Schmidbauerstraße und Lorenz-Hagen-Weg sind Raserstrecken

Perlach · Radler landen fast auf dem Tablett

Rasende Radler gefährden in Perlach Cafébesucher und Patienten des Krankenhauses. Foto: Boschert

Rasende Radler gefährden in Perlach Cafébesucher und Patienten des Krankenhauses. Foto: Boschert

Perlach · War es am 18. August »nur« der tags zuvor erworbene kleine Hund gewesen, traf es vor einem Monat Claudia Trovato selbst. Sie ging mit einem Tablett raus vor die Cafétür, »da kommt von links eine Radlerin an mir vorbeigesaust. Ich konnte gerade noch stehen bleiben.

Die sagte aber bloß ‚tschuldigung’ und fuhr, ohne abzusteigen, weiter«, erinnert sich die Tochter des Besitzers des Perlacher »Kuchenparadieses« am Hachinger Bach. Sie und ihre Eltern denken immer nur mit Schrecken daran, was wäre, wenn statt des Hundes ein Kind auf der Straße gewesen wäre. Wäre der Radler damals auch einfach weiter gefahren?

»In letzter Zeit ist vermehrt festzustellen, dass von einzelnen Radfahrern die zulässige Geschwindigkeit – im Bereich der Schmidbauerstraße 42 und 44 – erheblich überschritten wird und damit Patienten und Besucher des Krankenhauses und auch Kunden des daneben liegenden Cafés massiv gefährdet werden«, erklärt Andrea del Bondio (SPD) und beantragte in der letzten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) 16 Ramersdorf-Perlach, dass die Polizei mittels Geschwindigkeitskontrollen im Bereich von Krankenhauseingang und »Kuchenparadies« sicherstellen soll, dass Radler die erlaubte maximale Geschwindigkeit von 7 km/h einhalten. »Die lachen uns aus«, kommentierte ihn Guido Buchholtz (Bündnis 90/Die Grünen). Dennoch nahm der BA del Bondios Forderung nach Geschwindigkeitskontrollen mehrheitlich an.

Die Gefahr insbesondere für Behinderte, ältere Menschen und kleine Kinder, von einem Radler umgefahren zu werden, sei »um ein Vielfaches höher, als die Wahrscheinlichkeit im Hachinger Bach zu ertrinken«, griff del Bondio die Begründung auf, mit der dem Cafebesitzer von Amtsseite her seit längerem weitere zwei Außentische am Hachinger Bach verwehrt werden. Die von ihm aufgestellten Schilder »Radler bitte Schrittgeschwindigkeit fahren!« würden von vielen missachtet. Der Idee, hier eine Fußgängerzone einzurichten, stimmte der BA nicht zu. Taxis sollen weiterhin zum Krankenhauseingang vorfahren können und eine Fußgängerzone würde den Wegfall von Parkplätzen am Beginn der Schmidbauerstraße bedeuten. »Die Radler sollten auf die andere Seite des Hachinger Baches verwiesen werden«, sieht Werner Ruf (CSU), der Vorsitzende des UA Verkehr, als einzige Lösung.

Lorenz-Hagen-Weg: Eine Radler-Rase-Strecke ist auch der Lorenz-Hagen-Weg, der weiter als Lüdersstraße schnurgerade von der St. Michaels-Kirche zum pep führt, vorbei an Wohnungen, einem Kinderspielplatz, einer Kindertagesstätte und am Caritas Altenheim St. Michael. Für diesen Weg wünschte eine Bürgerin eine Abmarkierung für Radler. Allerdings ist der Weg ein Fußgängerweg und als solcher an fast allen Zufahrten beschildert.

Otto Schlichtmeier (Fraktion DaCG/ödp) merkte jedoch an, dass er Teil der offiziellen Radl-Route München sei. Trotzdem: Eine Abmarkierung für Radler würde ihn offiziell für Pedalritter öffnen, was die BA-Vorsitzende Marina Achhammer (SPD) »heikel«, findet. »Nach meiner Beobachtung sind Radfahrer meist rücksichtsvoll, wenn sie nicht ausdrücklich als Berechtige einen Weg benutzen. Günther Dichtl (SPD) schlug vor, aus dem Lorenz-Hagen-Weg eine Spielstraße zu machen. »Dann müssen alle aufeinander Rücksicht nehmen«. Man müsse erst die Eigentumsverhältnisse der einzelnen Wegabschnitte prüfen und darauf basierend in Erfahrung bringen, ob eine gemeinsame Nutzung durch Radfahrer und Fußgänger rechtlich und sicherheitstechnisch überhaupt möglich ist, empfiehlt der UA Verkehr jetzt nach Prüfung der Angelegenheit. »Erst dann macht ein Ortstermin Sinn«, betont sein Vorsitzender Ruf.

A. Boschert

Artikel vom 08.10.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...