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Ausstellung und Rahmenprogramm in St. Lorenz zum 850. Stadtgeburtstag
Föhring als Geburtshelfer
Die Ausstellungsmacher »Föhring – Geburtshelfer Münchens«: Alexander Strathern, Dietlind Pedarnig und der Vorsitzende des NordOstKulturVereins Roland Krack mit zwei der 39 Schautafeln der Ausstellung. Foto: ak
Oberföhring · Hebammen unterstützen Kinder bei ihrem Weg auf die Welt. Doch wer ist bei der Geburt einer Stadt beteiligt? Für die Mitglieder des NordOstKulturVereins ist diese Frage schnell beantwortet: »Klar, Oberföhring war der Geburtshelfer Münchens«, sagt der Vorsitzende des Vereins, Roland Krack.
Und wenn das Kind, dem man unter großen eigenen Verlusten auf die Welt geholfen hat, Geburtstag feiert, versteht es sich von selbst, großzügige Geschenke zu überreichen.
So hat der NordOstKulturVerein anlässlich des 850. Stadtgeburtstages eine Ausstellung mit dem Thema »Föhring – Geburtshelfer Münchens?« zusammengetragen. Oberbürgermeister Christian Ude wird das Geschenk am Freitag um 18 Uhr im Pfarrsaal von St. Lorenz, Muspillistraße 31, entgegen nehmen und die Ausstellung eröffnen. Bis zum 24. August sind die Exponate täglich von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Im Anschluss an die feierliche Eröffnung erwartet die Besucher ein mittelalterliches Markttreiben im Pfarrgarten von St. Lorenz mit Freibier aus der Johanneskirchner Brauerei, die nur zu besonderen Anlässen die Sudkessel anwirft.
»In der Ausstellung wird die Ortsgeschichte Oberföhrings und seine Bezüge zu München dargestellt«, berichtet Krack. Was so einfach klingt, bedurfte einer »intensiven zweijährigen Arbeit«. »Und ohne meine Kollegen hätte ich sicherlich Schiffbruch erlitten«, gesteht Krack. Tatkräftig unterstützt wurde der Vereinsvorsitzende von Dietlind Pedarnig und Alexander Strathern, die vor allem bei der Ausstellungsgestaltung maßgeblich beteiligt waren. Das ist auch kaum zu übersehen, wenn man kurz vor der Ausstellung im Wohnzimmer von Dietlind Pedarnig in Daglfing steht. Überall liegen riesige Schautafeln, die sich mit der Geschichte des Stadtteils beschäftigen. »Bewusst abgrenzen« wollten sich die Ausstellungsmacher von den Münchner Schauen zur Stadtgründung. Dass Herzog Heinrich der Löwe 1158 durch die Zerstörung der Salzbrücke in Oberföhring und der Umleitung der lukrativen Salztransporte auf eine Münchner Brücke die Gründung des Markts »Munichen« möglich machte, spielt bei der Ausstellung daher nur am Rande eine Rolle. Vielmehr zeichnet die Ausstellung die abwechslungsreiche Geschichte des Stadtteils nach.
Als die wohl berühmteste Salzstraße des Mittelalters noch im Bereich Oberföhrings die Isar überquerte, stand »Vehringen« in wirtschaftlicher Blüte. Nach Zerstörung der Oberföhringer Salzbrücke wurde das Bauerndorf wieder in die Bedeutungslosigkeit zurückgeworfen. Erst im 19. Jahrhundert bekam Oberföhring durch den Ziegeleiboom wieder wirtschaftliches Gewicht. Doch bereits vor dem Ersten Weltkrieg waren die meisten Ziegeleien wieder verschwunden und Oberföhring wurde am 1. Juli 1913 in die Stadt München eingemeindet.
Diese bewegte Geschichte illustriert die Ausstellung mit 39 Schautafeln. Zusätzlich gibt es noch viele Vitrinen, in denen es beispielsweise ein bronzezeitliches Schwert oder römische Münzen zu bestaunen gibt.
Auch ein Modell der Isarlandschaft von 1809 und die Nachbildung einer Pfahljochbrücke, wie sie Herzog Heinrich der Löwe niederbrennen ließ, gibt es zu sehen.
Aber das ist noch lange nicht alles, was sich der NordOstKulturVerein hat einfallen lassen. Am Samstag, 2. August, 11 Uhr geht ein Festzug mit einem Originalsalzfuhrwerk vom Salzenderweg über die Oberföhringer zur Muspillistraße. Gleichzeitig findet ein mittelalterliches Markttreiben im Pfarrgarten von St. Lorenz statt. »Die Besucher erwartet auch am Sonntag, 3. August ab 10.30 Uhr, kulinarische Schmankerl, mittelalterliches Gewerke, Münzschlagen, Salzsieden sowie mittelalterliche Musikanten«, berichtet Krack. In den folgenden Wochen finden noch verschiedene Gratisvorträge im Gemeindehaus von St. Lorenz statt: Am Mittwoch, 6. August, 18 Uhr, referiert Dr. Willibald Karl zum Thema »Ohne Lehm daat’s München net geb’n!«. »Kein Feuer in Föhring. Zur Korrektur der Münchner Gründungsgeschichte« – so heißt der Vortrag von Freimut Scholz am Freitag, 8. August um 18 Uhr. Am Mittwoch, 13. August, 18 Uhr, nimmt sich Dr. Christine Rädlinger dem Ausstellungsthema »Föhring – Geburtshelfer Münchens?« an. Dr. Heinrich Wanderwitz spricht am Mittwoch, 20. August um 18 Uhr zum Thema »Föhring und Salz im Mittelalter«.
Jeder Bogenhausener, der etwas über den ältesten Stadtteil Münchens erfahren möchte, wird drei Wochen lang verschiedene Aspekte des Viertels kennenlernen. Andrea Koller
Artikel vom 29.07.2008Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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