Polizeihauptkommissar Peter Fichtinger sagt ade

Grünwald · Abschied in den Ruhestand

Peter Fichtinger, ehemaliger Dienststellenleiter in Grünwald freut sich über den Eintritt in den wohl verdienten Ruhestand. Foto: Redaktion

Peter Fichtinger, ehemaliger Dienststellenleiter in Grünwald freut sich über den Eintritt in den wohl verdienten Ruhestand. Foto: Redaktion

Grünwald · Keine Dienstuniform, dafür ein lachsfarbenes kurzes Hemd, Khaki-Hose, Sandalen – mit einem ungewöhnlichen Auftritt überraschte Polizeihauptkommissar Peter Fichtinger seine Kollegen in der Polizeiinspektion 32. Eine halbe Stunde vor Ablauf seiner regulären Dienstzeit, gegen 13.30 Uhr, hieß es Abschied nehmen: Mit seinen beiden Hunden, einem schwarzen Labrador und einem goldbraunen Mischling, suchte er noch einmal Raum für Raum in dem zweigeschossigen Haus auf, hielt einen Schwatz mit den Kollegen, ließ sich eine CD brennen, hängte seine Uniform in die Garderobe und gab seine Pistole und die Schlüssel ab.

Nur noch der »Pensionistenausweis« berechtigt ihn künftig, das Haus an der Tölzer Straße unangemeldet zu betreten. Vergangene Woche wurde der 60-Jährige, der die Polizeiinspektion seit 1993 leitet, in den Ruhestand verabschiedet. Eine glanzvolle Karriere mit vielen Höhepunkten neigt sich damit dem Ende entgegen: Mit sicherer Hand, einer unerschütterlichen Ruhe und professionellem know how sorgte er dafür, dass die Isartal-Gemeinden Grünwald, Pullach, Baierbrunn, Straßlach-Dingharting und Schäftlarn zu den sichersten nicht nur in Bayern, sondern in der ganzen Bundesrepublik gehören.

Im Isartal lebt sichs am schönsten – wenn dieses Motto zutrifft, dann ist dies sicher mit der Arbeit Fichtingers und seiner Kollegen zu verdanken, die mit allen Wassern gewaschen sind, um »Abzockern« und Dieben das Leben schwer zu machen und Einbrecherbanden auszuheben, die sich die wohlhabenden Villen-Gemeinden im Süden Münchens als Ziel auserkoren haben. »Irgendwann stolpert jeder Verbrecher einmal in irgendeine Falle«, lautet seine aus unzähligen Erfahrungen gespeiste Lebensweisheit.

Vor 60 Jahren in einer kleinen Gemeinde am Ammersee geboren, hat er 1968 seine Ausbildung zum Polizisten abgeschlossen. Mehrere Jahre war der Ehemann und Vater zweier erwachsener Kinder als Streifenbeamter in München-Pasing tätig, bis ihn während der Olympiade in München der Ruf als Leiter der Abteilung »Einsatz« in München ereilte. Ziel war es, die Terroranschläge bei den olympischen Spielen aufzuarbeiten. Ein Job, den er mit Bravour meisterte – es folgte der Aufstieg in den gehobenen Dienst im Präsidium an der Karlstraße, das damals noch »Altes Revier II / 75« hieß. 17 Jahre war Fichtinger dort als Dienstgruppenleiter tätig und saß dabei in der Führungsetage mehrerer Sachgebietsbereiche, darunter dem Verkehr. 1993 kam der Wechsel ins Isartal in die Polizeiinspektion Pullach, 1999 dann nach Grünwald, wo beide Inspektionen zusammengefasst wurden.

Berufliche Höhepunkte gab es genug in seinen 40 Dienstjahren: Die spektakuläre Geiselnahme von 1971 an der Münchner Prinzregentenstraße, das Wiesn-Attentat zu Beginn der 80er-Jahre, der Anschlag auf das Radio »Freies Europa«, die Geiselnahme im Türkischen Konsulat in München – ein Seufzen entgleitet Fichtinger, wenn er an all diese Geschehnisse zurückdenkt. Im Isartal galt sein Anliegen stets der Sicherheit der Bürger, seiner kriminologischen Spürnase ist es zu verdanken, dass die »Homechecker-Bande« ausgehoben werden konnte, die in den 90er-Jahren aus den reichsten Villengaragen die Autos stahl. Auch die geradezu blitzartig erfolgte Aufklärung des Mordes an Modezar Rudolph Moshammer im Januar 2005 trug die Handschrift Fichtingers: Seinen Einsatzkräften gelang der saubere »Erstzugriff«, die Absicherung des Tatorts erfolgte derart professionell, dass keine Spuren verwischt wurden. »Ein unachtsamer Handgriff an einem Stromkabel – und wir hätten den Täter vielleicht niemals erwischt«, erinnert sich der Ex-Polizeichef.

Für seine Verdienste erhielt er eine Urkunde vom Leiter des Münchner Präsidiums, Prof. Wilhelm Schmidbauer. Nun freut sich Fichtinger auf seine Zeit als Pensionär. Angeln gehen, seine Hunde ausführen, Bücher lesen, Fahrrad fahren – das sind nur einige der Hobbys, denen er nachgehen will. Für ihn kommt ein halbes Jahr lang Wolfgang Schweighardt, der am 18. August seinen Dienst antritt. Dann wird die Stelle europaweit neu ausgeschrieben.

Redaktion

Artikel vom 13.08.2008
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