Schwabinger Bürger fordert Videoüberwachung – die Polizei ist dagegen

Schwabing · Hysterie am Hohenzollernplatz?

Die Zeichen für eine Videoüberwachung am Hohenzollernplatz stehen auf Rot. Denn die Polizei zeigt auch so Präsenz.Fotos: lix

Die Zeichen für eine Videoüberwachung am Hohenzollernplatz stehen auf Rot. Denn die Polizei zeigt auch so Präsenz.Fotos: lix

Schwabing · Die Polizei dein Freund und Helfer? Das sieht Herbert B. anders, denn er hat schlechte Erfahrungen mit den Herren in Grün gemacht. Nachdem der Schwabinger eines Abends eine Schlägerei am Hohenzollernplatz meldete, reagierte die Polizei erst nach 15 Minuten, so B.s Darstellung auf der letzten Sitzung des Bezirksaussschusses Schwabing-West (BA 4). »Anstelle sofortiger Reaktion wurde ich übellaunig nach meiner Anschrift und weiteren unwichtigen Dingen gefragt«, erzählt er.

Damit sich so etwas nicht wiederholen soll, fordert er nun die Einrichtung von Überwachungskameras. Hauptkommissar Olaf Schleicher von der zuständigen Polizeiinspektion Schwabing (PI 13) hält von dem Vorschlag wenig. »Das macht überhaupt keinen Sinn«, lautet sein Kommentar.

Denn Videoüberwachung gebe es nur dort, wo auch Verbrechen geschehen, was auf dem Hohenzollernplatz aber nicht der Fall sei. Am Orleansplatz gibt es dagegen seit 2006 drei Überwachungskameras. Der Grund dafür ist die dortige Alkoholiker-Szene, die seit Jahren immer wieder Straftaten und Ordnungswidrigkeiten begeht, wie Christoph Habl vom KVR erklärt. Ein anderes Beispiel ist der S-Bahnhof Laim, wo eine Bürgerversammlung Videokameras verlangte, nachdem im Jahr 2000 fast zwanzig Fahrräder gestohlen wurden. Damals lehnte die Polizei die Forderung allerdings ab, weil die Kriminalitätsbelastung zu gering war.

Und es gibt noch eine weitere Hürde für die Überwachungskameras, macht Hauptkommissar Schleicher deutlich: »Der Datenschutzbeauftragte der Landeshauptstadt München würde der Forderung B.s niemals zustimmen.« Insgesamt schätzt Schleicher die Situation am Hohenzollernplatz anders ein: »Die Geschäfte am Platz berichten, dass die Lage so ruhig ist, wie es seit Jahren nicht mehr war.« Das kann Franz Herzog, von der Streetwork Nord, bestätigen. »Wir sind jede Woche mindestens einmal vor Ort, und haben seit Oktober nur drei größere Personen-Ansammlungen festgestellt.« Ebenso berichtet Wolfgang Eichinger vom Drogenkontaktladen »Limit« in der Emanuelstraße, dass sich die Beschwerden von Anwohnerseite stark minimiert haben.

Herbert B. hatte sich bereits im Mai vorigen Jahres über die Zustände am Hohenzollernplatz beschwert. Und auch damals stellte die Polizei fest, dass sich die Massivität der Beschwerden nicht mit den Erkenntnissen der PI 13 decken. Ganz im Gegenteil, Dienststellenleiter Holzner hatte den Eindruck, das Problem habe sich eher verringert. Hauptkommissar Schleicher kann sich Herbert B.s Verhalten nur durch sein »subjektives Sicherheitsempfinden« erklären. »Auch von anderen Anwohnern hatten wir ähnliche Beschwerden bekommen, allerdings konnten wir deren Sorgen lösen.« Dass B. sehr subjektiv empfindet, zeigt ebenfalls ein anderer Umstand. Laut Einsatzprotokoll waren die Streifenwagen am besagten Abend nach drei Minuten vor Ort. Und nicht nach 15 Minuten, wie es der Schwabinger Bürger behauptete. Felix Schirrmann

Artikel vom 20.02.2008
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