Zum zweiten Mal: »Brandlochfest« startet am 15. April

München · Widerstand und Anpassung

Szenische Lesungen sind beim »Brandlochfest« zu erleben.	Foto: VA

Szenische Lesungen sind beim »Brandlochfest« zu erleben. Foto: VA

München · Zum zweiten Mal findet vom 15. April bis 30. Mai das »Brandlochfest« 2008 statt: Das Festival ist aus einer literarischen Reihe hervorgegangen und will einen Brückenschlag der Dichter von heute und gestern schlagen. Im Zentrum der zahlreichen szenischen Lesungen und Veranstaltungen stehen vergessene Autorinnen und Autoren, deren Werke bei der Bücherverbrennung des Nazi-Regimes im Mai 1933 in Flammen aufgingen und damit demonstrativ ausgelöscht werden sollten.

Die Eröffnung (Eintritt 5 Euro) ist am 15. April, 20 Uhr, im Theater Heppel & Ettlich, Kaiserstraße 67, mit Ausschnitt aus der Lyrik Performance mit Texten von Mascha Kaléko und der Weltpremiere des Dokumentarfilms »Das Brandloch« (2008) von Sylvie Bantle. Autoren von heute forschen nach Kollegen, deren Werke einst verboten waren. Dies führt sie über eine sehr persönliche Annäherung in jene deutsche Vergangenheit, wo noch vieles unter dem Bann des Schweigens begraben auf seine Wiederentdeckung wartet.

Vor der Kulisse von München entstand ein poetischer Dokumentarfilm mit ungewöhnlichen Einsichten und Elementen, wie z.B. die Inszenierung einiger von Charlotte Beradt gesammelten Träume der Bevölkerung zwischen 1933-1939, oder die Erfahrungen der Familien-Therapeutin Susanne Bender in der heutigen Zeit.

Am Mittwoch, 16. April, 19.30 Uhr, schlüpfen Brandloch-Autorinnen in »Bertas Salon – ein Nachmittag in Paris« in der Stadtbibliothek Moosach, Hanauer Straße 61 a, in heute fast vergessene Schriftstellerinnen und ihre Schicksale im Jahr 1938.

Am Donnerstag, 17. April, 20 Uhr, ist die szenische Lesung im Gasteig, Raum 0117, zu sehen.

Von der Gratwanderung zwischen Anpassung und Widerstand handelt am Dienstag, 29. April, 20 Uhr, die szenische Lesung »Rebellen« im Heppel & Ettlich in der Kaiserstraße 67. Der Eintritt kostet 8 Euro. Sich etwas träumen lassen. Den Ofen, der alle Gespräche verrät; die Hundeleine, an der ein Verhafteter abgeführt wird; das Opernpublikum, das die eine, einzige Jüdin anspuckt – zwischen 1933 und 1939 befragte die Journalistin Charlotte Beradt Menschen aus ihrer Umgebung heimlich nach ihren Träumen.

Die Sammlung »Das Dritte Reich der Träume« sorgte bei der ersten Veröffentlichung in den 60er-Jahren für Aufsehen und regte diesen Abend an. Er stellt Autorinnen und Autoren vor, die nach dem 31. Januar 1933 noch versucht haben, als Menschen des Wortes Widerstand zu leisten. Die meisten von ihnen sind vergessen – damals aus den Regalen, aus den Bibliotheken – heute aus dem Sinn.

Artikel vom 08.04.2008
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