Albrecht Ackerland über Beschwerden

„Da schau her“

Wirklich eine gute Sache: Wenn etwas schief läuft in einem der örtlichen Altenheime, können sich die Bewohner bei einer eigens eingerichteten städtischen Stelle beschweren. Damit ist München am Puls der Zeit – und das schon seit zehn Jahren: Denn Münchens Altenheimbewohner sind somit nicht mehr vor allem Kranke oder Pflegebedürftige, nein sie sind „Kunden“.

Man merkt: Der Stadt München mangelt es nicht an Kundenfreundlichkeit. Dass die Beschwerdestelle für Probleme in der Altenpflege auch noch dem Chef – in unserem Fall also Christian Ude – unterstellt ist, und nicht dem Assistenten des Hausmeisters vom Müllhäusl, ist ein Grund für Jubel, wie ich finde. Nun also: Jubel!

Ich selbst bin noch nicht so weit fortgeschritten, mich über Altenheime beschweren zu müssen. Muss ich hoffentlich niemals, schätze ich doch jetzt schon den Münchner Seniorenservice als so gut ein, dass es keine Beschwerden geben dürfte. Nun ja: dürfte…

In meiner momentanen Lebenswelt wünsche ich mir allerdings viele andere Beschwerdestellen – möglichst direkt beim Stadtchef angesiedelt. Etwa, wenn wieder einmal das Bier zu warm aus meinem Kühlschrank kommt. Oder das Wetter zu nass ist. Oder weil immer weniger U-Bahn-Durchsagen klassisch-grantig-unverständlich-bayrisch aus den Lautsprechern dringen, sondern viel zu näselnd-hochdeutsch-überfreundlich-serviceorientiert.

Allen voran aber wünsche ich hiermit eine Beschwerdestelle für Auftritte unseres Oberbürgermeisters in der Öffentlichkeit und vor Fernsehkameras: Bitte, lieber OB, höre auf, jedes Wort so zu betonen und jeden Satz so zu formulieren, als sei das Gesagte wieder einmal ein kabarettistisches Meisterstück. Eine solche Stelle müsste freilich ebenfalls beim OB angesiedelt sein. Damit die Beschwerde wirklich ohne Umwege ankommt.

Artikel vom 15.11.2007
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