Gemeinde kommt Wunsch nach Skaterpark nicht nach

Sauerlach · Jugend unerwünscht

Sie hoffen immer noch auf einen Skaterpark. Fast 20 Kinder und Jugendliche trafen sich am 15. Juli vor dem Rathaus, um den Gemeinderat auf ihre Wünsche aufmerksam machen. Foto: A. Pietsch

Sie hoffen immer noch auf einen Skaterpark. Fast 20 Kinder und Jugendliche trafen sich am 15. Juli vor dem Rathaus, um den Gemeinderat auf ihre Wünsche aufmerksam machen. Foto: A. Pietsch

Sauerlach · Dabei waren sie so optimistisch. Fast 20 Kinder und Jugendliche hatten sich am 15. Juli vor dem Sauerlacher Rathaus getroffen, um die Mitglieder des Gemeinderates auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. I

n Fleißarbeit hatten sie über 170 Unterschriften gesammelt und dem Gemeinderat sogar ein eigenes Konzept für einen Skaterpark vorgelegt: Eine große geteerte Fläche solle er haben, mit einigen Geräten wie zum Beispiel eine Halfpipe, eine Funbox und eine Rail.

Dazu ein paar Baumstämme zum Sitzen und fertig wäre das Jugendgelände. Ihre Bemühungen blieben vergebens: »Für den Skaterpark habe ich kein Grundstück«, verkündete Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) bei der anschließenden Gemeinderatssitzung. Dabei besitzt die Gemeinde schon seit mehreren Jahren eine Halfpipe, nur den passenden Aufstellort hat sie immer noch nicht gefunden. Im Wohngebiet wäre der Lärm den Anwohnern nicht zumutbar, und auch beim Sportgelände um die Mehrzweckhalle kann die Gemeinde sich einen Skaterpark nicht vorstellen. Und so verrottet das gute Stück langsam vor sich hin und die Jugendlichen skaten immer noch auf der Straße.

Da bekommen sie natürlich regelmäßig Ärger mit den Anwohnern. »Ein Nachbar hat uns schon mal mit dem Spaten bedroht«, berichtet Tim (10 Jahre), »und es halten auch immer wieder Autos an und meckern«. Dabei folgt er damit nur einer Empfehlung des ehemaligen Bürgermeisters Walter Gigl, der den Kids die Straße als Alternative zum Skaterpark vorschlug, so Tim. Und so weichen die Jugendlichen auf immer neue Ecken aus – springen bei der S-Bahn, klettern durch Löcher im Zaun von verlassenen Geländen, treffen sich im Ortszentrum. Zufriedenstellend ist diese Situation für niemanden, am allerwenigsten für die Jugendlichen. »Ich finde das unfair. Seit zwei Jahren soll der Skaterpark kommen. Wir freuen uns und dann passiert nichts«, klagt Sebastian (15 Jahre) und erklärt »jetzt müssen wir immer nach Otterfing.

Aber die S-Bahn kostet auch Geld.« Die Nachbargemeinden haben mit den Skatern keine Probleme: Otterfing, Taufkirchen, Deisenhofen – längst gibt es dort Einrichtungen für die Jugendlichen. Aber nicht nur der Skaterpark, auch für das vom Förderverein für Kinder und Jugendliche in Sauerlach JOKER e.V. seit Jahren geforderte Jugendheim wurde noch kein Platz gefunden. Der eine Standort ist zu abgelegen – die Eltern fürchten um die Sicherheit der Kinder, der Zweite zu nah an der S-Bahn – die Gemeinde fürchtet den Besuch ortsfremder Jugendlicher die mit der S-Bahn kommen und beim Dritten beschweren sich Anwohner oder Pferdebesitzer. Zwar sind sich die meisten Erwachsenen einig, dass Jugendliche Platz brauchen um herumzutoben und sich mit ihresgleichen zu treffen – aber doch bitte nicht vor der eigenen Haustür.

Das Nachsehen haben wieder die Jugendlichen. »Die drücken sich in den Bushaltestellen herum, treffen sich abends auf den Spielplätzen oder an der S-Bahn«, erklärt Eva-Martina Schneider-Borgert von JOKER. Und auch da bekommen sie natürlich wieder Ärger, vor allem wenn sich der Frust über ihre Situation in Zerstörung äußert. Dabei wäre sogar die Aufsicht über das Jugendheim gesichert. Im Kreisjugendring ist immer noch eine Stelle für eine Jugendbetreuerin in Sauerlach eingeplant. Und auch JOKER bietet der Gemeinde seit Jahren seine Unterstützung bei der Konzeption und dem Aufbau von Einrichtungen für die Jugend an.

Immerhin hat der Gemeinderat jetzt beschlossen einen Kostenvoranschlag für eine Aufstockung des Gastronomiebetriebes Sulag bei der Mehrzweckhalle machen zu lassen. Vielleicht könnten es sich die Jugendlichen ja dort im ersten Stock gemütlich machen. Als Freifläche könnte sich Barbara Bogner vorstellen, den Jugendlichen ein Stückchen vom Parkplatz zur Verfügung zu stellen. Anders als noch vor einigen Jahren sieht der Kreisjugendring bei einem Jugendheim über einer Kneipe laut Bogner kein Problem.

Die Eltern sehen das aber durchaus kritischer: »Gerade von diesen Einflüssen wollen wir die Kinder doch fernhalten«, meint eine betroffene Mutter. Auch für Ammelie von Borries (JOKER e.V.) ist das Sulag »nicht die Ideallösung«. Sie würde sich freuen, wenn die Gemeinde auch mit den Bauern reden würde, die Flächen in diesem Gebiet besitzen. »Einer wäre durchaus gesprächsbereit«, berichtet sie. Damit für die Jugendlichen kurzfristig wenigstens irgendetwas voran geht, ließe sich vielleicht am einfachsten noch der Wunsch der Kids nach einem Bolzplatz mit Basketballkorb realisieren. Immerhin besitzt die Gemeinde ja schon einen Bolzplatz an der Mehrzweckhalle. Leider wurde der nach Anwohnerbeschwerden vor einigen Jahren abgesperrt, den Schlüssel hat der TSV. Dafür wurde in der Gemeinderatssitzung dann möglicherweise eine Lösung gefunden: Ein Erwachsener von JOKER könnte eventuell einen Schlüssel bekommen und den Jugendlichen immer auf und zusperren. Ob sich jemand findet, der den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, bleibt freilich abzuwarten Die Gemeinde ist in der Zwickmühle: Finanznot, fehlendes Grundstück und drohende Anwohnerbeschwerden auf der einen Seite, die Probleme und Wünsche der Jugendlichen auf der anderen Seite. Fürs Erste wird sich für die Jugendlichen in Sauerlach wohl nichts ändern.

Pietsch

Artikel vom 24.07.2008
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