EHC-Manager Christian Winkler im Interview mit dem Münchner Wochenanzeiger

„Ich bin kein Partyminister“

EHC-Manager Christian Winkler. Foto: hh-muc

EHC-Manager Christian Winkler. Foto: hh-muc

2006: EHC-Manager Christian Winkler steht für den Erfolg des EHC München, er stellte die letztjährige Mannschaft zusammen und feierte den Einzug in die Playoffs. 2007: Winkler steht für den Misserfolg des EHC, er stellte die Mannschaft zusammen, die momentan eher gegen den Abstieg als um die Playoffs spielt. „Moment, ganz so einfach ist das nicht“, wehrt sich der EHC-Manager zu Beginn des Interviews mit dem Münchner Wochenanzeiger. Es ist daher Zeit, einiges klar zu stellen.

Münchner Wochenanzeiger: Herr Winkler, bitte fassen Sie die bereits absolvierten Spiele des EHC in dieser Saison mit Ihren eigenen Worten zusammen.

Christian Winkler: Was soll man sagen? Dass wir in Summe mit dem Verlauf der Saison nicht zufrieden sind, ist doch klar. Wir haben eine talentierte Mannschaft, die ihr Potenzial viel zu wenig abruft. Da waren teilweise Spiele dabei, die darf es bei so einer Mannschaft eigentlich nicht geben.

Münchner Wochenanzeiger: Da wäre zum Beispiel die 10:3-Niederlage gegen Essen. Wie vermeidet man künftig solche Spiele?

Winkler: Sport ist nicht planbar und außerdem spielt der Gegner ja auch eine Rolle. Auf unserer Seite müssen die Leistungsträger, die wir vor der Saison als solche ausgemacht haben, endlich ihre komplette Leistung bringen.

Münchner Wochenanzeiger: Es heißt, dass sich niemand in der Mannschaft traut, den Teamleader zu geben.

Winkler: Das weiß ich nicht, da müssen Sie schon die Mannschaft selbst fragen. Fakt ist, dass zum Beispiel ein Justin Aikins nicht das gehalten hat, was wir uns von ihm versprochen haben. Fakt ist, dass ein Brent Robinson noch nicht in Topform ist.

Münchner Wochenanzeiger: Nun besteht Ihre Mannschaft aber aus mehr als zwei Spielern. Wo liegt das Problem bei den anderen Spielern?

Winkler: Glauben Sie mir, wir suchen das Problem. Die Mannschaft hat sich nach dem Trainerwechsel zu weit zurückgelehnt. Frei nach dem Motto: letztes Jahr hat’s schließlich unter Cortina auch geklappt, also wird es dieses Jahr unter Bradley wieder funktionieren. Sie dachten vielleicht, dass es ein Selbstläufer wird und haben vergessen, wie sehr sie dafür arbeiten mussten.

Münchner Wochenanzeiger: Welche Teile der Mannschaft sind von dieser Lethargie betroffen?

Winkler: Ich glaube, ein Großteil der letztjährigen Mannschaft lebt von der Zufriedenheit des letzten Jahres. Aber auch einige neue Spieler haben es sich leichter und einfacher vorgestellt.

Münchner Wochenanzeiger: Es wurde den Spielern aber auch nicht leicht gemacht. Der Trainerwechsel von Englbrecht zu Bradley und die daraus entstehenden Verwirrungen waren hausgemacht.

Winkler: Das stimmt, das müssen wir allein auf unsere Kappe nehmen. Aber wir hatten auch mit anderen Problemen zu kämpfen. Gordon Borberg und Jason Deitsch haben lange Zeit mit Fußverletzungen gespielt, bei denen andere gar nicht aufgelaufen wären. Brent Robinson bricht sich eine Woche vor der Saison den Daumen. Nicht nur die Spieler hatten eine harte Zeit, auch wir Verantwortlichen mussten bittere Pillen schlucken.

Münchner Wochenanzeiger: Es heißt, dass die abgesagte Weihnachtsfeier bei vielen Spielern für Unmut gesorgt hat.

Winkler: Der EHC München hat momentan nichts zu feiern. So einfach ist das. Ich bin kein Partyminister, der für die gute Laune im Verein zuständig ist. Ich muss mich darum kümmern, dass es sportlich nach vorne geht. Und wenn einer der Spieler wegen der abgesagten Weihnachtsfeier ein Problem mit mir hat, dann darf er gerne zu mir kommen und seine Papiere abholen.

Münchner Wochenanzeiger: Sie standen in den letzten Wochen ebenfalls stark in der Kritik – wann holen Sie Ihre Papiere ab?

Winkler: In dem Moment, in dem ich dazu aufgefordert werde. Ich laufe vor nichts weg, auch nicht vor dieser Situation. Ich kann immer noch in den Spiegel schauen und muss mich nicht schämen. Aber natürlich habe ich auch Fehler gemacht, das liegt in der Natur des Menschen. Und glauben Sie mir, wir haben alles und jeden wunden Punkt angesprochen.

Münchner Wochenanzeiger: Das heißt, es spricht nichts gegen eine weitere Zusammenarbeit zwischen Winkler und dem EHC? Eine große Boulevardzeitung wird ja nicht müde, das Gegenteil zu behaupten. Sie sollen sich auch wieder bei Ihrem alten Arbeitgeber vorgestellt haben.

Winkler: Was diese Zeitung - beziehungsweise ein Journalist - da macht, ist unterste Schublade. Zur Klärung: ich bin weiterhin freier Mitarbeiter bei Radio Oberland. Das war ich schon immer, das steht auch so in meinem Vertrag mit dem EHC und das bin ich auch gerne. Dieser angebliche Vorstellungstermin war lediglich eine ausgedehnte Terminabsprache, wie sie jeden Tag tausendfach passiert. Noch mal: ich haue nicht ab.

Münchner Wochenanzeiger: Abschlussfrage: Mit welcher Haltung gehen Sie und der EHC ins Jahr 2008?

Winkler: Unser Ziel sind immer noch die Playoffs. Wir vergessen die erste Saisonhälfte und fangen noch mal von vorne an. Interview: Daniel Köhler

Artikel vom 27.12.2007
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