Jeder soll mitmachen: Vogelzählung in Parks und Hinterhöfen am Wochenende

Schwabing · Sich auf die Lauer legen

Zählen statt Füttern im Englischen Garten: Brotreste an Wasservögel zu verteilen, lockt nur Ratten an. Und auch die anderen Vögel im Park sind gut versorgt. F.: ko

Zählen statt Füttern im Englischen Garten: Brotreste an Wasservögel zu verteilen, lockt nur Ratten an. Und auch die anderen Vögel im Park sind gut versorgt. F.: ko

Schwabing · Blaumeise und Buchfink, Rotkehlchen und Dompfaff gehören zu den Vögeln, die in unseren Gefilden überwintern. Doch wo und wieviele tummeln sich noch in Münchens Hinterhöfen, Parks und Gärten? Das soll sich bei der Aktion »Stunde der Wintervögel« herausstellen, zu der der Landesbund für Vogelschutz (LBV) die Bürger in und um München dieses Jahr zum dritten Mal aufruft.

Am 5. oder 6. Januar soll man sich dazu eine Stunde lang auf die Lauer legen und die Vögel zählen, die man in diesem Zeitraum am Fenster, Balkon, in Garten oder Park sieht. Das persönliche Ergebnis trägt man in eine Liste ein, die etwa bei der Stadt-Information im Rathaus erhältlich ist und im Internet unter www.lbv-muenchen.de. Bei einem Bummel durch den Englischen Garten stehen die Chancen gut, eine schöne Vogel-Vielfalt zu entdecken.

Denn dort gibt es für die Vögel laut Parkchef Thomas Köster über 30 Futterstellen, speziell von einer Werkstatt gebaut. Sie müssen nämlich bestimmten Kriterien entsprechen, erklärt Köster: Das Futter muss von den Vögeln aus dem Häuschen herausgepickt werden können, während die Tiere selbst auf einer Stange vor dem Futterplatz sitzen. Denn wenn die Vögel das Futter vom Boden fressen, besteht laut Köster die Gefahr, dass sie dort Exkremente fallen lassen. Artgenossen schlucken möglicherweise die Ausscheidungen und werden dann krank.

Dies gelte auch für private Futterplätze. Im Englischen Garten werden die Vogelhäuschen zudem so gut wie möglich vor Raubtieren und auch vor Menschen geschützt. Sie hängen an langen Drähten, damit beispielsweise keine Eichhörnchen an das Futter kommen. Und hoch genug, damit menschliche Parkbesucher keine ungeeigneten Nahrungsmittel in die Häuschen legen können.

Köster hat schon Mais und sogar Rosinen im Park gefunden, wie er erzählt. Die Wasservögel zu füttern ist übrigens gänzlich verboten. Am Ufer des Kleinhesseloher Sees äußert sich diese falsch verstandene Tierliebe aber oft mit dem Verteilen von teilweise verschimmelten Brotresten an die Tiere. »Damit werden aber nur Ratten angelockt, die dann wieder teuer und aufwändig bekämpft werden müssen«, klagt der Parkchef. In Sachen Futter kämen die heimischen Wintervögel gut alleine zurecht. Außer es liegt eine geschlossene Schneedecke, dann könne man den Tieren mit sachgemäßem Futter in Vogelhäuschen oder mit Meisenringen unter die Flügel greifen.

Bereits in den vergangenen beiden Jahren sei die Wintervogelzählung laut LBV auf große Resonanz bei den Bürgern gestoßen. Über 2000 Münchner haben 2006 mitgemacht. »Die Zählergebnisse der Vorjahre belegen nicht nur den Rückzug des Haussperlings aus München. Verblüffend waren die Meldungen über Zugvögel wie Hausrotschwanz, Star und Buchfink, die zunehmend den Winter bei uns verbringen«, sagt Heinz Sedlmeier, Leiter der LBV-Geschäftsstelle München. Bislang gebe es kaum wissenschaftliche Untersuchungen über die Auswirkungen der Winterfütterung und ihre Rolle im Vogelschutz. Deshalb solle mit der Zählung das Engagement möglichst vieler Personen genutzt werden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Am kommenden Wochenende sollen die Bürger also eine Stunde lang die heimischen Vögel zählen und die Ergebnisse an den LBV senden. Unter den Teilnehmern werden auch Preise verlost. Im Meldebogen wird die höchste, gleichzeitig gesichtete Anzahl jeder Vogelart eingetragen, sonst besteht die Gefahr, dass derselbe Vogel mehrfach in der Auswertung erscheint. Gezählt werden darf auch an mehreren Orten. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 02.01.2008
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