Der EHC München erlebt ein weiteres Achterbahn-Wochenende

Winkler schweigt

Der EHC: Vergangenen Sonntag war er am Boden zerstört. Foto: hh-muc

Der EHC: Vergangenen Sonntag war er am Boden zerstört. Foto: hh-muc

EHC-Manager Christian Winkler verzog sich in die Kabine. Das 1:5-Derby-Debakel gegen den SC Riessersee am Sonntagabend wollte der sonst so redselige Garmischer partout nicht kommentieren. Offensichtlich wollte er den lästigen Fragen der Journalisten entgehen. Wegen seiner diffus gebliebenen Drohungen, die Winkler nach dem 3:10-Massaker in Essen in der vergangenen Woche ausgesprochen hatte. Wegen der Kritik, die sich zuletzt auch gegen ihn und seine Einkaufspolitik gerichtet hatte.

Natürlich kann man Verständnis für den emotional gestrickten Manager und ehemaligen SCR-Goalie aufbringen. Die bittere Niederlage gegen den Lokalrivalen empfindet er als große Schmach: Eine Woche lang wird er sich von seinem Garmischer Bäcker fragen lassen müssen, wie er mit seinem EHC am vergangenen Wochenende gespielt habe. Die Heimpleite fällt zu allem Überfluss in die Kategorie Demontage. Die Art von Demontage, die Fans und Mannschaft des SCR eine Viertelstunde nach der Schlusssirene immer noch gefeiert hatten – Schmähgesänge und Cancan-Tanz auf dem Eis inklusive. „Es war ein geniales Spiel, Riesenkompliment an die Mannschaft“, jubelte denn auch der Riesserseer Trainer Marcus Bleicher. Er sprach von „unserer besten Saisonleistung“. Die „vermutlich beste Saisonleistung“ der Münchner sei zwei Tage zuvor zu erleben gewesen, wie EHC-Coach Doug Bradley nach dem Spiel am Sonntag erklärte. Beim 4:2 gegen die Heilbronner Falken habe alles gepasst: Eine kompakte Mannschaftsleistung, drei Tore in Überzahl, eine glänzend aufgelegte erste Angriffsreihe. Am Sonntag dann die erneute Ernüchterung: Gegen die gut organisierte SCR-Defensive fiel gerade dem Legionärstrio Mike Kompon, Brent Robinson und Jade Galbraith nichts ein. Oft hakte es schon beim Spielaufbau. Und wenn ein Münchner dann mal in einer aussichtsreichen Position vor dem Kasten stand, scheiterte er an dem bärenstarken Mark McArthur im Gästetor – oder am Pfosten. Geradezu desaströs das Überzahlspiel. Obwohl sich die Riesserseer zehn Strafzeiten eingehandelt hatten, gelang den Münchnern kein einziger Treffer im Power Play. Auch eine aussichtsreiche Fünf-gegen-Drei-Situation im zweiten Drittel wusste der EHC nicht zu nutzen. Unmittelbar danach netzte Mattias Wikström zum vorentscheidenden 0:2 für den SCR ein (33.). Das Überzahlspiel habe nicht funktioniert, weil die beiden wichtigsten Reihen zu lange auf dem Eis gestanden sind, meinte Bradley nach dem Spiel. „Wir haben uns selbst blöde Strafen eingefangen und mussten unsere Besten für das Unterzahlspiel opfern.“ Das ist zweifellos richtig, erklärt jedoch nicht die extreme Leistungsschwankung zwischen den Spielen. Die Achterbahnfahrt des EHC ist selbst dem Trainer „ein Rätsel“. Dass sein Team gerade beim Derby nicht das leiste, was er erwarte, versteht er überhaupt nicht. Auch Spieler Mike Kompon hat „keine Erklärung“ für die schwache Leistung am Sonntag. Vielleicht hat auch Manager Winkler keine Antwort gewusst – und deswegen lieber mal nichts sagen wollen. Thierry Backes

Artikel vom 10.12.2007
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