Wieder Freude an der Weißwurst durch Gütesiegel?

Grünes Kindl für Verbraucherschutz?

München · BSE, Medikamenten verseuchtes Schweinefleisch, genmanipuliertes Gemüse...

Neue Demokratie – Stadtrat Sven Thanheiser nahm die aktuelle BSE-Hysterie zum Anlass, dem Stadtrat ein neues Gütesiegel für Lebensmittel vorzuschlagen.

Ein grünes Münchner Kindl soll künftig Lebensmittel aus dem Münchner Raum zieren, so will es Thanheiser.

Dabei soll für die Vergabe des Gütesiegels ein Kriterienkatalog erabeitet werden. Produktionsweise, ausgesuchte Inhaltsstoffe, Rahmenbedingungen wie ökologische Landwirtschaft und ständige Kontrollen sollen dabei eine Rolle spielen.

Denn die Gesamtlage der Nahrungsqualität ist desolat, so Thanheiser. Die beiden Landesuntersuchungsämter testen seinen Recherchen zufolge nur vier Lebensmittelproben pro Einwohner im Jahr.

Die Untersuchungsergebnisse werden intern zusammengefasst und erst ein Jahr (!) nach der Untersuchung veröffentlicht. Die direkten Kontrolleure der Bezirksinspektionen in München werden wegen Überlastung in der Regel nur bei Verdachtsmeldung tätig und leiten das Ergebnis nach vier bis sechs Wochen an den Verbraucher weiter.

Die Verbraucherzentralen in Bayern beraten munter, verfügen aber nicht über eigene Labors. Und so verschlingen die Verbraucher weiter Lachs (der mit Tiermehl gefüttert wird) und Truthahn (vollgestopft mit Wachstumsbeschleunigern und Antibiotika).

Fazit: Die deutsche Lebensmittelkontrolle ist ein Witz!, findet Tahnheiser. Der Nachrichtendschungel hunderter selbsternannter Spezialisten führt zu noch mehr Verunsicherung beim Verbraucher. Da die Bayerische Staatsregierung einmal mehr ihre Unfähigkeit zum Krisenmanagement bewiesen hat, muss die kommunale Qualitätssicherung der Lebensmittel ausgebaut werden, fordert der Stadtrat. Hierzu kann ein kommunales Gütesiegel (wie das »Grüne Kindl«) ein wichtiger Beitrag zur effektiven Information der Verbraucher sein.

Im Gegensatz zum Deutschen Lebensmittelbuch muss das Münchner Siegel die Inhaltsstoffe vorgeben und nicht nur ausschließen. Die Kontrollorgane der Stadt müssen ausgebaut werden, so dass die Erzeuger unter ständigem Prüfungsdruck stehen.

Vielleicht gewinnen die Bürger der Landeshauptstadt durch das »Grüne Kindl«, die Freude an der Weißwurst zurück.

Artikel vom 01.02.2001
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