Blaues Kreuz bietet offenen Treff für Jugendliche und junge Erwachsene

Hasenbergl · Spaß – oder schon Sucht?

Offene Türen für jeden, der wieder klar sehen möchte – oder da auch nur mal ein paar Fragen hätte, zu Alkohol und Sucht allgemein: Berater Alexander Ottlik vorm »Blauen Kreuz« in der Schleißheimer Straße 487. Foto: em

Offene Türen für jeden, der wieder klar sehen möchte – oder da auch nur mal ein paar Fragen hätte, zu Alkohol und Sucht allgemein: Berater Alexander Ottlik vorm »Blauen Kreuz« in der Schleißheimer Straße 487. Foto: em

Hasenbergl · »Es ist für jeden, wirklich für jeden schaffbar!« Alexander Ottlik nickt nachdrücklich, während er das sagt. Er spricht von Wegen aus der Sucht. Aus der Alkoholsucht, meistens. Aber auch aus der von Cannabis oder anderen Drogen, aus Spielsucht zum Beispiel, ob Glücksspiel, Rollen- oder Computerspiel. Und er weiß, wovon er redet. Denn Ottlik ist Suchttherapeut und Pädagoge.

Und er ist Ansprechpartner für alle Menschen im Münchner Norden, die zu einem dieser Themen Beratung brauchen, sich vielleicht auch nur einmal informieren wollen: Was denn nun eigentlich so schlimm sei, etwa am Alkohol. Oder ob die regelmäßige Partystimmung wirklich schon der erste Schritt in eine Abhängigkeit sein kann …

Diese Woche läuft in ganz Bayern die »Aktionswoche gegen den Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen«. Ottlik lädt alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Münchner Norden ein, am heutigen Mittwoch ab 17 Uhr in der Außenstelle Hasenbergl des Blauen Kreuzes, Schleißheimer Straße 487, vorbeizukommen. Und sich auszutauschen mit anderen, über »Party machen« und »Hang overs«, über »komasaufende« Freunde ebenso wie über das regelmäßige Bier in der Kneipe, aber auch über Frust oder über andere Möglichkeiten, sich »den Kick« zu holen.

Denn es gibt tatsächlich Alternativen zum Trinken, die mehr Spaß machen und viel intensivere Erlebnisse bieten. Körperliche Herausforderungen, für die man fit sein muss, etwa. »Es gibt zum Beispiel Capoeira-Freaks, bei denen ist Alkohol total verpönt«, erzählt Ottlik. Da kann der offene Mittwochstreff, der alle 14 Tage stattfindet, auch zur Kontaktbörse werden – oder zur Infothek, wie man Freizeit anders gestalten kann, auch wenn man nicht viel Geld hat.

Wer das Gespräch unter vier Augen sucht, kann telefonisch einen Termin vereinbaren. Es kommt aber auch vor, dass jemand die blaue Tür sieht und einfach läutet – abgewiesen wird niemand; man muss nur das Glück haben, dass überhaupt jemand da ist. »Neulich war ich gerade in einem Beratungsgespräch, da läutete jemand an der Tür, ein Drogenabhängiger. Nachdem ich das andere Gespräch beendet hatte, brauchte ich nur zu fragen: »Worum geht’s?« – und schon sprudelte es. Meistens geht es beim ersten Gespräch vor allem darum, mal das Herz auszuschütten.

Und dann sieht man, wie man weiter helfen kann. Dabei frage ich immer nach den Zielen desjenigen, der kommt – und versuche erstmal, ihm zu helfen, genau das zu erreichen. Wenn das Ziel zum Beispiel »weniger trinken« heißt und nicht »mit Trinken aufhören«, dann respektiere ich das.

Ottlik selbst lebt aber, wie seine Kollegen, völlig abstinent. »Schon aus Solidarität mit unseren Klienten«, sagt er. »Wir wissen, was es heißt, ständig ›nein‹ zu sagen. Ein großes Problem ist nämlich die ständige Verfügbarkeit von Alkohol, auch nachts an der Tankstelle und in der Kneipe und auf Festen sowieso.« Wer gerne ein Gespräch unter vier Augen mit einer Beraterin oder mit einem Berater hätte, kann das unter Telefon 171 19 23 80 vereinbaren. Eva Mäkler

Artikel vom 27.05.2008
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