Hauptschüler haben die Bevölkerungsentwicklung im Stadtteil erforscht

Ludwigs-/Isarvorstadt · Ein Blick ins Jahr 2030

Die Klasse 9 c der Schule an der Wittelsbacher Straße hat mit Unterstützung von Rainer Gottwald (letzte Reihe, Mitte) die Entwicklung im Viertel erforscht. Foto: jl

Die Klasse 9 c der Schule an der Wittelsbacher Straße hat mit Unterstützung von Rainer Gottwald (letzte Reihe, Mitte) die Entwicklung im Viertel erforscht. Foto: jl

Ludwigs-/Isarvorstadt · Einen deutlichen Frauenüberschuss wird es im Jahr 2030 unter den Bewohnern im Alter von 20 bis 40 Jahren rund um den Alten südlichen Friedhof geben. Um die Kliniken der Ludwigsvorstadt herum werden in 22 Jahren im Gegensatz zum restlichen Stadtviertel weniger Menschen als zurzeit leben.

Diese Prognosen zum Stadtteil Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt stammen weder von Wahrsagern noch von renommierten Wissenschaftlern – vielmehr hat die Klasse 9 c der Hauptschule an der Wittelsbacher Straße einen Blick in die Zukunft geworfen und die Bevölkerungsentwicklung in ihrem Viertel bis ins Jahr 2030 berechnet. Vergangenen Donnerstagabend haben die Schüler die Ergebnisse ihrer Studie ihren Eltern und Lehrern präsentiert.

»Das größte Vergnügen im Leben ist es, das zu tun, von dem die Leute sagen, du könntest es nicht«, sagte Schulleiter Hermann Huber zur Begrüßung. Die Schüler seien bei diesem Projekt »mehr begeistert gewesen als so mancher Lehrer« und hätten viele Ideen beigesteuert. Rainer Gottwald von der Firma Stratcon habe die Schüler vor wenigen Monaten ins Projekt eingeführt – anschließend hätten sie in Gruppenarbeit losgelegt und im Unterricht und zu Hause ihre Ergebnisse erarbeitet.

Grundlage für die Forschungen über ihr Viertel waren Zahlen des statistischen Amtes der Landeshauptstadt: Aus Zuzügen, Wegzügen und Sterbefällen der Jahre 2000 bis 2006 hatten die Schüler die so genannte Wanderbewegungszahl ermittelt, »hiermit ließen sich relativ genaue Vorhersagen erzielen«, so Gottwald.

Aufgeteilt für die Studie wurde der 2. Stadtbezirk in die Viertel Südlicher Friedhof, Glockenbachviertel, Gärtnerplatzviertel, Kliniken, St. Paul und Deutsches Museum. Und wie lauten die Ergebnisse?

»Im Bereich um die St. Pauls-Kirche soll es im Jahr 2030 einen enormen Männerüberschuss mit hohem Ausländeranteil geben«, erklärt einer der Schüler. »Das dürfte daran liegen, dass viele Arbeiter aus dem Ausland ohne ihre Familien hierher ziehen werden.« Insgesamt werden 2030 rund 37.600 Menschen in der Ludwigs- und Isarvorstadt leben – 2006 waren es nur 35.315. Die Zahl der Geburten wird von 336 im Jahr 2006 auf geschätzte 375 in 2030 steigen – und interessanterweise werden dann auch mehr als zehn 102-Jährige im Viertel leben; derzeit hat dieses hohe Alter noch keiner der Bewohner des Stadtteils erreicht.

Für ihr Projekt erhalten die Schüler ein Zertifikat, das von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) unterschrieben wird: »Das ist bei Hauptschülern wichtig für Bewerbungen nach dem Abschluss, weil sie damit zeigen, wie viel sie auf dem Kasten haben«, erklärt Gottwald. Mit solch einem Nachweis hätten junge Leute mit Hauptschulabschluss oftmals Konkurrenten mit Realschulabschluss im Rennen um Ausbildungsplätze ausgestochen. Schulleiter Huber jedenfalls lobte seine Schüler: »Die Präsentation ging unter die Haut. Wir haben hier junge Professoren gesehen.«

Wer sich im Detail für die Ergebnisse der Schülerstudie interessiert: Auf der Internetseite www.hswitte.musin.de sind die Präsentationen unter »Aktuelles« aufgelistet.

Jan Lüdeke

Artikel vom 22.04.2008
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