Feierliche Gottesdienste und Gräbersegnung

München · Allerheiligen ist keine Trauerfeier

München · In den 4000 katholischen Pfarreien Bayerns wird am 1. November das Hochfest Allerheiligen mit feierlichen Gottesdiensten und am 2. November der Allerseelentag als Gedächtnis aller Verstorbenen begangen. Das Fest Allerheiligen reicht in seinen Ursprüngen bis in das 4. Jahrhundert zurück. Es ist hervorgegangen aus dem Gedächtnis an alle Märtyrer, die wegen ihres christlichen Glaubens getötet und als Heilige verehrt wurden.

Ein äußerer Anknüpfungspunkt für die Einführung des Festes in der römischen Kirche war die Umwidmung des noch in vorchristlicher Zeit als »Sammelplatz aller Gottheiten« in Rom errichteten Pantheon. Papst Bonifaz IV. ließ 609 den heidnischen Tempel »unter Anrufung der heiligen Jungfrau und aller heiligen Märtyrer zu Ehren des wahren Gottes« als Kirche weihen. Das Gedächtnis der Weihe des Pantheons und der Kapelle in St. Peter verschmolz schließlich zu einem Fest, das seit dem 8. und 9. Jahrhundert überall in der abendländischen Kirche am 1. November als Allerheiligenfest gefeiert wurde. Einen Tag aller Heiligen feiern auch die orthodoxen Christen am Sonntag nach Pfingsten. In Anlehnung an das Fest Allerheiligen wird auch das christliche Gedenken an den Tod und die Verstorbenen als Gedächtnistag Allerseelen am 2. November begangen.

Der Allerseelentag am 2. November geht auf das Jahr 998 zurück, als Odilo, Abt der französischen Benediktinerabtei Cluny, das festliche Gedächtnis aller Verstorbenen für alle ihm unterstellten Klöster an diesem Tag anordnete. Von Cluny aus wurde der Allerseelentag nach dem Fest Allerheiligen in der abendländischen Kirche immer mehr üblich. Jedoch erst Papst Benedikt XV. führte Allerseelen 1915 für die Gesamtkirche ein. Ein wichtiger Inhalt des Allerseelentages ist über die Trauer um den Verlust der Verstorbenen hinaus der Glaube an die Auferstehung von den Toten.

In nahezu allen katholischen Pfarreien Bayerns wird der Vormittag des Allerheiligenfestes mit feierlichen Gottesdiensten begangen. Am Nachmittag gehen dann die Gläubigen auf die Friedhöfe oder ziehen gemeinsam in Prozessionen dort hin. An den mit Blumen und Kerzen geschmückten Gräbern gedenken sie der Verstorbenen im Gebet. Von Geistlichen werden die Gräber mit Weihwasser, dem Symbol des Lebens, besprengt. An den Gräbern werden Lichter als Symbole des Auferstehungsglaubens angezündet. Die Bezeichnung »Trauerfeier« entspricht nicht dem christlichen Totengedenken.

In der Münchner Innenstadt wird das Fest Allerheiligen mit festlichen Gottesdiensten begangen. Da der Liebfrauendom wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist, feiert Dompropst Weihbischof Engelbert Siebler um 9 Uhr in der Jesuitenkirche St. Michael ein Pontifikalamt. Chor und Orchester von St. Michael gestalten die Feier mit der Heiligmesse von Joseph Haydn.

In der Pfarr- und Abteikirche St. Bonifaz feiert Abt Johannes Eckert um 9 Uhr ein Pontifikalamt, das vom Ensemble Stimmwerck gestaltet wird. In der Hl. Geist-Kirche beginnt um 9.30 Uhr ein Festgottesdienst, der mit Messe in B-Dur von Franz Schubert umrahmt wird. Beim lateinischen Hochamt um 10.30 Uhr in der Theatinerkirche St. Kajetan singt die Vokalkapelle die Missa und Motette »O quam gloriosum« von L. Vittoria. In St. Peter erklingt beim Pfarrgottesdienst um 9 Uhr die Missa in F von Karl Maria Pembaur. In St. Ludwig und in St. Anna beginnt der Pfarrgottesdienst jeweils um 10 Uhr.

Am Allerseelentag, 2. November, feiert Kardinal Friedrich Wetter um 18 Uhr in St. Michael ein Pontifikalrequiem für die verstorbenen Erzbischöfe und Bischöfe. Es erklingt das Requiem von Gabriel Fauré. Um 21 Uhr beginnt in St. Michael eine Totenvigil. In der Theatinerkirche St. Kajetan wird um 8 Uhr das Requiem für die Verstorbenen des Kultus- und Wissenschaftsministeriums gefeiert. Um 17.30 Uhr feiert die Allerseelenbruderschaft ein Requiem. Die Pfarrei St. Peter gedenkt beim Gottesdienst um 9 Uhr, gestaltet mit dem Requiem von Heinrich Huber, der verstorbenen Seelsorger. Das Requiem für die verstorbenen Pfarrangehörigen um 18 Uhr in St. Peter wird mit dem Requiem von Markus Koch umrahmt. In St. Anna singt der Chor beim Allerseelengottesdienst um 19 Uhr Sätze aus der Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz.

Das Gedenken an die Verstorbenen wird auf den Münchner Friedhöfen am Nachmittag des Allerheiligenfestes mit Wortgottesdiensten und Gräbersegnungen begangen. Sie beginnen um 14 Uhr auf den Friedhöfen in Bogenhausen, Englschalking, Feldmoching, Forstenried, Freimann, Großhadern, Haidhausen, Neuer Südfriedhof, Oberföhring, Perlacher Forst, Riem (Alter Friedhof) und Solln (Alter Friedhof). Um 14.30 Uhr sind Gräbersegnungen auf dem Nordfriedhof, in Nymphenburg, Pasing, Untermenzing und auf dem Westfriedhof. Um 15 Uhr beginnen die Gräbersegnungen in Allach, Aubing, Daglfing, Johanneskirchen, Lochhausen, Neuhausen, Obermenzing, Ostfriedhof, Perlach (Alter Friedhof), Sendling, Solln (Waldfriedhof), Südfriedhof, Waldfriedhof (Alter und Neuer Teil). Heilige Messen mit Totengedenken werden um 10.30 Uhr in der Aussegnungshalle des Ostfriedhofs und um 15 Uhr in der Aussegnungshalle des Neuen Teils des Waldfriedhofs gefeiert.

Im Rahmen der Ausstellung »Noch mal leben vor dem Tod« in der ehemaligen Karmeliterkirche, Karmeliterstraße 1, hält Gerd Haeffner SJ, Professor für Philosophische Antropologie an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München, um 19.30 Uhr einen Vortrag zum Thema »Jenseits des Lebens – Diesseits des Todes«. Er geht dabei der Frage nach, welche Rolle die christliche Verheißung für das Leben der Menschen spielt und wie Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens damit umgehen.

Artikel vom 30.10.2007
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...