Lärmbelästigungen durch »Corps Bavaria« – Anwohner wenden sich an BA

Bogenhausen · »Wir schreien um Hilfe«

Hier finden laut Aussagen der Bewohner der Rauchstraße regelmäßig rauschende Partys statt: Das Haus der Studentenverbindung »Corps Bavaria«.	 Foto: ak

Hier finden laut Aussagen der Bewohner der Rauchstraße regelmäßig rauschende Partys statt: Das Haus der Studentenverbindung »Corps Bavaria«. Foto: ak

Bogenhausen · »Seit zehn Jahren ist es immer das gleiche Spiel.« Martin Fiegel ist wütend, als er vergangene Woche bei der Plenumssitzung des Bezirksausschusses Bogenhausen (BA 13) sein Anliegen vorträgt. Der Bewohner der Rauchstraße in Alt-Bogenhausen berichtet von rauschenden Partynächten beim »Corps Bavaria«, einer Studentenverbindung in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Von Saufgelagen, lauter Musik, Raufereien und Autolärm ist die Rede. »Es ist schlichtweg eine Katastrophe: Nicht selten dauern die Partys mit teilweise bis zu 300 Gästen bis in die frühen Morgenstunden.«

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Mit der Bitte um Unterstützung hatte sich auch eine weitere Anwohnerin an den Bezirksausschuss gewandt. Sie berichtet ebenfalls von »Nachtruhestörungen durch Geschrei und laufende Motoren der wartenden Taxis«. »Die Situation in der Rauchstraße lässt durchaus den Vergleich mit einer Gaststätte zu – und die würde niemals in einem reinen Wohngebiet zugelassen und müsste sich außerdem an die Sperrzeiten halten«, meint die Anwohnerin.

Um die Situation zu klären, war der Vorsitzende des Unterausschusses Umwelt des BA 13, Hans Brendel (CSU), zu einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Alten-Herren des »Corps Bavaria«, Sebastian Sigler, geladen. Brendel berichtet von einem konstruktiven Gespräch, in dem die Verantwortlichen versicherten, stets bemüht zu sein, Lärmbelästigungen zu vermeiden. So würden Grillfeste nach 22 Uhr stets ins Innere verlegt. Als Vorbeugungsmaßnahme hätte man Aufkleber an alle Fenster angebracht, die darauf hinweisen, die Fenster nachts geschlossen zu halten. Genauso wäre neben der Eingangstür ein Schild mit dem Hinweis angebracht, nach Verlassen des Hauses jeglichen Lärm zu unterlassen, der die Nachbarn stören könnte. »Ex-Trinken« gebe es in der Verbindung nicht und harter Alkohol sei tabu.

»Aber die Verbindungsbrüder und ihre Partygäste feiern ja nicht nur lauthals und feuchtfröhlich. Sie urinieren auch an die Zäune der Nachbarn und übergeben sich auf die Straße und Gehwege«, berichtet Fiegel. Zu diesen Vorwürfen wollte sich Sigler auf Nachfrage nicht äußern. Bestätigen konnte die Aussage des Nachbarn jedoch der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bogenhausen (PI 22), Manfred Albert.

»Ich bin am 25. Mai selbst zweimal vor Ort gewesen und konnte bereits aus etwa 60 Metern Entfernung den Lärm deutlich hören.« Vor dem Haus seien zehn Partygäste gestanden, die sich laut unterhalten hätten. Auch Spuren von Erbrochenem konnte der Polizeioberrat an drei Orten feststellen. Obwohl die Fenster geschlossen gewesen seien, hätte man die Musik laut gehört. »Im Hochparterre des Hauses fand ich 40 bis 50 Gäste vor, die sichtlich stark alkoholisiert waren«, berichtet Albert weiter. Aus allen Stockwerken sei laute Musik und Stimmengewirr gedrungen, Taxis seien vor- und abgefahren. Man habe die Verantwortlichen dann eingehend ermahnt leiser zu sein und fuhr wieder auf die Wache zurück.

Kaum eine dreiviertel Stunde später standen die Beamten wieder vor der Tür des »Corps Bavaria«, »da der Lärm weiterging«. »Und es bot sich uns das genau gleiche Bild wie zuvor.«

Auch ein drittes Mal musste die Polizei in dieser Nacht nach Alt-Bogenhausen fahren, bis dann in den frühen Morgenstunden tatsächlich Ruhe einkehrte. Viele weitere Einsätze sollten folgen. Vom 10. Mai bis zum 2. August notierte die PI 22 insgesamt 15 Einsätze zum »Corps Bavaria« – alle wegen Ruhestörung.

»Zwar gab es eine Ordnungswidrigkeiten-Anzeige, aber mehr konnten wir auch nicht tun, deshalb haben wir jetzt das Gespräch mit dem Kreisverwaltungsreferat und der Bezirksinspektion gesucht«, sagt der Dienststellenleiter. Es sei zu prüfen, ob für die großen Feste nicht die Bestimmungen der Gaststättenverordnung anwendbar seien. Schließlich müsse man den Bogenhausern, die »wirklich sehr geduldig sind«, helfen, meint Albert und ergänzt: »Dass die Anwohner ihre Schlafzimmer verlegen oder sogar zu Tabletten greifen, um Ruhe zu finden, ist ja keine Lösung.« Andrea Koller

Artikel vom 12.08.2008
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