20. Jugendworkcamp in Vaterstetten hat nur wenige Teilnehmer

Vaterstetten · Andere Länder – andere Sitten

Andy Duscher (li.) vom Umweltamt der Gemeinde hilft beim Workcamp auch mal tatkräftig mit. Foto: Tränkel

Andy Duscher (li.) vom Umweltamt der Gemeinde hilft beim Workcamp auch mal tatkräftig mit. Foto: Tränkel

Vaterstetten · Harmonisch und gemütlich wie in einer Familie sieht es an diesem Samstagmorgen im Jugendzentrum aus, wo zehn Jugendliche um den großen Tisch sitzen.

Noch ein wenig verschlafen reichen sie sich Marmelade und Brot, während schon die ersten Pläne für den Tag gemacht werden. Dabei geht es sprachlich kunterbunt durcheinander. Mal deutsch, mal englisch oder in den Muttersprachen Slowakisch oder Spanisch.

Bi- statt Multi-Kulti

»Eigentlich waren sie alle zunächst enttäuscht«, berichtet Campleiterin Bianca aus Würzburg. In diesem Jahr sind es nämlich nur acht Jugendliche aus zwei Nationen – Spanien und der Slowakei –, die am Jugend-Workcamp der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) in Vaterstetten teilnehmen. Obendrein sind es mehrere Freunde: Nuria, Sandra und Pablo sind drei Freunde, die sich gemeinschaftlich beworben haben. Landsmann Urtzi wurde schnell integriert. Auf slowakischer Seite ist das Schwesternpaar Susanna und Katarina sowie Michel mit Freundin Katka gekommen. Der ursprüngliche Gedanke des Workcamps vom Multi-Kulti ist diesmal wohl nicht erfüllt, obwohl es bereits zum 20. Mal stattfindet. »Dieses Workcamp ist ganz anders«, bestätigt Susanna in hervorragendem Deutsch. Dreimal schon habe sie an Sommercamps in Deutschland teilgenommen und immer seien zahlreiche Nationen zusammen gewesen. Dass das auch Nachteile haben kann, berichtet die zweite Campleiterin Jemila aus Nordrhein-Westfalen. Als einzige Deutsche habe sie am Abend das Nachsehen gehabt, denn dann ist Freizeit und man unterhält sich mit seinen Landsleuten in der jeweiligen Landessprache, weil es leichter ist. Tagsüber spricht man Englisch und es wird gearbeitet.

Luxus pur

Fünf Stunden müssen die Jugendlichen im Umwelt- und Naturschutz in Vaterstetten leisten. Doch sie haben es gut getroffen: »Hier ist es einfach«, sagt Susanna, die in anderen Workcamps im Zelt oder in einer Holzhütte schlief, zur Dusche erst einmal vier Kilometer laufen musste und die Arbeit körperlich anstrengend gewesen war. So gesehen ist der Aufenthalt hier der pure Luxus und obendrein durch die Nähe zu München für junge Menschen sehr attraktiv. Per Fahrrad haben sie sich die Badeseen angeschaut, das Deutsche Museum besucht und München besichtigt. Fazit der jungen Ausländer: »Deutschland ist sehr schön!«.

Fast aber, so scheint es ihnen, sei all die Pracht der alten und modernen Bauten, ihre Architektur und die pfleglich gehaltene Umwelt nur zum Vorzeigen für Besucher, meint Michel. Unwirklich wie aus Bilderbüchern: »Es sind so wenige Leute auf der Straße und alles ist so leise«, beschreibt es Pablo aus Spanien, der an reges Treiben und laute Unterhaltungen auf Spaniens Straßen gewöhnt ist. So haben die jungen Leute zumindest eine wichtige Erfahrung gemacht: »Andere Länder – andere Sitten«.

Petra Tränkel

Artikel vom 03.09.2008
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