Albrecht Ackerland über die Bayern-Wahl

„Da schau her“

Wenn man mal ehrlich ist, dann ist der Wahlkampf, den wir gerade erleben, ganz schön lätschert. Regelrecht verunsichert bin ich als Wähler: Wenn die Politiker jetzt schon nicht mehr g’scheit streiten können, dann braucht man sie erst gar nicht mehr wählen. Weil, zum Streiten sind sie ja da, anders kann man bekanntlich kein Land regieren. Politiker verschiedener Parteien, die nichts mehr zu streiten haben – man müsste sich sehr ernsthafte Sorgen um unsere Demokratie machen.

Ist das etwa ein Zeichen der Zeit? Erst geht – das erleben wir seit spätestens ein paar Wochen – unser Wirtschaftssystem, der Kapitalismus, ganz bedenklich in die Knie. Ist als nächstes gar unsere Volksherrschaft an der Reihe? Bitte nicht.

Bitte also: Führt einen ordentlichen Wahlkampf, in dem es auch mal unordentlich, ja, unfair zugeht! Das gehört dazu, das schafft ein Profil, das es dem Wähler nicht ganz so schwer macht, seinen ureigenen Lebensinhalt, das Wählen nämlich, auszuführen. Und bitte: Steht zu dem, was Ihr sagt! Nein, nach der Wahl ist egal, das weiß jeder Wähler, aber zumindest im laufenden Wahlkampf sollte schon eine Linie erkennbar sein. Ein Becksteinerl, der heute vom Autofahren nach zwei Maß Bier träumt und das morgen dann als Kritik an der Schankmoral der Festzeltwirte verkauft und übermorgen vielleicht als Kritik am Alkohol als solchem – ja wer soll denn den noch ernst nehmen. Nein, den Stoiber hab ich seinerzeit auch nicht unbedingt vielleicht gewählt, lieber war er mir allemal. Dem sein Schmarrn war wenigstens gut durchgegart und nicht ein einziger Teigbrei, wie der von unserem Kasperl-Tandem.

Leicht könnte man morgen also aufs Wählengehen verzichten, Argument eins: Sie schaffen’s eh nimmer mit ihren Fünfzig-Plus, Argument zwei: Sind doch alle mitsamt Kasperln. Bitte machen Sie diesen Fehler nicht! Denn Sie wissen: Je weniger wählen, desto eher gewinnen die Falschen. Wenn Sie dann noch ihr Kreuzerl mit einer frischen Maß runterspülen, dann ist jeder glücklich.

Artikel vom 30.09.2008
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