Die Münchner Umweltzone erlaubt viele Ausnahmen

München - Fahrverbot für 35.000?

Nicht nur Oldtimer und Krankenwagen dürfen ab Oktober auch ohne Plakette in der Umweltzone innerhalb des Mittleren Rings fahren – auch bei den Anwohnern lässt die Stadt gegen Gebühr Gnade vor Recht ergehen.Fotos: Archiv

Nicht nur Oldtimer und Krankenwagen dürfen ab Oktober auch ohne Plakette in der Umweltzone innerhalb des Mittleren Rings fahren – auch bei den Anwohnern lässt die Stadt gegen Gebühr Gnade vor Recht ergehen.Fotos: Archiv

Die Umweltzone ist beschlossene Sache: Ab 1. Oktober dürfen innerhalb des Mittleren Rings nur noch schadstoffarme Autos fahren. Allerdings gelten vorerst zahlreiche Ausnahmen – zu viele, wie Adelheid Dietz-Will (SPD), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen, findet.

Werner Lederer-Piloty (SPD), Chef des Stadtteilparlaments für Schwabing-Freimann, wünscht sich sogar eine Erweiterung der Zone.

Mehr als 35.000 Münchner Autofahrer müssen bis kommenden Herbst ihren Wagen aufrüsten lassen oder auf Bus, Bahn und Fahrrad umsteigen, um in die Stadtteile innerhalb des Mittleren Rings zu gelangen. Ab 1. Oktober nämlich ist Münchens Mitte eine sogenannte Umweltzone. Um künftig weiterhin überall in der Stadt fahren zu dürfen, müssen sich Autobesitzer eine entsprechende Plakette besorgen, die es für fünf Euro bei der Zulassungsstelle, beim TÜV, der Dekra und Werkstätten mit Berechtigung zur Abgasuntersuchung gibt.

Zwar wird die Plakette nur auf Autos geklebt, die bestimmte Schadstoff-Richtlinien erfüllen – allerdings hat der Stadtrat kürzlich beschlossen, die Umweltzone im ersten Jahr nach ihrer Einführung nicht allzu streng zu handhaben. So können Bürger, die innerhalb des Mittleren Rings wohnen und deren Fahrzeug nicht nachgerüstet werden kann, für 50 Euro eine Sondergenehmigung bekommen. Das Gleiche gilt für alle, die in der Umweltzone ein Unternehmen betreiben – allerdings zu einem Preis von 120 Euro. Auch wer beruflich aufs Auto angewiesen ist, Münchner etwa, die zu Zeiten arbeiten, in denen keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren, kann für 200 Euro eine einjährige Sondergenehmigung beantragen. Entrichten müssen diese Gebühr auch Pflegedienste, technische Notdienste und Patienten, die regelmäßig mit dem Auto zum Arzt müssen. Oldtimer, Motorräder, Krankenwagen und die Fahrzeuge von Militär und Polizei dürfen im gesamten Bundesgebiet auch ohne Plakette in den Umweltzonen fahren.

Dietz-Will findet: „Die Ausnahmen sind viel zu viele.“ Zwar könne man den Bürgern nicht zumuten, bis Oktober ein neues Auto zu kaufen, „aber die allermeisten haben ja einen Kat, und die Umrüstung kostet nur 250 Euro.“ Sie begrüße die Umweltzone sehr, „ich hoffe, dass sich damit der Verkehr an der Rosenheimer Straße beruhigt.“ Lederer-Piloty indes geht die neue Umwelt-Regelung nicht weit genug – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: „Unser Bezirksausschuss ist dafür, die Zone bis nach Freimann auszudehnen.“ Weil der Stadtteil direkt an die A9 grenze, seien die Straßen im Viertel besonders stark befahren. Der Ausbau des Flughafens habe die Situation weiter verschärft, „deshalb bin ich auch ein Befürworter des Transrapid, der könnte einiges abfangen.“

Mit der Einführung der Umweltzone setzt die Stadt die europäischen Feinstaub-Richtlinien um. Geplant war ursprünglich, das hiesige Fahrverbot bereits im Jahr 2007 einzuführen. Jetzt allerdings gehört die Stadt bei der Realisierung der EU-Norm zu den Schlusslichtern unter den Großstädten der Republik. Von Julia Stark

Artikel vom 20.03.2008
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