Münchener Nord-Rundschau-Leserkrimi

Es geschah in Milbertshofen…

Münchener Nord-Rundschau-Leserkrimi für Milbertshofener

Münchener Nord-Rundschau-Leserkrimi für Milbertshofener

Wolken. Beton. Stein. Der Blick aus dem Fenster war keine gute Idee an diesem Januarmorgen. Noch nicht einmal Autos sorgten für kurzfristige Farbpunkte im Einheitsdunst der Schleißheimer Straße. Sonntagsfriede … bis die Glocken der Dankeskirche einsetzten. Willis Kopf drohte endgültig zu zerspringen. Er würde ganz sicher keinen Kirchgang einlegen, um seinem Herrn zu danken. Hatte er sich doch mal geschworen, Diener keines Herren zu werden, niemals. Willi, der einsame Held, pah. Darauf noch einen Whiskey. Er schlurfte in die Küche, um die Flasche zu holen.

Das knirschende Geräusch erreichte sein Gehirn kurz, bevor es den Schmerz meldete. Die Glasscherben, in denen seine Füße standen, färbten sich hellrot. Doch die roten Flecken auf den Steinfliesen des Küchenbodens waren dunkler – und trocken. Langsam wanderte sei Blick weiter. Und fand den ziemlich leblosen Körper einer Frau…

  • Die Fortsetzung (Teil 2) kam von Marta Reichenberger:

Er kniff die Augen zusammen und zwang sich, noch einmal in die gleiche Richtung zu schauen. Da lag sie. Noch immer. Im fahlen Schein der weit geöffneten Kühlschranktür aus der es tropfte. Röchelnd surrte der Kühlschrank vor sich hin, leise klirrend schepperten die Bierflaschen im obersten Fach aneinander. Die Glocken der Dankeskirche tobten noch immer ihr Sonntagspensum. Er hielt sich am Türrahmen fest und schaute zu der Frau. Er hatte sie noch nie gesehen.

Blonde Haare, schlank, Jeans, die Beine seltsam verdreht. Zersplittertes Glas, ihr Kopf lag in einer Lache gelblicher Flüssigkeit. Langsam setzte sich Willi auf den Küchenstuhl, sein Kopf eine einzige Explosion, sein Blickfeld ein sich drehender Kreisel, dann kippte er seitlich weg und rutschte an der Heizung entlang zu Boden.

Wie im Nebel hörte er, dass im Flur das Telefon schrillte. Schlimmer Ton. Hatte ihn schon immer genervt. Nach dem vierten Mal sprang der Anrufbeantworter an: »Na du alter Schwerenöter, warst ja gestern mächtig beschäftigt. Wenn du die Autoschlüssel wieder brauchst, dann melde dich. Ich bin am Nachmittag im Blücher.« Die Stimme kam ihm bekannt vor. Autoschlüssel? Um Himmels Willen welche Autoschlüssel!

Er zwang sich zu denken, und mit den tickenden Tropfen aus dem Kühlschrank sickerten wieder Bilder in sein Bewusstsein: Gestern Abend. Er hatte sich auf dem Parkplatz hinter dem Milbertshofener Platz mit Harry, Edip und Saskia getroffen. Saskia, genau, das war die Stimme auf dem Anrufbeantworter. Harry hatte eine Flasche Wodka dabei gehabt. Eigentlich nicht seine Marke, aber die Woche war hart gewesen. Riesenstress, viel Arbeit und doch war es nicht sicher, ob der Laden weiter laufen würde. Seit zwei Monaten gab es schon kein Geld mehr. Angeblich stand ein Riesenauftrag an, der nächste Woche unterzeichnet würde. Irgendwie sollte das angeblich mit dem Auslieferungslager von BMW zusammen hängen, hieß es.

  • Die Fortsetzung (Teil 3) hat Johannes Keller geschrieben:

Das waren so die letzten Bilder und Erinnerungen. Dann endete die Aufzeichnung in seinem Kopfkino – und mündete in diese hämmernden Kopfschmerzen. Aber wen interessiert auch die Vergangenheit, wenn die Küchenfliesen garniert sind mit selbstgemachten, frisch- roten Fußspuren, mit dunklen Blutstropfen und mit einer leblosen Frau. Kopfschmerzen, okay.

Eine hübsche Blondine nach einem feucht-fröhlichen Abend, in Ordnung. Solche Kopfschmerzen und dieser totale Filmriss: eher ungewöhnlich. Eine Blondine statt nackt, lebendig und in seinem Bett angezogen und ziemlich tot auf dem Küchenboden – das war allerdings so neben der Normalität, dass Willi nicht mal richtig schockiert war. Es war einfach surreal. Kein Gefühl. Taubheit und eine erstaunliche Gefasstheit regierten seine Gefühlswelt.

Nun mal Schritt für Schritt. Raus aus den Scherben und dann einen kräftigen Schluck Whiskey runtergespült, um das zu erwartende Erwachen aus dieser Dumpfheit abzufangen. Dann: Vorsichtig ertasten, ob die Frau nur ziemlich tot ist oder ganz tot. Kein Puls. Die Augen offen und verdreht. Ganz tot. Keine Überraschung, aber immerhin Gewissheit. Wer war die Frau nur? Um einen kühlen Kopf zu bewahren, noch einen Schluck Whiskey und dann ‘ne Aspirin aus dem Badschrank.

Doch der Flur lieferte bereits die nächsten Überraschungen. Alles war verwüstet und lag durchwühlt auf dem Boden. Aus dem Spiegel schaute Willi ein Kerl mit hübscher Platzwunde an, die wohl Filmriss und Schädelweh erklärte. Die Aufschrift »Das nächste Mal bist Du dran!«, in schwarzer Eddingschrift auf dem Spiegel beruhigte Willi nicht sehr. Zwar konnte er sich nun sicher sein, dass nicht er die Blondine im Suff mit einer Bierflasche in die ewigen Jagdgründe geschickt hatte. Sicher war aber jetzt auch, dass dies erst der Anfang war. Wo war er da nur reingeraten?

  • Die Fortsetzung (Teil 4) kam von Dieter Stinshoff:

TEIL 4 Willis Wohnung lag in der Keferloherstraße, im ersten Stock. Es gab also Nachbarn über und unter ihm. Die hatten mit Sicherheit was gehört. Er musste bald mit Besuch rechnen. Wo also anfangen? Seine blutenden Füße im Bad behandeln, unter der Dusche einen klareren Kopf bekommen. Doch vorher untersuchte er das Türschloss zu seiner Wohnung. Es war unbeschädigt.

Also zunächst ab ins Bad! Zwei, drei Glassplitter zog Willi aus seinem rechten Fuß. Das tat schon saumäßig weh. Der linke hatte nur wenig abgekriegt. Pflaster würde er nach dem Duschen aufkleben. Hauptsache, er hinterließ nicht mehr mit jedem Schritt eine neue Blutspur. Das kalte Wasser tat gut. Er ließ es eine Weile über seinen geplagten Kopf laufen. Im Schlafzimmer waren auch ein paar Schubladen herausgezogen. Aber da verwahrte Willi eigentlich nichts, jedenfalls nichts, was mit seinen Geschäftchen zusammen hing. Denn von irgend etwas musste man ja leben, wenn ehrliche Arbeit nichts einbrachte.

Nochmal einen Blick in die Küche. Was war das für eine Lache, da am Kopf des Mädchens? Etwas Blut war auch dabei. Die Dusche hatte doch Wunder gewirkt. Das Denken funktionierte zunehmend besser, obwohl der Kopf maßlos brummte. Und eine Platzwunde hatte die Fremde auch über der rechten Schläfe. Aber so stark hatte sie nicht geblutet. Die Drohung auf seinem Flurspiegel ließ er wohl besser stehen, als Beweis für die Fremdeinwirkung.

So, und nun der Reihe nach. Wo war sein Laptop? Der Wohnzimmerschrank stand offen – dort hätte es in der Ecke stehen müssen. Tat es aber nicht. Es war weg. Weg! Was er da gespeichert hatte … Es konnte ihm übel werden. Seine sehr privaten Geschäftsvorgänge. Kontaktadressen für bestimmte Telefonate, die er ganz bewusst weder über das Handy noch über sein altes Telefon führte. Er wankte zur Toilette, denn böse Übelkeit hatte ihn übermannt. Teil 3 erscheint am 7. Mai 2008

  • Teil 5 wird zum 7. Mai erwartet

Artikel vom 22.01.2008
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