76 Prozent stimmen gegen Bebauung

Taufkirchen · Kegelfelder bleiben frei

Strahlende Gesichter bei der ILT: Gemeinderäte Fritz Dengler, Renate Meule, Beatrice Brückmann, Bernd von Loeben (v. l.) mit Bürgermeister Jörg Pötke (Mitte). Foto: Carola Gruber

Strahlende Gesichter bei der ILT: Gemeinderäte Fritz Dengler, Renate Meule, Beatrice Brückmann, Bernd von Loeben (v. l.) mit Bürgermeister Jörg Pötke (Mitte). Foto: Carola Gruber

Taufkirchen · Wohnhäuser auf den Kegelfeldern? Die wird es nicht geben. Das ist das Ergebnis des Bürgerentscheids vom vergangenen Sonntag: Knapp 76 Prozent der Wähler stimmten dafür, die unbebaute Fläche an den S-Bahn-Gleisen »langfristig freizuhalten«.

»Dass das Ergebnis doch so deutlich ausgefallen ist, ist eine Erleichterung«, kommentierte Bürgermeister Jörg Pötke (ILT). Seine »Initiative Lebenswertes Taufkirchen« hat das Bürgerbegehren initiiert und konnte in den neun Wahlbezirken 75,9 Prozent der Stimmen für sich mobilisieren.

Trotz des eindeutigen Stimmenverhältnisses war der Wahlsieg bis zum Schluss »keine sichere Kiste«, gibt Pötke zu. Bis zur Auszählung des letzten Stimmbezirkes war unsicher, ob das Quorum erreicht würde: Bei über 13.100 Wahlberechtigten in Taufkirchen mussten mindestens 2624 Stimmen abgegeben werden, um als gültiger Entscheid gerechnet zu werden. Diese Auflage macht die Abstimmung für die ILT zur Wackelpartie, da nicht einmal ein Drittel der Wahlberechtigen ihre Stimme abgegeben hat.

Nur 4190 Taufkirchner haben ihr Wahlrecht genutzt, 3151 von ihnen haben mit »Ja« geantwortet. Entscheidend waren am Ende die Stimmen aus der Briefwahl. Die über 1200 Wahlzettel wurden zuletzt ausgezählt – zu einem Moment, als der ILT noch 500 Stimmen fehlten, um ihr Vorhaben durchzusetzen. Doch das Bangen wich aus Sicht der ILT bald der Erleichterung: Über 1000 Anhänger hatte sich zur Briefwahl mobilisieren können – mit 80 Prozent hatte ein überdurchschnittlich hoher Anteil unter den Briefwählern für »Ja« gestimmt. »Damit sind wir wieder auf Null«, beurteilt Pötke die neue Situation. Die Kegelfelder seien nun »ein Acker ohne Beschlüsse«.

Mit dem Votum wird nicht nur der Eckwerte- und Rahmenbeschluss, der eine Wohnbebauung mit bis zu 85.000 Quadratmetern Geschossfläche vorsah, hinfällig. Der gesamte Flächennutzungsplan muss geändert werden: Von »Wohnen« wird die Nutzung der Kegelfelder in »Gemeinbedarf« umgewidmet. Mit einem ganz ähnlichen Stimmenverhältnis hatte die ILT bereits im vergangenen Jahr den Planungsstopp für eine Wohnbebauung durchgesetzt. Was erwartet den Bürger nun? Wenn es nach Pötke geht, wird ein langfristiges Konzept entwickelt. Es um die Fragen, »was dort gebaut werden könnte – zum Beispiel die Realschulerweiterung, ein Gymnasium oder altengerechtes Wohnen – und welches Areal für die nächste Generation frei bleibt«, erklärt der Bürgermeister. Denn dass auch noch die »nächste Generation« über die Kegelfelder entscheiden kann, ist für den ILT-Politiker ein zentrales Anliegen.

Die Gegner des Bürgerbegehrens zeigten sich wenig überrascht. »Zwar hätte ich mir ein anderes Ergebnis gewünscht, aber im Prinzip bin ich froh, dass das Thema jetzt erst einmal vom Tisch ist«, sagt die zweite Bürgermeisterin Angelika Steidle (CSU). Sie hatte zum Schluss für eine Wohnbebauung in deutlich reduziertem Umfang plädiert. »Wir hoffen, dass jetzt der Wahlkampf vorbei ist und dass wir wieder konstruktiv miteinander reden können«, äußert sich Martin Tischer (SPD) über die Position seiner Fraktion, der drittstärksten Kraft im Gemeinderat.

Trotz des eindeutigen Bürgervotums stehen die Zeichen weiter auf Kompromiss: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kegelfelder ausschließlich als Fläche für den Gemeinbedarf genutzt werden«, lässt Tischer seine Zweifel anklingen. Deutlicher wird Rudolf Schwab (Bündnis 90/Grüne): »Über kurz oder lang wird dort eine Wohnbebauung entstehen«, ist er überzeugt. Diese müsse in reduziertem Umfang stattfinden, »aber schon so, dass der Wohnraum noch bezahlbar ist«. Den Eckwerte- und Rahmenbeschluss hingegen findet auch er »zu mächtig«.

Kein Vorstoß in der weiteren Kegelfelder-Planung ist von der CSU zu erwarten: »Wenn da jetzt etwas kommt, dann von der Gemeinde und dem Bürgermeister. Es ist nicht mehr Sache der Fraktionen«, meint die zweite Bürgermeisterin Steidle. Und: »Wir werden jedenfalls keinen Antrag mehr stellen und auch keinen Bürgerentscheid initiieren«.

Carola Gruber

Artikel vom 24.07.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...