Baggern, buddeln und bauen unter Wasser: Unter der Isar entsteht ein Tunnel

Münchner Zentrum · Alles im Fluss

Baustelle unter Wasser: In diesen Tagen laufen die Vorarbeiten für den Tunnelbau unter der Isar auf Hochtouren.                       Foto: js

Baustelle unter Wasser: In diesen Tagen laufen die Vorarbeiten für den Tunnelbau unter der Isar auf Hochtouren. Foto: js

Münchner Zentrum · Eine Baustelle - mitten im Wasser. In alle Richtungen spritzt es, wenn die drei Bagger den Kies aus der Isar schöpfen, die Strömung bringt ihre Schaufeln zum Schaukeln. Seit wenigen Tagen werden an der Reichenbachbrücke die Vorarbeiten für einen Tunnelbau unter der Isar erledigt, der künftige Tunnel soll die Kanalisationssysteme links und rechts des Flusses miteinander verbinden.

Fertig soll der neue Abflusskanal spätestens im Jahr 2009 sein, bevor die Isar an dieser Stelle renaturiert wird.

Innerhalb weniger Tage sind hinter dem Deutschen Museum riesige Kiesberge gewachsen. Und wo vor knapp zwei Wochen noch Wiese war, fließt jetzt die Isar. Zwei große, rote Rohre leiten einen Teil des Flusses in ein künstliches Bett. Damit nämlich die Bagger das Fundament für den neuen Kanal ebnen können, muss der Fluss-Pegel um 1,40 Meter gesenkt werden. »Sonst stünden die Führerhäuschen unter Wasser«, erklärt Jutta Plail von der Münchner Stadtentwässerung. Doch die Natur hat den Kanalbauern einen Strich durch die Rechnung gemacht: Es regnet seit Tagen. »Deshalb konnten wir den Pegel bisher nicht auf die geplante Höhe bringen.« Bis jetzt haben die Baggerfahrer zwar noch keine nassen Füße, bei Hochwasser aber müssen die Arbeiten pausieren.

Verlaufen wird der neue Tunnel direkt unter der Isar. Seine Oberkante wird rund eine Ellbogenlänge unter dem Grund beginnen. In dem drei Meter hohen, fünf Meter breiten und 170 Meter langen Schacht aus Beton werden nach seiner Fertigstellung drei Rohre verlegt, je eines für Trink- und Abwasser sowie eines für Stromkabel. Weil die Handwerker einen trockenen Untergrund für ihre Arbeiten brauchen, wird in der Isar eine Insel aufgeschüttet. »Das aber passiert erst im nächsten Frühjahr«, sagt Josef Heuberger, Abteilungsleiter bei der Stadtentwässerung. Doch schon jetzt karren Laster große Steine ans Ufer, einer der beiden Bagger schaufelt sie in den Fluss. Denn wenn die Insel die Isar verengt, wird sich das Wasser mit Wucht durch die künstlich geschaffenen Engstellen zwängen und Teile des Bodens mit sich nehmen. Um die Sohle zu sichern, wird der feine Isarkies ausgehoben und durch schwere Betonsteine ersetzt.

2009 soll der Tunnel fertig sein. »Eigentlich wäre der Abwasserkanal noch nicht nötig«, sagt Plail. Doch wenn hier im Jahr 2009 die Isar renaturiert wird und die natürlichen Ufer wieder hergestellt werden, wäre es ungleich aufwändiger, nochmals alles aufzureißen. »Deshalb mussten wir jetzt anfangen.«

Für die Anwohner bedeutet der Bau des Kanals, dass sie für eine ganze Weile auf ihr lauschiges Plätzchen in den Isarauen verzichten müssen. Ungemütlich wird es auch auf den Frühlingswiesen entlang der Eduard-Schmid-Straße, die von den Baufahrzeugen genutzt wird. »Man kann sich dort zwar weiterhin aufhalten, aber es wird ziemlich laut sein«, sagt Heuberger. Der Vorteil des Tunnels: Durch den Ausbau des Kanalnetzes wird die Wasserqualität der Isar verbessert. Bislang wurden immer wieder kleine Mengen an Abwasser eingeleitet – damit ist dann Schluss. Das Projekt wird rund 12 Millionen Euro kosten. Julia Stark

Artikel vom 13.11.2007
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