»Seerosenkreis« feiert 60-jähriges Bestehen: Ausstellung und Kabarett-Abend

Schwabing · Schwabinger KultUrgestein

Das Logo »Seerosenkreis«.   F.: Seerosenkreis

Das Logo »Seerosenkreis«. F.: Seerosenkreis

Schwabing · »Ein Treffpunkt für Literatur, Kabarett, Musik und Werkstattgespräche«, so definiert die Künstlerin und Poetin Dr. Brigitta Rambeck den literarischen Arm des Seerosenkreises. In diesen Tagen feiern sie ihr 60-jähriges Bestehen mit einer großen Ausstellung samt Rahmenprogramm in der Rathausgalerie, zusammen mit ihren Weggefährten aus der bildenden Kunst. Begonnen hat aber alles im Herzen von Schwabing.

Der ungewöhnliche Name stammt vom Lokal »Seerose« an der Ecke Feilitzsch-/ Gunezrainerstraße, in dem sich der Schauspieler Gustl Weigert mit befreundeten Künstlern, Literaten und Kabarettisten zum neuen Stammtisch mit improvisierten Darbietungen traf. Das Publikum blieb nicht lange aus.

»Es war die Zeit nach dem Krieg, die Zeit der Notateliers, die Leute hatten ein Bedürfnis nach Kunst«, erklärt Brigitta Rambeck die damaligen Verhältnisse. »Die Fünfziger in Schwabing waren geprägt von Kunst und Kultur auf höchstem Niveau. Es gab auch viele Überschneidungen innerhalb der Künstlerkreise, wie zum Beispiel mit dem Tukan-Kreis oder dem Treffpunkt Traumstadt Schwabing«.

Dem Künstlerzirkel gehörten anfangs Persönlichkeiten wie der Maler Hermann Geiseler, die Schwabinger Gisela und der Literat Peter Paul Althaus an. Dieser wurde später zum Urvater des literarischen Zirkels der Seerose, als sich der Kreis gegen Ende der fünfziger Jahre aus Platzgründen aufspaltete. Die bildenden Künstler wurden schließlich im Allotriakeller des Münchner Künstlerhauses heimisch, während sich die Literaten bis heute in der Seidlvilla treffen und dort auch ihre Lesungen veranstalten.

Brigitta Rambeck selbst ist seit 1980 in dem damals von dem Dichter Ernst Günther Bleisch organisierten Zirkel dabei. »Es was ein Kreis von Persönlichkeiten. Der heutige Oberbürgermeister Ude und sein Vater zum Beispiel waren genauso Gäste wie auch der ehemalige Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel. Der trat sogar als Weihnachtsmann bei uns auf«, erzählt Rambeck. Im Jahr 2006 wurde ihm eine besondere Ehrung zuteil: Vogel wurde der Seerosenring verliehen, den der Zirkel der bildenden Künstler alljährlich an Künstler und besonders verdiente Persönlichkeiten vergibt, ebenso wie den von der Stadt München finanzierten Seerosenpreis.

Nach dem Tod von Ernst Günther Bleisch übernahm Brigitta Rambeck 2004 selbst die Leitung des literarischen Zirkels. »Wir wollen nicht nur einfache Lesungen, sondern themaspezifische, zum Beispiel mit Gedichten von Marlene Dietrich«, erklärt sie ihr Selbstverständnis. »Wir sind bis heute kein Verein, sondern eine aus dem Freundeskreis hervorgegangene Gruppe. Und dieses fast schon schwabingerische Prinzip wollen wir erhalten. Wir ziehen auch immer wieder Jüngere zu uns hinein.«

Um die Zukunft des Schwabinger Kult-Urgesteins machen sich unter anderem die Schwabinger Gisela, Schauspielerin Gisela Schneeberger und Seerosianer wie Brigitta Rambeck, Wedekind-Enkel Anatol Regnier und Autorin Asta Scheib Gedanken: beim kabarettistischen Potpourri »Seerose – gestern, heute – morgen?« am Samstag, 5. April, in der Rathausgalerie.

Dort ist noch bis Sonntag, 6. April, täglich von 11 bis 19 Uhr, die Ausstellung »60 Jahre Seerosenkreis« zu sehen. 38 aktive Künstler zeigen Bilder und Skulpturen, Filme aus Schwabinger Ateliers in den Fünfzigern sind zu sehen und der Münchner Fotograf Stefan Moses zeigt bisher unveröffentlichte Fotos aus den 1950er-Jahren.

Der Eintritt ist frei. Karten für das um 19 Uhr beginnende Programm gibt es für acht Euro im Vorverkauf zu den oben genannten Öffnunszeiten und an der Abendkasse.

Moritz Füser

Artikel vom 01.04.2008
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