Am Wochenende können rund um den Königsplatz NS-Relikte besucht werden

Maxvorstadt · Düstere Vergangenheit

Hier soll ab 2010 ein NS-Dokumentationszentrum entstehen. Kathrin Kollmeier und Assistentin Julia Höffner blicken erwartungsvoll in dessen Zukunft.	 Foto: js

Hier soll ab 2010 ein NS-Dokumentationszentrum entstehen. Kathrin Kollmeier und Assistentin Julia Höffner blicken erwartungsvoll in dessen Zukunft. Foto: js

Maxvorstadt · Rund um den Königsplatz schlummert eine düstere Vergangenheit: In vielen Gebäuden, die dort heute noch stehen, residierten einst die Nazis. Um die Bürger über den nationalsozialistischen Hintergrund des Viertels aufzuklären, veranstaltet das Kulturreferat am Freitag, 5. September vor Ort eine Vortragsreihe, am Samstag, 6. September findet ein Rundgang durch die Maxvorstadt und ein Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau statt.

Der Baubeginn des geplanten NS-Dokumentationszentrums indes verschiebt sich auf 2010.

Die Informationstafel an der Kreuzung der Brienner- und der Arcisstraße wird von den Köpfen wissbegieriger Touristen verdeckt. »Egal ob es stürmt oder schneit, hier stehen immer Leute«, kommentiert Kathrin Kollmeier, die beim Kulturreferat für das NS-Dokumentationszentrum zuständig ist, den Andrang um das Schild. »Hier hatte Hitler sein Arbeitszimmer«, berichtet Kollmeier und deutet mit dem Finger auf die Hochschule für Musik und Theater. Am kommenden Freitag, 14 Uhr wird in dem Raum ein Vortrag über das Münchner Abkommen stattfinden, das 1938 in dem Haus unterzeichnet wurde und Hitler den Einmarsch in die Tschechoslowakei ermöglichte.

Gleichzeitig informiert die Evangelische Landeskirche in ihrem Hauptsitz in der Meiserstraße über den Laienappell von 1943, bei dem evangelische Christen den damaligen Bischof Hans Meiser vergeblich dazu aufgefordert hatten, sich von der Judenverfolgung zu distanzieren. »Uns war es wichtig, dazu eine eigene Veranstaltung zu organisieren«, sagt Johannes Minkus, Sprecher der Landeskirche. »Das Thema betrifft schließlich nicht nur die Stadtgeschichte, sondern auch unsere eigene Vergangenheit.« Auch die Bayerische Lotterieverwaltung, in deren Gebäude damals das Parteigericht der NSDAP seine Urteile über unliebsame Mitglieder fällte, der Sparkassenverband, in dessen Villa in den 20er-Jahren der Kunstverleger und Hitler-Förderer Hugo Bruckmann wohnte und die Bayerische Landesbank, auf deren Gelände sich die Zentrale der Gestapo befand, öffnen am Freitag ihre Tore, um sich der Vergangenheit der Orte zu stellen. Auf die Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums müssen die Münchner aber noch warten.

Die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Grundstück der NSDAP-Zentrale in der Brienner Straße beginnen nicht wie ursprünglich geplant schon im kommenden Jahr, sondern erst 2010. Der Grund: Rund ein Drittel der Kosten von insgesamt 30 Millionen Euro soll der Bund übernehmen. Doch die Richtlinien zur Vergabe der Fördermittel wurden in diesem Jahr überarbeitet. »Die neuen Regelungen wurden kurz vor der Sommerpause verabschiedet, deshalb konnte unsere Anfrage nicht beantwortet werden«, erklärt Kollmeier. Inzwischen habe der Bund die Finanzierung jedoch zugesagt.

Weitere Infos zur Veranstaltung am 5. und 6. September. Die Teilnahme ist kostenfrei, für den Rundgang ist eine Anmeldung erforderlich, telefonisch 233-26142 oder per E-Mail unter info-ns-dokumentationszentrum-muenchen.de, Restplätze sind noch frei. Julia Stark

Hier soll ab 2010 ein NS-Dokumentationszentrum entstehen. Kathrin Kollmeier und Assistentin Julia Höffner blicken erwartungsvoll in dessen Zukunft. Foto: js

Artikel vom 02.09.2008
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