Neuer Rosenmüller-Film: Der Gegner des »Räuber Kneissl« wohnt in Schwabing

Schwabing · High Noon am Kaiserplatz

Thomas Schmauser vor einem seiner Schwabinger Lieblingsorte, der Ursulakirche. Foto: ms

Thomas Schmauser vor einem seiner Schwabinger Lieblingsorte, der Ursulakirche. Foto: ms

Schwabing · Vom Konflikt zwischen Gut und Böse, zwischen Gesetzesbrecher und -hüter, bis zum schrotlastigen Showdown, eingebettet in poetische Landschaftsaufnahmen und untermalt von Bluesgitarre – mit seinem neuen Kinofilm »Räuber Kneissl« hat Regisseur Marcus H. Rosenmüller (»Wer früher stirbt, ist länger tot«) jetzt endlich den ersten echten bayerischen Western geschaffen.

Statt zu Pferd ist Mathias Kneissl (1875–1902) mit dem Radl zwischen Dachauer Hinterland und Niederbayern auf der Flucht vor der Polizei – und die ist dem meistgesuchten Verbrecher seiner Zeit zu Fuß stets ein paar Schritte hinterher. Alles ziemlich getreu der wahren Geschichte. Kneissls erbittertster Gegner im Film, der Gendarm Förtsch, ist in Schwabing daheim und zwar als Thomas Schmauser.

Trotz Kino-Debüt als schüchtern verliebter Mitschüler von Franka Potente in »Nach Fünf im Urwald« oder Theaterrollen wie der komische Zettel in Shakespeares »Sommernachtstraum« oder als verträumter »Prinz von Homburg« verkörpert der Schauspieler oft und sehr überzeugend eher dunkle, verdruckste, kleingeistige Charaktere. Wie eben der frustrierte Dorf-»Schandi« im Kneissl-Film. Im Moment steht Schmauser als prügelnder Ehemann für den Fernsehkrimi »Bella Block« vor der Kamera. »Ich habe eine Sympathie für solche Rollen.

Weil ich unbedingt so nicht sein will, weiß ich genau, wie solche Leute sind«, erzählt der 36-Jährige, der während seiner Schauspielausbildung an der Münchner Falckenberg-Schule bereits in Schwabing gewohnt hat und nach seiner Zeit am Hamburger Thalia-Theater wieder »unbedingt hier hin wollte«, wegen des irgendwie immer noch lässigen Alt-68er-Flairs.

»Der Förtsch is a arme Wurscht, er hat keine Leidenschaft, kein Gefühl, keinen Mut, sich gegen die Ordnung zu stellen«, erklärt Schmauser, »also alles, was der Kneissl verkörpert«. Heimatlose und verlorene Außenseiter sind beide, damals stammten viele Dorfgendarmen in Oberbayern aus Augsburg und Franken.

Dass Schmauser im Kneissl-Film wieder einmal einen recht unsympathischen Franken verkörpert, sei »Zufall«. Als zwielichtiger und rassistischer Nürnberger Kommissar hatte Schmauser ausgerechnet am Ostersonntag 2003 und beim 60. Jubiläums-»Tatort« aus München für Aufregung gesorgt: Gar eine »Wiedergutmachung für Franken« forderte der heutige CSU-Minister Markus Söder. Ein Grund mehr für Schmauser, sich mitten in der bayerischen Hauptstadt niederzulassen, anders als etwa in Hamburg »sind in München die Orte der Macht zu erkennen«. Wie er Position beziehe? »Durch die Art, Theater zu spielen«: derzeit an den Münchner Kammerspielen, in Horvaths »Zur schönen Aussicht« und im Winter in Shakespeares »Maß für Maß«.

Daheim im oberfränkischen Burgebrach bei Bamberg gelte er übrigens nicht als »Nestbeschmutzer«, sicher auch nicht nach dem Förtsch, meint Schmauser. Sein Dialekt bedeute für ihn Heimat und Familie, und so lasse er Förtsch ein Fantasie-Fränkisch sprechen. In seinen Rollen wolle er nicht die Wirklichkeit kopieren, »die hat beim Spielen nichts zu suchen«. Weshalb er wegen ihrer speziellen Darstellkunst Joaquin Phoenix und vor allem Karl Valentin bewundert, »denn der konnte Bäume spielen«.

Michaela Schmid

Wissenswertes über die wahre Geschichte Räuber Kneissls

Artikel vom 26.08.2008
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