Das »Autismus Kompetenzzentrum Oberbayern« stellt seine Arbeit vor

Schwabing · Lotsen im Netzwerk

Sozialpädagoge Marco Rieth, Team-Assistentin Claudia Ullmann, Heilpädagogin Angelika Rösch und Leiterin Christine Schulz (v.l.) freuen sich auf Gäste. 	Foto: ko

Sozialpädagoge Marco Rieth, Team-Assistentin Claudia Ullmann, Heilpädagogin Angelika Rösch und Leiterin Christine Schulz (v.l.) freuen sich auf Gäste. Foto: ko

Schwabing · 17.000 bis 25.000 Autisten leben in Oberbayern. Seit August gibt es für Betroffene und Angehörige, aber auch für Fachleute auf dem Gebiet dieser angeborenen tiefgreifenden Entwicklungsstörung in Schwabing die Kontakt- und Beratungsstelle »Autismus Kompetenzzentrum Oberbayern«, kurz »AutKom«.

Beim Tag der offenen Tür am Donnerstag, 25. September, gibt unter anderem das Beratungs-Team in den Räumen an der Eisenacherstraße 10 Auskunft zum Thema.

»Wir haben mit der Beratungsstelle die Lotsenfunktion im Netzwerk übernommen«, sagt AutKom-Leiterin Christine Schulz. Das Netzwerk besteht aus einer ganzen Reihe von Einrichtungen, die helfen wollen, dass Betroffene mit Autismus so normal wie möglich leben können: unter anderem Kliniken, Fachärzte, Psychotherapeuten und Selbsthilfegruppen. Denn anders als im US-Film »Rain Man« von 1988, in dem Dustin Hoffman den Autisten Raymond spielt, der kaum mit seiner Umwelt in Kontakt treten kann und für den ein normales Leben nicht vorstellbar wäre, hat die Entwicklungsstörung unterschiedlich starke Ausprägungen. Oft können zwar Autisten nicht gut kommunizieren und Sozialkontakte aufnehmen. Aber sie können durchaus eine normale Schule besuchen oder einer Arbeit nachgehen.

Allerdings sind Autisten laut Schulz im Beruf oft »als Mobbing-Opfer prädestiniert, da sie manchmal die Rolle des klassischen Sonderlings erfüllen«. Etwa weil sie anderen Personen nicht direkt in die Augen sehen könnten und sehr in sich gekehrt seien.

Für die Behandlung ist eine frühzeitige Diagnostik von entscheidender Bedeutung. Denn nur wenn der Krankheitsverlauf bei jedem Einzelnen abgeklärt sei, könne ein individueller Behandlungsplan erstellt werden, sagt Christine Schulz. Autisten bekommen mit Hilfe von Profis Lösungen aufgezeigt, um Alltagsprobleme zu lösen.

Die Beratungsstelle steht Betroffenen, Angehörigen, Bezugspersonen, betreuenden Einrichtungen und Fachleuten offen. Die therapeutischen Angebote sind auf Personen aller Altersgruppen spezifisch ausgerichtet. Zum Ziel hat sich das Schwabinger vierköpfige »AutKom«-Team Vorsorge und Krisenversorgung sowie Krisenintervention gesetzt, außerdem soll Betroffenen dabei geholfen werden, ein selbstständiges Leben zu führen und auch zu erhalten. Im Bedarfsfall greift »AutKom« auch auf sein weit verzweigtes Versorgungssystem zurück und vermittelt Kontakte zu den richtigen Institutionen oder einer Selbsthilfegruppe.

Zusätzlich bietet die Beratungsstelle voraussichtlich ab November auf der neuen eigenen Homepage einen online-Service an: Im Einzel- oder Gruppenchat können sich Interessierte dann im Internet austauschen.

Somit ist laut Christine Schulz »Niederschwelligkeit« erreicht, die Chatter können sich über ein schnelles, barrierefreies Portal verständigen, was auch hilft, die Schwierigkeiten in Sachen Kommunikation und Kontaktaufnahme abzubauen. Beim Tag der offenen Tür am Donnerstag kommender Woche lädt das »AutKom«-Team von 14 bis 19 Uhr unter anderem zu Fachvorträgen und einer Filmvorführung ein und ein von Autismus betroffener Künstler stellt seine Werke aus.

ko

Artikel vom 16.09.2008
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