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Islamischer Religionsunterricht in der Schule am Pfanzeltplatz
Perlach · Perlacher Pilotprojekt
Perlach · Schon zwölf bis 15 Schüler der Grundschule am Pfanzeltplatz wollen nächstes Jahr den neu angebotenen Islamunterricht besuchen. Am letzten Schultag des abgeschlossenen Schuljahres kam die endgültige Zusage des Bayerischen Kultusministeriums, Islamunterricht in deutscher Sprache als Religionsunterricht in München anzubieten.
Neben der Grundschule am Pfanzeltplatz ist die Hauptschule in der Bernaysstraße im Stadtteil Am Hart für das Pilotprojekt vorgesehen. Die Perlacher Schule hat für dieses Pilotprojekt hervorragende Rahmenbedingungen. Mit Mirsad Niksic, der selber Muslim und Ethiklehrer ist, hat sie einen Lehrer, der den Modellunterricht kompetent abhalten würde und dürfte. Der gebürtige Bosnier hat bei dem Nürnberger Professor Harry (Harun) Behr an der Entwicklung eines Islambuches für die fünfte und sechste Jahrgangsstufe mitgearbeitet und betont: »Auch die Schüler an der Pfanzeltplatz-Schule werden ein Buch bekommen. Es ist gerade in der Entwicklung«. Niksics Ziel ist, »vom Ballast und der Tradition weg zu einem Unterricht über Inhalte und Kultur des Islam hin zu kommen. Das, was der Islam will, ist eine friedliche Existenz miteinander. Davon bin ich überzeugt, das will ich lehren«, betont der Lehrer.
Zunächst werden Schüler der kommenden vierten Klasse unterrichtet. Bislang haben schon Eltern von zwölf Schülern zugesagt und drei weitere ihr Interesse bekundet. »Damit sind die muslimischen Kinder die zweitgrößte Gruppe nach den katholischen im Religionsunterricht«, betont Niksic.
Muslimischer Elternverein Die muslimischen Kinder gingen bislang in den Ethik-Unterricht, der aber nicht leisten kann, was der Islamunterricht soll: Glaubensunterricht in deutscher Sprache von in Deutschland nach hiesigen pädagogischen Standards ausgebildeten muslimischen Lehrkräften und nach Lehrplänen, die von ihrer Glaubensgemeinschaft abgesegnet sind. Der im April 2008 gegründete »Muslimische Elternverein« entwickelte Vorschläge, die in einen Lehrplan mündeten, der vom Bayerischen Kultusministerium genehmigt ist. Als benotetes Fach erhält der Islamunterricht gleichen Rang wie katholischer und evangelischer Religionsunterricht. Der Islam erfährt so eine Aufwertung des Stellenwertes in der Schulgemeinschaft, was ein erhöhtes Selbstwertgefühl der Muslime schafft.
Die Schüler können sich durch den Islamunterricht in deutscher Sprache reflektierter über die eigene Religion unterhalten. Die interreligiösen Diskussionen können zu einer aktiveren Mitgestaltung der Gesellschaft führen. »Im Unterricht selbst soll Quellenarbeit gemacht werden und die Vereinbarkeit des Islam mit dem deutschen Grundgesetz unterstrichen werden«, berichtet die Integrationsbeauftragte im Bezirksausschuss (BA 16), Nalan Köse (SPD), über das Projekt. Noch ist es ein echtes Modellprojekt und die Schuldirektorin Veronika Schäffer betont: »Das Kultusministerium hält sich sehr bedeckt, die Modellphase ist noch gar nicht genehmigt«. Sie findet die Idee sehr gut, »weil den muslimischen Kindern sonst Wissen fehlen würde. Es geht auch darum, ihnen zu zeigen, dass ihre Religion auch in deutscher Umgebung eine Bedeutung hat«. Die Weichen dafür sind in München jetzt gestellt.
aha
Artikel vom 13.08.2008Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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