Wasserwacht feiert 125. Geburtstag mit Aktionstag

Unterhaching · Im Notfall immer da

Heinz Effenberger, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Kreiswasserwacht München, zusammen mit Schichtführer Michael Müllner und Bademeister José Brito-Vazquez mit Rettungsausrüstung. Foto: Carola Gruber

Heinz Effenberger, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Kreiswasserwacht München, zusammen mit Schichtführer Michael Müllner und Bademeister José Brito-Vazquez mit Rettungsausrüstung. Foto: Carola Gruber

Unterhaching · Was muss man tun, um einen Badegast vor dem Ertrinken zu retten? Wie wird ein Bewusstloser vom Zehn-Meter-Turm geborgen? Diese und andere Notfallszenarien spielt die Kreiswasserwacht gemeinsam mit Bademeistern, Rettungswagen und dem »First Responder«-Team der Feuerwehr am kommenden Samstag, 2. August, im Freibad Unterhaching durch – zum Glück nur zur Übung.

Schaulustige sind herzlich eingeladen: Ab 10.00 Uhr können sie gemeinsam mit den Einsatzkräften das 125-jährige Bestehen der organisierten Wasserrettung feiern.

»So ein Fest hat es noch nie gegeben«, bemerkt Heinz Effenberger stolz. Der Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit der Kreiswasserwacht München hat die Feier organisiert. Das Besondere: Nicht nur die Kreiswasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes wird mit ihren Ortsgruppen Unterhaching und Riem vertreten sein, sondern auch die weiteren Glieder in der Kette der organisierten Wasserrettung – Bademeister, die »First Responder« der Feuerwehr und Rettungswagen. Denn: »Wenn ein Notfall eintritt, muss man Hand in Hand arbeiten«, weiß Effenberger, der seit 30 Jahren in der Wasserwacht aktiv ist, aus eigener Erfahrung.

Wie eine Rettung abläuft, erleben die Zuschauer an vier Beispielen. Um 11.30 Uhr und 12.30 Uhr werden die Teams die ersten Male ausrücken – um einen Badegast vor dem Ertrinken zu retten und um einen Bewusstlosen zu bergen. Danach, um 14.30 Uhr und um 15.30 Uhr, erwarten das Publikum zwei weitere gestellte Notfälle: ein Kind, das im Plantschbecken verunglückt ist, und eine Person, die sich beim Sprung vom Turm möglicherweise die Halswirbelsäule verletzt hat.

»Wir wollen den Leuten die Angst nehmen, zu helfen«, erläutert Effenberger den Hintergrund der Aktion. Ein zentrales Anliegen sei, die Menschen »heranzuführen und zu schulen, damit sie sich trauen, den Patienten anzufassen«. Denn nur so kann geholfen werden. Da passt es gut, dass der Samstag »ein ganz normaler Badetag« sein wird: mit regulärem Betrieb und Eintritt, also fast Alltag. Außerdem wird es Stände und Pavillons geben, an denen sich die Besucher informieren können. Die Wasserwacht Unterhaching wird Blutdruck und Blutzucker messen sowie »Erste Hilfe«-Griffe vorführen, von der stabilen Seitenlage bis zur Wiederbelebung und was man sonst noch so braucht«, fasst Effenberger zusammen. Auch die Polizei wird mit einem Einsatzwagen zugegen sein und Einblicke in ihre Arbeit geben. Ein besonderes »Zuckerl« für die jungen Gäste ist sicher das Rettungsboot, das die Wasserwacht Riem zwischen Sprung- und Schwimmerbecken ausstellen wird – das Hineinklettern ist freilich erlaubt. Für weitere Unterhaltung sorgt die Band der Wasserwacht Unterhaching.

Insgesamt werden ungefähr 30 Freiwillige an dem Fest mitwirken und ihren Beitrag zur Rettung vorführen, schätzt Effenberger. Der Blick hinter die Kulissen soll auch dazu dienen, den Besuchern zu vermitteln, »dass sie sich hier sicher und wohl fühlen können«, meint der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit.

Dafür gibt es jeden Grund: »Die Sterbequote hat sich deutlich verringert«, berichtet Effenberger, der selbst auch Rettungsschwimmer im Freibad Unterhaching und aktives Mitglied der Wasserwacht Riem ist. Entscheidend dazu beigetragen haben Aufklärung und Ausbildung, aber auch moderne Hilfsmittel wie Defibrillatoren, motorisierte Rettungsboote und auch Funkgeräte. Mit letzteren sind seit kurzem auch die Bademeister im Freibad Unterhaching ausgestattet.

»Es wird sicherlich nicht perfekt«, meint Effenberger über den »ganz normalen Badetag« – bei der Ersten Hilfe muss eben immer mit Zwischenfällen gerechnet werden. Doch die Einsatzkräfte sind ja gut gerüstet. Nur eine Sache könnte noch ernsthaft dazwischen kommen: Falls das Wetter nicht gut genug ist, wird die Feier auf den darauf folgenden Samstag, 9. August, verschoben. Eröffnet wird sie von Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) und mit einer Ansprache von Georg Haßlbeck, dem Leiter der Kreiswasserwacht München, um 10.00 Uhr. Historisches zur Wasserwacht

Die Wasserwacht ist eine Gemeinschaft des Roten Kreuzes mit einer stolzen Vergangenheit von 125 Jahren. Ihren Namen erhielt sie bei ihrem ersten Hochwassereinsatz – in Regensburg im Jahr 1883. Inzwischen existiert die Wasserwacht in allen Landesverbänden des Deutschen Roten Kreuzes – so auch in Bayern, wo sie sogar die größte Gemeinschaft des Roten Kreuzes darstellt.

Als Hauptaufgabe hat sich die Wasserwacht gesetzt, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren – durch Rettung aber auch durch vorbeugende Maßnahmen »am, auf und im Wasser«. Allein im Jahr 2006 hat die Hilfsorganisation in Bayern 23.504 Erste-Hilfe-Leistungen an Land erbracht und bei 111 Einsätzen Menschen vor dem Ertrinken gerettet.

Alle Mitglieder sind ehrenamtlich und unentgeltlich engagiert. Von ihnen zählt allein die Kreiswasserwacht München 617, davon 187 Jugendliche. Sie sind verteilt auf insgesamt neun Ortsgruppen, die insbesondere an Seen in der Umgebung beheimatet sind. Die jüngste Ortsgruppe im Raum München befindet sich in Riem. Sie wurde 2005 im Rahmen der Bundesgartenschau gegründet und betreibt seitdem die Wasserwachtstation am damals geschaffenen Riemer See. Die vergleichsweise kleine Gruppe zählt 30 Mitglieder.

Das Freibad Unterhaching ist der Sitz der einzigen Ortsgruppe im Kreis München, die mit Bademeistern zusammenarbeitet: Die Wasserwacht Unterhaching wurde 1966 neu gegründet – auf ein Inserat im Südost-Kurier hin. Damals wollte Fritz Schneider, technischer Leiter der Ortsgruppe München-Süd, das Freibad nutzen, um Rettungsschwimmer auszubilden. Sein Angebot stieß auf so großes Interesse, dass bald darauf die Ortsgruppe gegründet wurde. Inzwischen zählt sie ungefähr 100 Mitglieder. Eine Besonderheit ist die 2006 gegründete Mimengruppe der Jugendgruppe. Ihre »realistischen Unfalldarstellung« soll eine wirklichkeitsnahe Ausbildung ermöglichen. Außerdem unterstützt die Ortsgruppe das »First Responder«-Projekt der freiwilligen Feuerwehr sowie die örtliche BRK-Bereitschaft.

Noch älter ist die Wasserwacht Feldkirchen. Sie wurde 1954 gegründet und ist am Heimstettner See ansässig. Seit 1988 ist sie Sitz von einer der beiden Schnelleinsatzgruppen (SEG) im Raum München, der SEG München-Ost. Die Ortsgruppe betreibt seit 1995 das »First Responder«-Projekt der Gemeinde, bei dem sie mittlerweile von der Freiwilligen Feuerwehr Feldkirchen unterstützt wird.

C. Gruber

Artikel vom 30.07.2008
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