Modernisierung des Hauptbahnhofs könnte an Kosten scheitern

Münchner Zentrum · Aus der Spur

Länger als geplant bleibt die grüngraue Betonfassade des Hauptbahnhofs erhalten: Die Pläne für eine Erneuerung liegen derzeit auf Eis.         Foto: els

Länger als geplant bleibt die grüngraue Betonfassade des Hauptbahnhofs erhalten: Die Pläne für eine Erneuerung liegen derzeit auf Eis. Foto: els

Münchner Zentrum · Die Debatte um die Neugestaltung des Hauptbahnhofs ist in voller Fahrt. Am heutigen Mittwoch entscheidet der Stadtrat bei seiner Vollversammlung über eine Machbarkeitsstudie zum Bau der ursprünglich geplanten Empfangshalle. Aus Kostengründen hatte die Bahn das Vorhaben im Juli vorläufig auf Eis gelegt. Die Untersuchung soll nun klären, wo gespart werden kann.

Die Münchner Stadtratsfraktionen sind sich einig: Anlässlich des Baus der zweiten S-Bahn-Stammstrecke und möglicherweise auch des Transrapids soll der Hauptbahnhof ein neues Gesicht bekommen. Die Pläne hierfür liegen seit mehr als einem Jahr vor. Doch obwohl die Gestaltung der Empfangshalle bereits beschlossene Sache war, hat die Bahn das Vorhaben vor einigen Monaten überraschend abgeblasen. Der Grund: Der vom Preisgericht gewählte Entwurf mit einem mehrgeschossigen Dach für Büros und Hotels kostet 350 Millionen Euro – das ist dem Unternehmen zu teuer.

»Die Baukosten sind aber nur das offizielle Argument«, glaubt Stadtrat Boris Schwarz (Grüne). In Wahrheit sei das Modell verworfen worden, weil die neuen Gewerbeflächen nicht die erwarteten Miet-Einnahmen abwerfen würden.

Die Stadtpolitik hält jedoch an den ursprünglichen Plänen fest. »Überall in Deutschland wurden die Bahnhöfe für viel Geld saniert«, sagt SPD-Stadträtin Claudia Tausend. Warum das in München nicht möglich sein soll, kann sie nicht verstehen. Auch Schwarz spricht sich für die neue Halle aus. »Ein moderner Bahnhof muss sich mit der Attraktivität eines Flughafens messen können«, sagt er.

Bezuschussen will die Stadt den Bau aber nicht. »Die Finanzierung ist allein Sache der Bahn«, bekräftigt Tausend. Das Unternehmen dementiert dies: »Beim Umbau von Bahnhöfen kommen in der Regel 60 Prozent von der öffentlichen Hand«, so eine Sprecherin. Im Fall des Münchner Hauptbahnhofs könne die Bahn aber nur rund die Hälfte der verbleibenden 40 Prozent wieder erwirtschaften, »deshalb suchen wir weitere Investoren.« Nun soll eine Studie zeigen, wo Einsparmöglichkeiten liegen.

Klären soll die Untersuchung unter anderem, ob die Errichtung der neuen Empfangshalle mit den Plänen zum Bau des Transrapids und der zweiten S-Bahn Stammstrecke zu vereinbaren sind. »Die SPD befürwortet den Transrapid zwar nicht«, räumt Tausend ein. Dennoch sei die Schwebebahn bislang als feste Größe mit eingeplant.

Nach wie vor unberücksichtigt ist hingegen die so genannte Magistrale, eine Schnellstrecke, welche die EU zwischen Budapest und Paris einrichten will. »Das ist mit einem Kopfbahnhof nicht machbar«, sagt CSU-Stadtrat Josef Schmid, der für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert. »Dazu müsste man den gesamten Hauptbahnhof nach Pasing verlegen.«

Auf andere Neuerungen können sich die Fahrgäste unterdessen schon jetzt freuen: Am 9. Dezember werden die Fahrpläne der Bahn umgestellt. Die Reise von München nach Paris dauert dann nur noch sechs Stunden. Außerdem wird es einen neuen Nachtzug nach Rom und zusätzliche Verbindungen nach Berlin, Salzburg, Murnau und zum Bodensee geben. Julia Stark

Artikel vom 04.12.2007
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