Noch bis zum 21. September zu besichtigen

Giesing · Giesinger Köpfe-Ausstellung

Historiker Willibald Karl, Paul-Anton Saffer aus der gleichnamigen Giesing-Südtiroler Weindynastie, »Freunde Giesings«-Vorsitzender Horst Walter und der Verleger Michael Volk (v. l.) bei der Ausstellungseröffnung. Foto: Hettich

Historiker Willibald Karl, Paul-Anton Saffer aus der gleichnamigen Giesing-Südtiroler Weindynastie, »Freunde Giesings«-Vorsitzender Horst Walter und der Verleger Michael Volk (v. l.) bei der Ausstellungseröffnung. Foto: Hettich

Giesing · Die Ausstellung »Giesinger Köpfe« geht in die zweite Runde. »Ausstellung und Buch eignen sich besonders auch für Giesinger in Connetticut oder am Fujijama, die ihre Heimat nicht vergessen können und hier alles sorgsam aufbereitet finden!« Willibald Karl glänzte auch bei seiner Ansprache während der Eröffnung der Ausstellung »Giesinger Köpfe« am Donnerstag vergangener Woche im Stadtteilkulturzentrum am Giesinger Bahnhof wieder mit Wortwitz, viel Informativem und reichlich Anekdoten.

Eine ganze Reihe von Stadtteilbüchern hat der ehemalige Chef der Volkshochschule im Münchner Osten und ausgewiesene Stadthistoriker Karl in den vergangenen Jahrzehnten verfasst oder mitverfasst. Bei der aktuellen Exposition »Giesinger Köpfe« – zu sehen noch bis 21. September, täglich von 11.00 bis 18.00 Uhr – gehen die Macher eine wunderbare Symbiose ein: die Ausstellung selbst widmet sich als zweiter Teil einer Werkschau nach Teil eins 2005 erneut 25 herausragenden Persönlichkeiten Giesinger Geschichte aus den letzten 200 Jahren.

Im spannend zu lesenden Buch, das ebenfalls in der Ausstellung sowie über den Buchhandel zu beziehen ist (Giesinger Köpfe, 50 Lebensbilder, Volkverlag), sind die umfangreichen Text- und Bilddokumente beider Ausstellungen zusammengefasst. Den hohen Qualitätsanspruch des Werkes garantiert dabei neben Willibald Karl auch der Verein »Freunde Giesings« – beide sind Partner bei der Komposition der Ausstellung und Herausgeber des bibliophilen Werkes.

Einblicke

Wie groß das Interesse der Giesinger an ihrem Stadtteil und den prägenden Köpfen des Arbeiterquartiers ist, das wurde bereits durch den Andrang bei der Eröffnung verdeutlicht. »Wir haben schon nach der ersten Ausstellung 2005 gemerkt, wie viel hinter diesem Thema steckt«! Horst Walter als Vorsitzender der »Freunde Giesings« kann dies bestens beurteilen. Der Verein befasst sich seit über 30 Jahren mit der Geschichte der traditionsreichen Arbeiterquartiere Ober- und Untergiesing. Mit der bisher zweiteiligen Ausstellung von 50 »Köpfen« konnte man auch nur einen Abriss dieser umfangreichen Historie bieten. »Wir haben uns bewusst auf die letzten zwei Jahrhunderte beschränkt«, so Historiker Karl. »Einerseits, weil es ältere Bilder nur über die sogenannten ›Großkopferten‹ gibt und wir Menschen aus allen Schichten abbilden wollten – andererseits, weil wir ohne eine zeitliche Eingrenzung in Material ersoffen wären«, so der gebürtige Maxvorstädter in der bestens zu Giesing passenden, vollmundig klaren Sprache.

Der Extrakt dieser umfangreichen Materialsichtung kann sich auch in der zweiten Ausstellung wieder sehen lassen. An großen Stellwänden, im leider für den Anlass fast etwas zu kleinen Südpavillon des Kulturzentrums, kann man sich die Größen der Giesinger Geschichte ins Gedächtnis rufen: traditionsreiche Landwirtefamilien auf ehemals noch stark agrarisch geprägten Flächen wie der Zehentbauer oder die umtriebige Wirts- und Weinhändlerfamilie Saffer, die eigentlich aus Südtirol stammt und längst in Giesing eine Heimat gefunden hat. Der Gärtnerdynastie der Familie Beck oder M. Celsa Stockinger als Gründungsoberin des St.-Martin-Spitals sind hier liebevoll aufbereitete »Giesinger Kapitel« gewidmet. Aber auch der heimatverbundene Autor Werner Schlierf mit seinen ganz speziellen »Giesinger Geschichten« ist hier verewigt – oder aber Fußballerlegenden wie »Lutte« Godlbrunner aus der Untergiesinger Cannabichstraße und »Jakl« Streitle aus Obergiesings Schloss-Berg-Straße künden von der großen Kickerhistorie des Stadtteils. »Vollständig«, so Walter, kann eine solche Ausstellung nie sein.

Das zeigte sich auch bei der Eröffnung, wo gerade alte Giesinger die Macher auch mit Fragen bombardierten, »warum dieser oder jener« hier nicht verewigt seien. Für Karl, Walter und die anderen Freunde lebendig gehaltener Stadtviertel-Geschichte ist dies wohl auch eine klare Aufforderung, noch weiter zu machen. H. Hettich

Artikel vom 10.09.2008
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