Fastenzeit: Von Fleischverzicht und Starkbiertrinken

München - Gürtel enger schnallen

„Wer nicht streng fasten kann, soll sich zumindest einschränken!“, so das Erzbischöfliche Ordinariat. Foto: Archiv

„Wer nicht streng fasten kann, soll sich zumindest einschränken!“, so das Erzbischöfliche Ordinariat. Foto: Archiv

Und? Worauf verzichten Sie derzeit? Viele Christen schnallen jetzt, zur Fastenzeit, den Gürtel enger, sie lassen die Finger von Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten. Das muss nicht unbedingt sein – findet allerdings der Bogenhausener Pfarrer Engelbert von der Lippe: Statt zu hungern sollten die Münchner lieber freundlicher miteinander umgehen. Das Erzbischöfliche Ordinariat hingegen mahnt zur strengen Enthaltsamkeit.

Dass der Fasching vorbei ist, merken auch die jüngeren Bürger Münchens – zum Beispiel im Kindergarten St. Florian in Riem. „Am Aschermittwoch haben wir alle Luftschlangen verbrannt und mit den Kindern besprochen, dass nun eine Zeit des Verzichts kommt“, erzählt die Leiterin Bernadette Prantner. Bis Ostern werden hier keine Feste mehr gefeiert, auch gibt es keine Süßigkeiten. „Außerdem halten wir die Kinder dazu an, noch mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen.“

Weniger streng geht es hingegen im Kindergarten St. Wolfgang in Haidhausen zu – doch auch hier wird auf die Fastenzeit geachtet. „Leider können wir den Speiseplan nicht umstellen, weil wir das Essen immer von derselben Großküche bekommen“, berichtet eine Mitarbeiterin. Jedoch werde derzeit wenig Fleisch gereicht, auf kalorienreiche Kuchen verzichtet und die Menge der Süßigkeiten reduziert. Es gibt aber Ausnahmen: „Wenn ein Kind Geburtstag hat, wird gefeiert wie sonst auch.“

Viel Spielraum für das Innehalten geben sich auch die Benediktinermönche des Klosters St. Bonifaz in der Isarvorstadt. „Bei uns kann sich jeder aussuchen, worauf er in der Fastenzeit verzichtet“, sagt Prior Frater Emanuel. Einzige Regel: Abends wird fleischlos gegessen. Ausnahmen werden auch an den Sonntagen gemacht, an denen die vorösterliche Buße übrigens generell unterbrochen werden darf. Am Speiseplan für die Obdachlosen, die im Kloster verköstigt werden, ändert sich übrigens nichts: „Wir nehmen den Armen nichts weg“, betont der Prior.

Von keinem seiner Schäfchen erwartet Pfarrer von der Lippe, dass es auf leibliche Genüsse verzichtet. Statt sich die Schokoladentorte zu verkneifen, empfiehlt er: „Die Münchner sollten sich in den Wochen vor Ostern ihren typisch bayerischen Grant abgewöhnen und einmal etwas freundlicher schauen.“ Ein nettes Wort zum Nachbarn sei wichtiger als die Einhaltung von Fastenregeln. Außerdem sei es ratsam, sich das ganze Jahr über vernünftig zu ernähren, „das gilt nicht nur für die Fastenzeit.“

Das Erzbischöfliche Ordinariat dagegen mahnt bis Ostern zur Zurückhaltung. Der Verzicht auf Speis und Trank sei „unerlässlicher Bestandteil jeder intensiveren Besinnungszeit“, heißt es in der aktuellen Pressemeldung. Wer nicht streng fasten könne, solle sich zumindest einschränken – auch, was Alkohol und Zigaretten betrifft. Ob beim Starkbier, das ursprünglich von Mönchen gebraut wurde, eine Ausnahme gemacht werden darf, verrät das Papier nicht. Von Julia Stark

Artikel vom 15.02.2008
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