Im Landkreis München gibt es keine Wartelisten mehr

Haar · Leere Altenheime?

Haar · Wer derzeit im Landkreis München einen Platz in einem Altenheim benötigt, dürfte damit keinerlei Schwierigkeiten haben: Es existieren praktisch keine Wartelisten mehr. Im Gegenteil: Es gibt Häuser, die bereits Angst vor leeren Betten haben. Das Maria-Stadler-Haus gehört dazu. Die Vorsitzende des Trägervereins Maria Stadler e.V., Theresa Heil, hat ihre Sorgen beim kürzlich stattgefundenen CSU-Infoabend dem Bezirkstagsvizepräsidenten Josef Mederer (CSU) unterbreitet.

Es traf das Maria-Stadler-Haus unverhofft: Obwohl im letzten Jahr die bislang immer lange Warteliste etwas geschrumpft war, hatte niemand ernsthaft damit gerechnet, dass nur wenige Monate später niemand mehr auf freiwerdende Plätze warten würde. »Natürlich können wir unsere Zweibettzimmer in Einbettzimmer umwandeln. Damit kämen wir auch den Bedürfnissen der Bewohner entgegen. Doch das stellt uns vor ein finanzielles Problem«, erklärte Theresa Heil. Die Häuser sind im Allgemeinen mit einer Auslastung von etwa 97 Prozent kalkuliert. Und die Finanzen des Haarer Pflegeheimes sind ohnehin schon schwer gebeutelt.

Der Auslöser hierfür: Die Tariferhöhung für die Angestellten wurde rückwirkend zum 1. Januar ausgehandelt, die neuen Pflegesätze können jedoch erst im September mit den Pflegekassen und dem Bezirk verhandelt werden. Eine rückwirkende Erhöhung der Pflegesätze ist gesetzlich nicht gestattet. Für das Maria-Stadler-Haus bedeute das einen Verlust von 66.000 Euro. »Für so ein kleines Haus ist das ein wirklicher Batzen«, sagt Heil.

Sie hofft nun auf die Unterstützung des Bezirks, oder vielmehr, dass der Bezirk in den nächsten Pflegesatzverhandlungen nicht mehr so stringent ist, damit der Verlust für das Haarer Altenheim nicht so groß ausfällt. Mederer betonte zwar, bei den künftigen Verhandlungen »auskömmliche Pflegesätze« zu vereinbaren, doch die Krux sei trotzdem die rückwirkende Tariferhöhung, die wohl kaum aufzufangen sei.

Ambulante Versorgung Abgesehen davon konnte auch der Bezirkstagsvizepräsident die Entwicklung in der stationären Altenpflege bestätigen: Es sei zwar von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich, aber im Münchner Umfeld gebe es tatsächlich keine Wartelisten mehr. Den Grund hierfür sieht Heil unter anderem in der »stärkeren Förderung der ambulanten Versorgung« durch den Staat im neuen Pflegegesetz. Dadurch würden die pflegebedürftigen Menschen häufiger Zuhause betreut. »Die Leute kommen erst im letzten Moment zu uns, sodass auch die Verweildauern immer kürzer werden«, klagt Heil. Im Moment sind laut der Vorsitzenden im Maria-Stadler-Haus doppelt so viele Sterbefälle zu verzeichnen als noch vor zwei Jahren. Der Blick in die Zukunft stimmt Theresa Heil nachdenklich, denn man kann nur spekulieren, ob dieser Trend anhält. Und was ist dann mit den Alten- und Pflegeheimen, die in anderen Gemeinden derzeit entstehen? Diese Frage erzeugt nur einhelliges Schulterzucken.

Claudia Erl

Artikel vom 13.08.2008
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