Ausstellung: Schwabinger Architektur in Europa

Schwabing · Architekt Loos lästert über »Münchnerei«

Der in ganz Europa erfolgreiche Münchner Architekt Emanuel von Seidl hat die Seidlvilla erbaut.	Foto: VA

Der in ganz Europa erfolgreiche Münchner Architekt Emanuel von Seidl hat die Seidlvilla erbaut. Foto: VA

Schwabing · Mit der Ausstellung »Münchner Maßstäbe – Inspiration und Ausstrahlung Münchner Baukultur im Europa der Belle Epoque« öffnet die Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, am 3. September nach der Sommerpause. Die vom Münchner Forum e. V. konzipierte Wanderausstellung ist in der Seidlvilla leicht modifiziert mit dem Schwerpunkt auf Bauten in Schwabing zu sehen.

Eröffnung ist am 3. September um 18 Uhr, danach kann die Ausstellung vom 4. September bis 1. Oktober täglich (außer am Schließwochenende 27./28. September) von 12 bis 19 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Die Schau macht deutlich, wie städtebaulich wichtig Münchner Architektur um 1900 war, wie sie auf Wohnhäuser und Villen ebenso wie auf Repräsentations- und Nutzbauten in vielen Städten Mitteleuropas ausstrahlte. Münchner Architekten schufen Schulen, Rathäuser und Theater in Italien, Österreich, Tschechien und Ungarn – mit unverwechselbarer Münchner Handschrift, die auch Elemente alpenländisch-bäuerlicher Bautradition beinhaltet. Die Bezeichnung »Münchner Architekt« galt als Qualitätsbegriff, der manchen Bauherrn verleitete, einen ständigen Zweitwohnsitz in der Stadt zu unterhalten. Der Einfluss war so groß, dass der Wiener Architekt Adolf Loos sogar einen eigenen Negativbegriff prägte und von der »Münchnerei in der Architektur« sprach.

Der Informationsfluss innerhalb der europäischen Architektenschaft wurde durch Studienreisen und zahlreiche Fachzeitschriften gewährleistet. Diese Quellen und anderes Archivmaterial wertete der Kurator der Ausstellung, Dieter Klein, erstmalig für seine Dissertation über den Architekten Martin Dülfer aus.

Und die Brüder Gabriel und Emanuel von Seidl, die ihrerseits Inspirationen aus der Bautradition englischer Landhäuser bezogen, waren stilbildend für die Architektur großbürgerlicher Villen und Landhäuser. Ihr Einfluss lässt sich über München und Oberbayern hinaus bis nach Böhmen, Österreich und Ungarn verfolgen. Der jüngere der beiden, Emanuel von Seidl, ist der Erbauer der Seidlvilla.

Artikel vom 26.08.2008
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