Wenn eine Reihe Ziegel mehr zum Politikum wird, sehen die Bürger alt aus

Hochbrück · Albtraum Eigenheim

Ein Krieg um 19 Zentimeter: (v. li.) David Ward zeigt zusammen mit seiner Tochter Michelle und Sohn Christoph den Stein des Anstoßes in seinem Haus.Foto: ba

Ein Krieg um 19 Zentimeter: (v. li.) David Ward zeigt zusammen mit seiner Tochter Michelle und Sohn Christoph den Stein des Anstoßes in seinem Haus.Foto: ba

Hochbrück · Als die Stadt Garching im Bereich des Bebauungsplanes Seiler III ein Einheimischen-Programm mit günstigeren Grundstückspreisen auflegte, schien für die Familie Ward aus Hochbrück der Traum vom Eigenheim in Erfüllung zu gehen. David und Alexandra Ward kauften eines der Häuser am Seilerweg, um zusammen mit ihren Kindern Christoph und Michelle hier Weihnachten 2007 einzuziehen.

Doch heute ist der Traum längst zum Albtraum geworden, weil die Wards, wie mehrere andere Bauherren, ihr Haus um eine Steinreihe und genau 19 Zentimeter zu hoch bauten. Das Landratsamt stellte das Vergehen fest und die Stadt bestand monatelang auf den Rückbau, der durch den Beschluss einer Bebauungsplan-Änderung in der Stadtratssitzung am Donnerstag, 22. November, verhindert werden könnte. Die Häuser sind längst zu einem Politikum geworden und einer Angelegenheit, aus der am Ende nur Verlierer herausgehen.

Im Stadtrat haben sich die Fraktionen von CSU, Bürger für Garching und Unabhängige Garchinger zusammen getan, um den Rückbau von den acht um eine Steinreihe zu hoch gebauten Häusern zu verhindern. Angesichts des Baustopps im Dachgeschoss der Betroffenen ist diesen Bauherren schon ein finanzieller Schaden in fünfstelliger Höhe entstanden und das sehen die Gruppierungen, die gegenüber der SPD eine hauchdünne Mehrheit haben, als ausreichende Strafe an.

Der Grund für den Zusatzstein an der Nordseite des Hauses war ein ganz einfacher. Das dortige kleine Abstellzimmer konnte so mit einer Tür versehen und das Treppenhaus zu der Einliegerwohnung in der Ecke des Gebäudes platziert werden. Heute sagt David Ward, »dass diese Entscheidung leichtsinnig und naiv war«. Nur setzt er sich zur Wehr gegen die SPD-Stadträte Dietmar Gruchmann und Joachim Krause, die ihn und die anderen Bauherren schon mehrfach als Gesetzesbrecher bezeichnet haben. »Ich lasse es mir nicht bieten, als Straftäter hingestellt zu werden«, sagt Ward.

Mittlerweile haben Bauexperten in ihren Stellungnahmen geschrieben, dass eine Änderung der nördlichen Wandhöhe im Bebauungsplan von 7,25 auf 7,50 Meter städtebaulich vertretbar sei. Die Stadt befürchtet aber Schadensersatzklagen der Bauherren mit der vorgeschriebenen Gebäudehöhe für den ihnen entgangenen Wohnraum.

Die Wards sind verzweifelt. Deshalb fragte das am Rande des finanziellen K.O.’s stehende Ehepaar bereits bei der Stadt wegen den Möglichkeiten des Verkaufs an. Nach der Stadtratssitzung am 22. November müssen die Entscheidungen aber schnell fallen, weil die Wards ihre jetzige Mietwohnung zum Februar 2008 gekündigt haben. Nico Bauer

Artikel vom 13.11.2007
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