Stadtratskandidat Michail Paloglou fordert mehr Chancen für alle Münchner

„Bildung macht bessere Menschen“

„Sprache ist das A und O, Sprache ist der Schlüssel zur Integration.“ Das mag eine Binsenweisheit sein. Ist es aber dann nicht, wenn einer diese Worte ausspricht, der diese positive Erfahrung am eigenen Leib gemacht hat. Michail Paloglou (34) ist Grieche, geboren in Dachau. Seine Eltern waren 1969 als so genannte Gastarbeiter nach Deutschland gekommen – mit dem Gedanken, irgendwann zurück in die Heimat zu gehen.

Doch mit der Zeit ist Deutschland der Familie zur zweiten Heimat geworden. Aus „Gastarbeitern“ wurden Einwanderer, die das Leben in Deutschland „gelernt“ haben. Sie haben die Eigenheiten deutscher Kultur und Traditionen kennen gelernt, sie haben sich dem Leben, dem gesellschaftlichen und politischen System angepasst, ohne sich selbst zu verleugnen. Sie sprechen Deutsch. Für Paloglou ist das die Grundlage für eine erfolgreiche Integration.

Jeder muss sich an die Spielregeln halten Paloglou engagiert sich für die Integration von Zuwanderern nach Deutschland: „Sprache ist die Voraussetzung für Bildung. Bildung ermöglicht den Menschen ein Leben in Wohlstand.“ Je höher das allgemeine Bildungsniveau, desto geringer die Armut und desto niedriger die Kriminalitätsrate. Logische Schlussfolgerung für Paloglou: „Der Staat muss die Voraussetzungen schaffen, damit jeder Mensch Zugang zu Bildung hat.“ Denn Bildung und Wohlstand schaffen Zufriedenheit, ist der 34-Jährige überzeugt. Paloglou ist nicht der Typ, der sich hinsetzt und hofft, dass alles gut wird. Er packt lieber selbst mit an. Den größten Einfluss könnte er im Münchner Stadtrat nehmen – und genau da will er hin. Bei der Kommunalwahl am 2. März bewirbt er sich um einen Stadtratssitz in der Fraktion der Freien Wähler.

Integration, erklärt Paloglou, sei nichts, was man mit sich machen lasse. Integration erfordere zwei Dinge: Zuwanderer müssen Möglichkeiten bekommen; Zuwanderer müssen diese Möglichkeiten nutzen. Integration ohne den beiderseitigen Willen dazu könne nie erfolgreich sein.

„Jeder muss sich an die Spielregeln halten“, fordert Paloglou. „Ich bin von der freiheitlichen Grundordnung und der Rechtsstaatlichkeit Deutschlands überzeugt. In Deutschland gibt es eine eigene Art zu leben, eine eigene Kultur, eine gesellschaftliche Ordnung. Damit muss ich mich identifizieren“, erklärt er. Darüber und über die Sprache definiere sich der Eingang ins soziale Geflecht. Zugleich dürfe man niemanden, der sich in die deutsche Gesellschaft eingliedern wolle, aussperren. „Deutschland ist nicht nur Blasmusik und Lederhosen. Deutschland ist mehr. Es ist ein tolerantes Land“, berichtet er aus eigener Erfahrung. Aber die Möglichkeiten von staatlicher Seite ließen noch sehr zu wünschen übrig.

Paloglou fordert mehr staatlich geförderte Sprachkurse für Fremdsprachler und vor allem die Ganztagsschule, die allen Kindern zugute komme: „Die Kinder müssen sinnvoll beschäftigt sein.“

Mit Transparenz gegen geistige Brandstifter

Der Diplom-Kaufmann setzt auf das geistige Potenzial, das Zuwanderer mitbringen und wendet sich scharf gegen „geistige Brandstifter“ – egal auf welcher Seite diese stehen. „Es ist erschreckend, wie leicht die rechtsextrem orientierten Tarnorganisationen ,Pro München‘ und ,Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA)‘ die notwendigen Unterschriften für die Zulassung zur Kommunalwahl erhalten haben“, klagt Paloglou. Genauso verurteilt er islamische Hassprediger, die in unscheinbaren Gebetsräumen nicht auffielen. In einer Moschee in München könnten solche Ideologen nicht unbemerkt agieren und agitieren, ist er überzeugt. Daher befürwortet der 34-Jährige den derzeit hart umkämpften Bau der Moschee in Sendling. So oder so: Als Erstes müsse jeder, der in Deutschland lebt, das Grundgesetz der Bundesrepublik respektieren und einhalten. Und das falle wiederum viel leichter, wenn das Land und die Gesellschaft Chancen ermöglichen.

Warum rutschen manche Ausländer – es handelt sich dabei nach wie vor um die Minderheit, wenngleich der Anteil gestiegen sei – in die Kriminalität ab? „Ausländer sind mehr von geringer Bildung betroffen“, meint Paloglou. „Sie fühlen sich in Deutschland zum Teil auch ungerecht behandelt, und das nicht immer grundlos.“ Das fördere Frust, Verzweiflung, Wut – und verleite zu Taten, die bei gelungener Aufklärung und Integration nie begangen würden.

Michail Paloglou sei selbst nie Opfer oder Ziel von Ausländerfeindlichkeit gewesen, erklärt er. In gewissen Situationen habe man ihn zwar eine „Andersartigkeit“ spüren lassen, das jedoch habe ihn nie nachteilig beeinflusst. Im Gegenteil: Er sei eher bestärkt worden, seinen Weg zu gehen.

„An der Uni gibt es keine Unterschiede“

Die enorme Wichtigkeit von Bildung für die Integration habe er während seines Studiums an der Ludwig-Maximilians-Universität festgestellt: „Dort habe ich überhaupt keine schlechten Erfahrungen gemacht. Es gibt da keine Unterschiede, die Herkunft eines Menschen ist völlig egal.“ Und darum fordert er bessere Bildungsmöglichkeiten für die Kinder. Er fordert mehr Verantwortungsbewusstsein der Eltern für ihre Kinder, ihnen den Weg in eine aufgeklärte Gesellschaft zu ermöglichen. Und vor allem fordert er, dass Bildung keine Frage des Wohlstands sein dürfe, sondern umgekehrt. Bildung müsse allen Menschen offenstehen, egal wie hoch das Einkommen ist. „Bildung macht bessere Menschen“, behauptet der politische Ziehsohn des Dachauer Stadtrats Dr. Edgar Forster. Michail Paloglou glaubt an eine bessere Gesellschaft – und will dafür kämpfen. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 14.02.2008
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