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Gemeinde Haar und Stadt München arbeiten eng zusammen
Haar/Riem · Schutz der Wechselkröte
Bürgermeister Helmut Dworzak, Umweltreferent Michael v. Ferrari, Susanne Hutter, Stadtbaurätin Elisabeth Merk (v.re.), und Horst Burger (Grünplanung München, li.), suchen Wechselkröten im Tümpel. Foto: Rammelsberger
Haar/Riem · Die Wechselkröte, eine nach dem Bundesnaturschutzgesetz und europaweit streng geschützte Amphibienart, ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Doch ausgerechnet im dicht besiedelten Norden und Osten Münchens scheint sie sich wohl zu fühlen.
»Am östlichen Teil des Riemer Sees hat sie am Hang in einer Pfütze im Kies abgelaicht«, erzählt Haars Umweltreferent Michael v. Ferrari. »Dort hat sie natürlich keine Chance zu überleben!«
Ursprünglich ist die Wechselkröte an kiesigen Flussauen beheimatet, von denen es immer weniger gibt. Deshalb wich sie auf ähnliche Flächen aus, nämlich trocken-kiesige Landlebensräume mit flachen Gewässern zum Ablaichen. Dazu gehören vom Menschen geschaffene Bereiche wie Kiesgruben und sogar Baustellen mit temporären Wasserlachen. Beides gibt es in der Messestadt Riem und den Haarer Ortsteilen Gronsdorf und Salmdorf reichlich. »Vor allem die Großbaustellen in der Messestadt Riem waren kurioserweise Ursache für ein verstärktes Auftreten der Wechselkröte«, erklärt v. Ferrari. Hinzu kommen zwei größere Kiesabbaubereiche, einer davon in der Gemeinde Haar.
Wechselkrötenkonzept: Durch die voranschreitende Fertigstellung des neuen Stadtteils gehen mittlerweile diese Standorte wieder verloren. Das Planungsreferat, vertreten durch die MRG (Maßnahmeträger München-Riem GmbH) gab deshalb das »Wechselkrötenkonzept für die Messestadt Riem, Gronsdorf und Salmdorf« in Auftrag, in dem Entwicklungsmöglichkeiten der Krötenpopulation untersucht werden sollten. Aufgrund des räumlichen Zusammenhangs beteiligte sich die Gemeinde Haar.
Anfang 2007 legte der beauftragte Landespfleger Rüdiger Haase das Ergebnis vor. Es enthält eine Dokumentation der Wechselkrötenvorkommen im Gebiet mit Hinweisen des Landesbundes für Vogelschutz und anderer Fachleute. Vor allem aber macht das Konzept Aussagen über geeignete Standorte, auf denen sich die Krötenpopulation gut entwickeln kann. Diese, insgesamt drei, liegen verteilt am Rand des Riemer Parks, abseits vom Erholungsdruck und von Baugebieten. Über den Park sind sie gut miteinander vernetzt, so dass Wanderbewegungen der sehr mobilen Art zwischen den Bereichen möglich sind.
Was in der Umsetzung des Konzepts bis heute getan und erreicht wurde, erläuterten Stadtbaurätin Elisabeth Merk, Haars Bürgermeister Helmut Dworzak, Umweltreferent Michael v. Ferrari und Vertreter der MRG bei einem Pressetermin vergangene Woche im Riemer Wald. Auf der etwa 20 Hektar großen Fläche im Osten des Riemer Parks, die als Ausgleich für Baumaßnahmen in der Messestadt entwickelt wurde, sind große Magerrasenflächen eingebettet, die gut als Landlebensraum für die Wechselkröte geeignet sind. »Um den Bereich für die Wechselkröte geeignet zu gestalten, waren zusätzlich Laichgewässer zu schaffen«, erklärte v. Ferrari.
Inzwischen gibt es dort insgesamt fünf Laichtümpel. Zur Aktivierung des Standorts wurden im Frühjahr dieses Jahres mehrere Krötenpaare von Baugebieten in die neuen Tümpel gebracht, wo sie auch ablaichten. »Es kann heute von einer erfolgreichen Reproduktion und einem ansehnlichen neuen Bestand in den Lichtungen des Riemer Waldes ausgegangen werden«, so von Ferrari. Ebenfalls in diesem Frühjahr wurden in der Gemeinde Haar nördlich der neuen Salmdorfer Photovoltaikanlage zwei Laichgewässer geschaffen als Teil der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen für die PV-Anlage. Diese Tümpel liegen unweit des Riemer Waldes und werden hoffentlich von dort aus angenommen.
Noch heuer sollen auf dem Gelände des Haarer Kieswerks fünf Laichgewässer mit einer Gesamtfläche von fast 2.000 Quadratmeter gebaut werden. Weitere elf Tümpel wurden letztes Jahr auf Münchner Stadtgebiet südlich des Riemer Parks entlang der Bahnlinie München-Rosenheim, einem weiteren Entwicklungsschwerpunkt, neu angelegt und teilweise von der Wechselkröte angenommen.
»Fazit: das Wechselkrötenkonzept ist ein Beispiel für erfolgreiche Naturschutzarbeit, die nicht an den Gemeindegrenzen Halt machen muss und darf«, betonte Bürgermeister Dworzak.
Artikel vom 13.08.2008Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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