Neue Sprachen kommen, Latein als 2. Fremdsprache geht

Unterhaching · Schule im Wandel

Die Schulfamilie wächst und verändert sich. Von Latein als zweiter Fremdsprache muss sie sich allerdings ab dem Schuljahr 2009/2010 verabschieden. Foto: Schunk

Die Schulfamilie wächst und verändert sich. Von Latein als zweiter Fremdsprache muss sie sich allerdings ab dem Schuljahr 2009/2010 verabschieden. Foto: Schunk

Unterhaching · Während die Schüler des Unterhachinger Gymnasiums ihre ersten Ferientage genießen sitzt Schulrektorin Brigitte Grams-Loibl mit ihren Kollegen im Lehrerzimmer und brütet über den Stundenplänen für das nächste Jahr.

Eine schwierige Arbeit, gilt es doch ein Konzept für 1480 Schüler zu stricken. Das Gymnasium, das erst vor rund zwei Jahren um einen stattlichen Anbau und eine Mensa erweitert wurde, platzt damit schon wieder aus allen Nähten. »Die Schule ist eigentlich für 1380 Schüler ausgelegt«, erklärt Grams-Loibl.

Damit ist die Schulfamilie seit letztem Jahr um 160 Kinder gewachsen, das Kollegium besteht aus rund 120 Personen. Was auf der Schülerseite zuviel ist, gibt es auf der Lehrerseite zu wenig. »Wir haben in den letzten Wochen ständig Einstellungsgespräche geführt«, erklärt die Rektorin. Dabei haben sich auf die Anzeigen des Gymnasiums vor allem so genannte Quereinsteiger gemeldet. »Einer hat tatsächlich gefragt, ob er Schulaufgaben schreiben müsse und ob es Ordner mit fertigen Stunden gäbe, so jemanden kann ich natürlich nicht nehmen«, betont Brigitte Grams-Loibl. Es sei eine große Herausforderung für das gesamte Team, die Quereinsteiger gut in den Schulbetrieb zu integrieren. Jeder »neue Lehrer« habe einen Mentoren aus seinem Fachbereich zugeteilt bekommen, der besonders für Fragen zur Verfügung steht.

Außerdem bekommen die neuen »Lehrkräfte« auch ein »Einführungsseminar«, so Grams-Loibl. Dem Bau des Grünwalder Gymnasiums sieht Grams-Loibl hoffnunsfroh entgegen, denn dann würden sicher viele Schüler aus Taufkirchen und Oberhaching nach Grünwald gehen, und den Druck auf die beiden Gymnasien im Hachinger Tal verringern. Schon jetzt habe sie Schüler aus Nicht-Zweckverband-Gemeinden abweisen müssen. Eine Entlastung bei den Schülerzahlen sieht Grams-Loibl erst nach dem Wegfall des so genannten »doppelten Jahrgangs« im Jahr 2011, das Jahr in dem der letzte G9-Jahrgang und der erste G8-Jahrgang gemeinsam Abitur machen. Bis dahin werde man sich mit Oberhaching um einen schulinternenen Ausgleich bemühen. Zur Verbesserung der Schulsituation soll auch die neue Regelung bei der Sprachenfolge sorgen.

Im April wurde die Entscheidung ob Latein als 2. Fremdsprache abgeschafft werden sollte, heiß diskutiert (wir berichteten) und auf Ende Juli verschoben. Man habe sich nicht gegen Latein ausgesprochen, sondern vielmehr auf eine größere Vielfalt an modernen Sprachen (jetzt auch Italienisch) und den längeren Zusammenhalt der Klassen, betont Grams-Loibl. Den Vorwurf, sie nehme vielen Schülern die Möglichkeit Latein zu lernen, kann Grams-Loibl nicht nachvollziehen. Denn Latein als 1. Fremdsprache bleibe natürlich erhalten. »Die Schüler haben ein Jahr mehr Zeit, die Grammatik zu lernen. Kinder mit Latein als zweiter Fremdsprache müssen den gleichen Stoff in drei Jahren reinpauken«, gibt Grams-Loibl zu bedenken. Eltern hatten damals ihre Bedenken vorgebracht, dass im Falle eines Scheiterns ihrer Kinder in der 5. Klasse aufgrund fehlender Englischkenntnisse ein Wechsel auch auf die Realschule schwierig würde.

Die Schulleiterin verweist nicht nur auf die erweiterte Angebotspalette an modernen Sprachen sondern auch auf die Möglichkeit der Kinder den entsprechenden Schulzweig (naturwissenschaftlich oder neusprachlich, Anm. d. Red.) erst in der 7. Klasse zu wählen. »Die Kinder und die Eltern haben dadurch an Zeit gewonnen«, erläutert Grams-Loibl. Das Modell tritt ab dem Schuljahr 2009/2010 in Kraft. Richard Ruf vom Elternbeirat erklärt zu der Entscheidung, die mehrheitlich vom Lehrerkollegium und vom Elternbeirat abgesegnet worden ist: »Der Elternbeirat hat sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht. Der Wegfall von Latein als zweiter und Französisch als dritter Fremdsprache ist schmerzlich und der Elternbeirat bedauert den Verlust dieser Wahlmöglichkeiten ausdrücklich.

Die Mehrheit des Elternbeirates hat aber keine andere Möglichkeit gesehen den gravierenden Problemen zu begegnen, die durch die Vorziehung der zweiten Fremdsprache in die 6. Klasse und die Nichtbeachtung der Sprachenvielfalt in der Budgetierung hervorgerufen wurden. Die Tatsache, dass unsere Kinder nun in der Regel bis zu 7. Klasse in einer Klassengemeinschaft zusammen bleiben können und der neu geschaffene rein neusprachliche Zweig sind unbestritten positive Folgen der Entscheidung.«

hw

Artikel vom 06.08.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...