm

Gelebte Integration auf dem Pausenhof: Anja Dietrich, Leiterin der Deutschlerngruppe an der Grundschule an der Führichstraße, notiert Erstklässler für den Pausendienst. Foto: sm

„Um mehr Bildung bei den Kindern zu erreichen, müssen wir die Eltern in die Schule bekommen. Nur so können wir Berührungsängste abbauen“, erklärt Anja Dietrich, Leiterin der Deutschlerngruppe an der Grundschule an der Führichstraße. Die 33-Jährige sieht konkreten Handlungsbedarf an der Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern mit Migrationshintergrund.

Dafür veranstaltet die engagierte Lehrerin nicht nur zielgerichtete Elternabende, sondern auch Diskussionsrunden sowie ein Fest der Kulturen. Aber auch die Lehrer bräuchten Unterstützung, um die Mentalität der verschiedenen Nationen besser zu verstehen.

Um die Aussichten für Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule, am Ausbildungsstellenmarkt und im Beruf zu verbessern, initiierte das Kultusministerium nun den Schulversuch „KommMIT“. Vergangenen Dienstag eröffnete Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) den neuen Schulversuch mit den Worten „Integration ist der Schlüsselbegriff für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“.

Dreißig Schulen aus Bayern nehmen an dem auf drei Jahre ausgerichteten Schulversuch teil; acht davon aus München. „KommMIT“ steht für Kommunikation, Migration, Integration und Teilhabe und bezieht alle Schultypen mit ein.

Das Projekt soll eine Chance für junge Menschen darstellen, erfolgreich am beruflichen und gesellschaftlichen Leben ihres neuen Heimatlandes teilzunehmen.

Grundvoraussetzung sei allerdings die Bereitschaft, sich integrieren zu wollen. „Der Staat mache ein Angebot, aber jeder Einzelne muss dieses Angebot auch annehmen“, appellierte Scheider an die Eigenverantwortung der Familien mit Migrationshintergrund.

Der Schulversuch soll neben der Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern auch die sprachliche Integration erproben. „Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, lautet der Grundsatz von Kultusminister Schneider.

Dem pflichtet Mechthild Hartung-Stenglein, Projektleiterin von KommMIT am Gymnasium Moosach, bei. Primär konzentriert sie sich daher auf die Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund, die sich am Moosacher Gymnasium selbst als „Zugvögel“ bezeichnen. „Nur wenn die Schüler die deutsche Sprache beherrschen, können sie dem Stoff folgen. Besonders deutlich wird dies bei Textaufgaben in der Mathematik“, sagt Hartung-Stenglein. Die Schule zählt 64 verschiedene Nationalitäten. Doch wie sieht die zusätzliche sprachliche Förderung konkret aus? Dies könne zum Beispiel spielerisch oder musikalisch passieren, meint Dr. Susanne Mortensen vom Kultusministerium. „Beim Theaterspielen wird besonderer Wert auf Aussprache und Auswendiglernen gelegt, beim Singen zusätzlich auf Sprechrhythmus.“

Doch Sprache allein reiche nicht aus, bei KommMIT gehe es auch um die kulturelle Entwicklung. „Interkulturelle Kompetenzen helfen sowohl deutschen Schülern als auch Kindern mit Migrationshintergrund“, verdeutlicht Mortensen.

Die 30 Modellschulen sollen also Konzepte für sprachliche Integration, interkulturelles Lernen und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schule und Familien mit Migrationshintergrund entwickeln. Positiv ausgewertete Beispiele sollen dann in einem Best-practice-Handbuch als Anregung für alle bayerischen Schulen veröffentlicht werden. Auch der Landtagsabge

ordneter Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD) begrüßt grundsätzlich den Schulversuch KommMIT, denn „der überwiegende Teil von Schülern ohne Abschluss sind Kinder mit Migrationshintergrund“. Das Gerechtigkeitsproblem sei allerdings bereits bekannt. Pfaffman warnt: „Wir brauchen keinen neuen Modellversuch mit anschließender Evaluierung, wenn das Ergebnis jetzt schon fest steht. Dass wir mehr Förderlehrer und kleinere Klassen brauchen, wissen wir bereits heute.

Von Stefanie Moser

Artikel vom 09.10.2008
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