Führung in der renovierten Erlöserkirche am Freitag

Schwabing · Kriminalistische Spurensuche

Die Schwabinger Architekten Werner Lederer-Piloty und seine Frau Petra Piloty zeigen die Erlöserkirche vor und nach der Renovierung.	Foto: ko

Die Schwabinger Architekten Werner Lederer-Piloty und seine Frau Petra Piloty zeigen die Erlöserkirche vor und nach der Renovierung. Foto: ko

Schwabing · Am Freitag, 26. September, können sich Interessierte bei einer Führung renovierte und sanierte Neuerungen der evangelischen Erlöserkirche an der Münchner Freiheit zeigen lassen. Fachmännisch begleitet werden die Teilnehmer von Werner Lederer-Piloty und seiner Frau Petra Piloty, die als Architekten für die Umbauten verantwortlich sind.

Inklusive Planung hat die Sanierung der Kirche drei Jahre gedauert. Bis es so weit war, dass das Gebäude jetzt wieder in neuem Glanz erstrahlt, war laut Werner Lederer-Piloty eine »kriminalistische Spurensuche« nötig. Zwar habe das Gotteshaus, das in der Zeit von 1899 bis 1901 vom Münchner Architekten Theodor Fischer (1862-1938) erbaut wurde, kaum Kriegsschäden davon getragen, durch »Leichtsinn und Achtlosigkeit«, sagt Lederer-Piloty, hätte der Bau aber durchaus gelitten. Mittels alten Fotos und Bildern hat sich der Architekt auf seine Spurensuche begeben und recherchiert – und somit etwa Giebel, Dächer, Mauern und sogar ein großes Fenster wieder dort erschaffen und freigelegt, wo sie einst schon einmal erbaut waren.

Bemerkenswert ist dabei zum Beispiel das Ziffernblatt der Turmuhr, das im vergangenen Jahrhundert einfach schwarz übermalt wurde. Lederer-Piloty ist auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto aufgefallen, dass das Zahlenrondell heller als die sonstigen Schwarztöne des Fotos war. Daraufhin wurde an der Farbe gekratzt und, siehe da, unter der schwarzen Farbschicht kam Jugendstilblau mit goldenen Ziffern zum Vorschein. Ein Fenster über dem Südrelief ist des Weiteren zugemauert worden. Laut Lederer-Piloty befürchtete ein Organist im vergangenen Jahrhundert, dass die Orgel Schaden durch das Tageslicht leide. Dieses Fenster ist wieder freigelegt worden.

»Knapp am Supergau vorbei« sei man mit der Sanierung des Dachstuhles gegangen, sagt Werner Lederer-Piloty. Denn der sei durch Pilz- und Hausschwamm völlig verfault und marode gewesen. Wie eine Prothese sei das Dach nun mit Holz hervorragend repariert worden. Für den Architekten steht fest, dass »insgesamt alle Handwerker exzellente Arbeit geleistet haben«. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten an der Renovierung, die insgesamt rund 1,7 Millionen Euro gekostet hat, sei »menschlich ein Traum gewesen«. Denn gute Architektur entstehe nur, wenn Architekt und Bauherr, in diesem Fall das Evangelische Kirchenbauamt, gut zusammenarbeiten.

Die Führung beginnt am Freitag um 18 Uhr, Treffpunkt ist am Haupteingang der Kirche, der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung gehört zur Ausstellung »Münchner Maßstäbe« (Eintritt frei) die bis 1. Oktober in der Seidlvila, Nikolaiplatz 1b, zu sehen ist. K. Ossoinig

Artikel vom 23.09.2008
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